ÖVP-Landtagsabgeordnete wechselt zur FPÖ

Die bisherige steirische ÖVP-Landtagsabgeordnete Waltraud Schiffer ist aus dem ÖVP-Landtagsklub ausgetreten. Sie wird bei der kommenden Gemeinderatswahl in ihrer Heimatgemeinde Eggersdorf (Bezirk Graz-Umgebung) für die FPÖ antreten.

Die bisherige ÖVP-Landtagsabgeordnete musste jüngst bei der Abstimmung für die Spitzenkandidaten zur kommenden Gemeinderatswahl am 22. März eine Niederlage hinnehmen. Das habe sie so enttäuscht, dass sie alle ÖVP-Funktionen zurückgelegt habe und jetzt mit Unterstützung der Freiheitlichen in Eggersdorf kandidiere, so Schiffer am Dienstag.

Waltraud Schiffer

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Der Schritt sei ihr nicht leicht gefallen, so Schiffer

„Menschlich verstehe ich das nicht“

Der Schritt sei ihr nicht leicht gefallen, sagt sie, flankiert von Spitzenvertretern der FPÖ: „Ich möchte etwas verändern, ich bin seit zehn Jahren in der Kommunalpolitik tätig in Eggersdorf. Mir ist das ganz wichtig, für die Menschen und für die Sache einzutreten. Mein Anliegen war es immer, Spitzenkandidat oder die Nummer zwei zu haben, aber ich bin auf taube Ohren gestoßen - sie haben mich in hinterste Position gereiht, was mir sehr wehgetan hat, menschlich verstehe ich das nicht.“

„Eingefleischte ÖVPlerin“

Stattdessen habe die Volkspartei Reinhard Pichler - bisher Bürgermeister von Hart-Purgstall und Kritiker der Gemeindefusionen - als Spitzenkandidaten genommen, und das tue ihr weh, so Waltraud Schiffer. Aus der ÖVP werde sie noch austreten, als „eingefleischte ÖVPlerin“ gehe es ihr nicht gut.

Freie Abgeordnete im Landtag

In Eggersdorf wird Schiffer bei der Gemeinderatswahl als Spitzenkandidatin der FPÖ-Liste Waltraud Schiffer ins Rennen gehen. Im Landtag sitzt sie seit fast dreieinhalb Jahren - nicht mehr als 24 Minuten Redezeit gehen auf ihr Konto. Hier werde sie als freie Abgeordnete mit den Freiheitlichen Kooperationen eingehen. Ihr Gehalt für das freie Mandat werde sie an die Pfarrkirche Eggersdorf „für die Orgel“ spenden, betonte Schiffer.

Waltraud Schiffer, Mario Kunasek, Gerhard Kurzmann

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Waltraud Schiffer, Mario Kunasek, Gerhard Kurzmann

FPÖ stellt „Entsolidarisierung mit SPÖ und ÖVP“ fest

Die FPÖ-Spitzenvertreter gehen davon aus, dass die FPÖ bei den Gemeinderatswahlen am 22. März viel Zustimmung über die Grenzen der eigenen Partei hinaus bekommen werde - viele seien enttäuscht, so Landesparteiobmann Gerhard Kurzmann: „Wir sind durchaus jetzt von der Aufstellung her eine Volkspartei geworden. Das, was wir insgesamt feststellen, ist nicht nur eine Entsolidarisierung der Wähler mit den ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP, sondern auch eine Entsolidarisierung der mittleren und unteren Funktionärsschichten mit der SPÖ und der ÖVP.“

ÖVP reagiert betont gelassen

Bei der ÖVP reagiert man unterdessen gelassen. Landesgeschäftsführer Detlef Eisel-Eiselsberg sagt zum Rückzug von Schiffer: „Mich überrascht einfach, dass man eine demokratische Entscheidung nicht zur Kenntnis nimmt bzw. so reagiert. Das gibt mir einen Hinweis auf ihren Charakter.“ Generell sei die Stimmung in der ÖVP vor der Gemeinderatswahl sehr positiv.

Heftige Kritik an Schiffers Entschideung kommt allerdings von der Jungen ÖVP: Wenn es Usus sei, dass sich eine Politikerin, die in einer Abstimmung unterliegt, sofort beleidigt einer andern Partei zuwende, um ihr Funktionärsdasein abzusichern, wunder es wohl keinen mehr, dass sich immer mehr junge Menschen enttäuscht von Politikern abwenden; Schiffer und die FPÖ würden damit ein vollkommen verwirrtes Demokratieverständnis zeigen.

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