Diagonale: Neues Intendanten-Duo designiert

Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, bisher Leiter des Nachwuchsmedienfestivals YOUKI in Wels, bilden das neue Intendanten-Duo der Diagonale. Sie folgen unmittelbar nach dem Festival 2015 auf Barbara Pichler.

Die neuen Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber

Lukas Maul

Sebastian Höglinger und sein Kollege Peter Schernhuber

Die Generalversammlung des Vereins „Forum österreichischer Film“, der das Festival organisiert, hat sich einstimmig für die beiden Oberösterreicher, den 30-jährigen Sebastian Höglinger und den 26-jährigen Peter Schernhuber, entschieden. Sie werden von 2016 bis 2019 für das Festival verantwortlich sein, hieß es in der Aussendung der Diagonale am Donnerstag.

Klares Konzept überzeugte

Grundlage für die Entscheidung sei „das klare und überzeugende Konzept“ gewesen, das „von Mut, Neugier und von einer Lust an Neuem geprägt“ sei, hieß es weiter. Das Konzept lasse sowohl Kontinuität als auch frische Impulse erwarten, und als langjährige Diagonale-Mitarbeiter würden Höglinger und Schernhuber über weitreichende Kenntnisse der österreichischen Filmlandschaft und Erfahrungen im Festivalbereich verfügen.

Die beiden Oberösterreicher würden „ein umfassendes Verständnis für die Rolle der Diagonale als Plattform für den gesamten österreichischen Film wie auch als Vermittlerin zwischen dem Publikum und dem heimischen Kino“ mitbringen. Für die Nachfolge hatte es fünf männliche, fünf weibliche und zwei Bewerbungen im Duo gegeben, wobei vier Bewerberinnen und Bewerber und beide Duos zu Hearings geladen wurden.

„Schon eine große Überraschung“

Höglinger und Schernhuber eint neben der gemeinsamen Leitung der gerade zu Ende gegangenen YOUKI auch das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie die Mitarbeit bei den österreichischen Festivals Viennale und Crossing Europe. „Angesichts unseres Alters und auch der Qualität anderer Bewerber war das schon eine große Überraschung“, gestand Höglinger, „auch dass letztlich der Mut da war, ein solches Signal zu setzen und uns das zuzutrauen.“

Jüngere Generation

Man habe es mit einer Diagonale zu tun, „die super funktioniert und die nach mitunter schwierigen Zeiten von Barbara Pichler zu einem wahnsinnig guten Festival ausgebaut worden ist“, sagte Schernhuber. „Wir haben versucht, von dieser Grundlage auszugehen - schließlich wurden wir auch selbst mit diesem Festival sozialisiert. Da wir aber doch einer jüngeren Generation angehören, haben wir auch versucht, neue Ideen und Neugierde einfließen zu lassen. Es war uns klar, dass wir nicht alles über Bord werfen und von Grund auf neu denken, sondern von diesem Konzept auch über mehrere Jahre ausgehen wollen. Natürlich gibt es aber Punkte, die wir programmatisch anders akzentuieren, wo wir vielleicht jünger, frischer agieren wollen. Aber das sind Nuancen und Bündelungen innerhalb des Bestehenden.“

Antritt als Doppelspitze

Auf den „Sprung ins kalte Wasser“ freuen sich die beiden Oberösterreicher jedenfalls bereits jetzt, da sie die „Reibungspunkte rund um das Festival“ kennen würden. Inhaltlich und organisatorisch wollen sie auf jeden Fall gemeinsam agieren: „Wir wissen um die Stärken und Schwächen des jeweils anderen. Aber wir treten dennoch als Doppelspitze an - nicht geteilt in künstlerische Leitung und jemanden, der sich um die administrativen Agenden kümmert.“

Vielfältige Einsatzbereiche

Höglinger war unter anderem für sixpackfilm als freier Autor mit Schwerpunkt Film tätig und lieferte zuletzt Texte für das „CINEMA Jahrbuch Zürich“. Schernhuber arbeitete etwa kuratorisch und organisatorisch beim Music Unlimited Festival Wels sowie im Medien Kultur Haus Wels und im Alten Schlachthof Wels. 2013 erhielt er das STARTStipendium für Kulturmanagement des Kulturministeriums. Zuletzt war er für die PR des Österreichischen Pavillons der Architektur-Biennale 2014 tätig.

Pichler geht nach sieben Ausgaben

Nach einer „überaus erfolgreichen Intendanz“ von Pichler sei die Diagonale jedenfalls „gerüstet für eine weiterhin erfolgreiche Ausrichtung sowie Weiterentwicklung des Festivals“, hieß es weiter. Pichler, die das jährlich in Graz stattfindende Festival seit 2009 leitet, hatte im Vorjahr nur einer Verlängerung um ein Jahr zugestimmt. Sie zieht sich auf eigenen Wunsch zurück. Für die Zeit nach dem Festival 2015 hat sie noch keine konkreten Pläne.

Diagonale-Intendanten seit 1998

  • 1998: Christine Dollhofer und Constantin Wulff übernehmen die Diagonale als Doppel. Als Wulff im Sommer 2002 seinen Ausstieg ankündigt, steht Dollhofer vorerst für eine neuerliche Verlängerung zur Verfügung. Überraschend gibt das Staatssekretariat für Kunst und Medien kurz vor der Auflage des Festivals 2003 die Neuausschreibung von Festivalleitung und -geschäftsführung ab 2004 bekannt.
  • 2003: Der Belgrader Festival- und Filminstitutsleiter Mirolub Vuckovic wird für das Folgejahr als künstlerischer Leiter designiert, Ex-ATV-Chef Tillmann Fuchs als kaufmännischer Intendant. Die heimische Filmszene reagiert mit Protesten, Filmschaffende distanzieren sich vom Festival, woraufhin sich das Team noch vor der ersten Austragung 2004 wieder zurückzieht und das Festival abgesagt wird. Es folgt eine Ausschreibung der Intendanz ab 2005.
  • 2005: Birgit Flos wird zur neuen Intendantin, sie leitet das Festival bis 2008. An ihrer Seite stehen Robert Buchschwenter als Geschäftsführer für Produktion und Georg Tillner als Geschäftsführer für Finanzen. Die beiden scheiden jedoch nach der ersten gemeinsamen Auflage „aufgrund von Auffassungsunterschieden hinsichtlich der Leitung“ des Festivals aus. Ihre Rolle übernimmt Oliver Testor, der an der Seite von Flos bis 2008 die kaufmännische Leitung übernimmt.
  • 2009: Barbara Pichler folgt auf Flos und übernimmt die künstlerische und kaufmännische Leitung in der Personalunion. Ihr bis 2011 laufender Vertrag wird zunächst bis 2014 verlängert, dann um ein weiteres Jahr bis 2015. Das Angebot des Trägervereins „Forum österreichischer Film“, noch eine dritte, volle Funktionsperiode (drei Jahre) anzuhängen, lehnt Pichler ab.
  • Ab 2016 leitet das Duo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber das Festival.

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