NS-Gedenksteine in Graz beschädigt

Ein möglicher Säureanschlag auf einen „Stolperstein“ beschäftigt derzeit die Grazer Polizei - seit 2013 gibt es in der Landeshauptstadt 51 Gedenksteine, die an die Gräueltaten der NS-Zeit erinnern. Eines dieser Mahnmale wurde nun beschädigt aufgefunden.

Der Stein in der Grazer Oeverseegasse wies auf der Messingoberfläche eine blau-grünliche Verfärbung auf - möglicherweise ein Hinweise auf einen Säureanschlag.

Proben werden chemisch analysiert

Die Polizei entnahm Proben, die zur chemischen Analyse nach Wien geschickt wurden - ein Ergebnis erwartet Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion für nächste Woche. Laut Grundnig wäre es möglich, dass sich der Stolperstein durch Streusalz oder die Witterung blau verfärbt hat. Hinweise auf eine vorsätzliche Beschädigung gibt es momentan nicht, ausschließen kann die Polizei das zum derzeitigen Stand aber auch nicht. Freitag Vormittag gingen bei der Polizei weitere Meldungen von blau verfärbten Steinen in der Schröttergasse im Bezirk Geidorf ein.

Stolpersteine Spielmann Annenstraße Graz

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Laut dem Verein für Gedenkkultur gibt es europaweit mehr als 40.000 Stolpersteine, welche an die Verbrechen der Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg erinnern.

„Ausdrücklich chemische Einwirkung“

Daniela Grabe vom Verein Gedenkkultur in Graz vermutet, dass die Stolpersteine absichtlich mit Säure übergossen wurden: „Ich weiß mittlerweile vom Hersteller der Metalllegierung, dass über normale Oxidierung, sei es durch Witterung oder Salz, die Legierung niemals diese blau-grünliche Verfärbung bekommt, sondern das ist ausdrücklich eine chemische Einwirkung über Säure oder Lauge.“

Erster Vorfall in Graz

In Graz ist dies der erste Vorfall im Rahmen des Projektes Stolpersteine. In Salzburg wurden in der Vergangenheit bereits Stolpersteine beschädigt - zwei Männer mit rechtsradikalem Hintergrund wurden dafür kürzlich verurteilt. Einschüchtern lassen will sich Daniela Grabe nicht, in Graz sind weitere Stolpersteine geplant: „Es wird in der zweiten Julihälfte eine weitere Verlegung geben, ich schätze dass wir dann weitere 20 bis 30 Personen mit den Steinen würdigen können“.

Gedenksteine gibt es auch in Murau - damit wird den Opfer gedacht, die während des Nationalsozialismus vertrieben, deportiert oder ermordet wurden.