„Situationselastisch“ Wort des Jahres 2014

Der von Verteidigungsminister Gerald Klug geprägte Begriff „situationselastisch“ ist das Wort des Jahres 2014. Auch das Unwort kommt aus der Politik - das vom Ex-FPÖ-EU-Spitzenkandidaten Mölzer verwendete „Negerkonglomerat“.

„Situationselastisch“ hatte Klug bei einem Ministerratspressefoyer im Februar verwendet - er erklärte damit das mögliche Fernbleiben von Kanzler und Vizekanzler bei künftigen Pressefoyers. „Populär wurde der Begriff nicht zuletzt aufgrund seiner prägnanten Unverbindlichkeit, die verschiedene ironische Verwendungen ermöglicht“, begründete die Fachjury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz die Wahl.

„Zum geflügelten Wort geworden“

„Aufgrund dieser Mehrdeutigkeit und begrifflichen Vielfältigkeit hat sich das Wort zwischenzeitlich von einem potenziellen Unwort zu einem geflügelten Wort entwickelt, was es zu einem würdigen Wort des Jahres macht“, so die Jury. Bei der Vorwahl zum Wort des Jahres gab es insgesamt 2.120 Einsendungen, bei der Wahl selbst wurden 36.040 Stimmen abgegeben.

Das Wort des Jahres lautet "Situationselastisch"

APA/Roland Schlager

„Situationselastisch“ wurde mit großem Abstand - insgesamt 42 Prozent aller Stimmen - an die erste Stelle gewählt. Auf dem zweiten Platz des Rankings landete „Hypotopia“ - das ist der Name der Milliardenstadt, die von Studenten der TU Wien als Modell in Wien gebaut und ausgestellt wurde, um begreifbar zu machen, was man mit jenen 19 Milliarden Euro bauen hätte können, die der österreichische Staat möglicherweise für die Pleitebank Hypo Alpe-Adria ausgeben muss. „Der Begriff und das Projekt veranschaulichen die Verschwendung von Steuergeldern in großem Ausmaß, indem es mit dem Modell einer großartigen Stadt eine positive Alternative aufzeigt und damit das Ausmaß der Verschwendung erst vorstellbar macht“, so die Jury.

„Negerkonglomerat“ Unwort des Jahres

Als „Negerkonglomerat“ bezeichnete Mölzer in einer Europawahlkampfrede die Europäische Union und ein seiner Meinung nach zunehmendes Chaos in der EU - die auf diese Weise ausgedrückte rassistische und stark abwertende Bedeutung des Ausdrucks macht es zum Unwort des Jahres 2014. Es sollte im öffentlichen Diskurs und darüber hinaus keinen Platz haben, bekräftigte die Jury. Auf Platz zwei folgte „GrünInnen“, eine ironisch-abwertende Wortschöpfung, die gegen die Grünen und deren Eintreten für eine geschlechtergerechte Sprache gerichtet ist.

„Selfie“ vor „Fail“

Zum Jugendwort des Jahres wurde „Selfie“ gewählt - es beschreibt die Selbstdarstellung vor allem bei Jugendlichen mittels Handyfotos. Auf Platz zwei folgte „fail“, das für „grober Fehler“ oder „Versagen“ steht.

„Jetzt hat uns die den Schaas gwonnen“

„Jetzt hat uns die den Schaas gwonnen“ wurde Spruch des Jahres - das war die überrascht-ironische Reaktion des ORF-Moderators Andreas Knoll, als Conchita Wurst den Song Contest gewann. „Es handelt sich dabei nicht nur um einen originellen Ausspruch, sondern auch um eine Handlung, die große Spontanität und Mut des Sprecher zeigt“, meinte die Jury.

„Das ist nicht jeden Freitag“

Auch der Un-Spruch des Jahres stammt von einem Politiker: „Das ist nicht jeden Freitag“, lautete die verharmlosende Antwort der ehemaligen ÖVP-Justizministerin und Vizegeneralsekretärin des König-Abdullah-Zentrums, Claudia Bandion-Ortner. Sie war bei einem Interview gefragt worden, wie es sich mit den freitags stattfindenden Hinrichtungen in Saudi-Arabien verhält.

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