Blaues Auge für „Reformpartner“

Mit Verlusten gehen die „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP am Sonntag aus der Gemeinderatswahl in der Steiermark. Großer Wahlgewinner ist die FPÖ, die ihre Stimmen verdoppeln konnte. Die Fusionsgemeinden waren allerdings eher unauffällig.

Die Sozialdemokraten kommen auf 31,57 Prozent (- 5,42) und verlieren damit etwas mehr als die Volkspartei, die 42,72 Prozent (- 4,09) erreicht. Zugewinne gibt es vor allem für die FPÖ - sie erreicht 13,86 Prozent (+ 7,31), ein leichtes Plus können aber auch die Grünen (3,33 Prozent (+ 1,21)) und die KPÖ (1,53 Prozent (+ 0,31)) verbuchen, ebenso wie die Namens- und Bürgerlisten (6,60 (+ 0,3)); das NEOS kommt bei seinem ersten Antreten auf 0,39 Prozent - mehr dazu in Alle Ergebnisse und Vergleichsdaten und in FPÖ verdoppelt Stimmenanteil (news.ORF.at).

So unterschiedlich wie die Ergebnisse, so unterschiedlich sind auch die Reaktionen in den Parteizentralen: Sie reichen von Freude bis zu Enttäuschung - mehr dazu in Die Reaktionen der Landesparteien und in Bundesparteien halbwegs und sehr zufrieden.

Vergleiche schwer möglich

Die Gemeindefusionen machen Vergleiche sehr schwierig - zu unterschiedlich sind die Ergebnisse in den einzelnen Gemeinden. Experten warnen daher auch vor Kurzschlüssen in der Interpretation - mehr dazu in Experten warnen vor Fehlinterpretationen. In kleineren Gemeinden drehten hie und da Mehrheitsverhältnisse zwischen ÖVP und SPÖ, die Fusionen waren aber nur da und dort wirkliche Faktoren - mehr dazu in Fusionsgemeinden weitgehend unauffällig und in Umfrage: Steirer sehen Fusionen eher positiv.

SPÖ verlor in ihren Hochburgen

Die SPÖ verlor in den obersteirischen Industriestädten Bruck/Mur, Mürzzuschlag und Knittelfeld die absolute Mehrheit, in Bruck und Mürzzuschlag recht deutlich. Die FPÖ überrundete in Mürzzuschlag und Bruck/Mur sogar die ÖVP.

Ein ähnliches Bild bot Kapfenberg, das Parschlug eingemeindete: Die SPÖ sank von 55,88 auf 48,40 Prozent ab, die Freiheitlichen legten von 14,75 auf 25,02 Prozent zu, die ÖVP fielen von 18,08 auf 10,79 Prozent. Die Grünen schafften es nicht in die Gemeindestube, die KPÖ hingegen solide - von 4,95 auf 6,93 Prozent und zwei Mandate - mehr dazu in FPÖ siegt in Bruck und Kapfenberg.

In der neuen Gemeinde St. Barbara im Mürztal - in ihr gingen die Industrie- und Bergbauorte Veitsch, Wartberg und Mitterdorf auf - sanken die Sozialdemokraten von fiktiven 62,75 auf 45,30 Prozent; auch hier verlor die ÖVP, von fiktiven 22,07 auf 14,45 Prozent. Die zweitstärkste Partei ist die FPÖ mit 28,79 Prozent (12,19).

Leoben bleibt dagegen traditionell rot: Die SPÖ konnte ihre absolute Mehrheit halten, die FPÖ wurde zweitstärkste Partei und stellt in Zukunft den Vizebürgermeister. Für die ÖVP war der Wahltag ein schwarzer Tag - mehr dazu in Leoben bleibt in SPÖ-Hand.

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„Steiermark heute“ hat die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen kurz zusammengefasst

Straner hält Fohnsdorf

Unverrückbar in der Wählergunst ist offenbar der nun wieder zur SPÖ zurückgekehrte Bürgermeister des obersteirischen Fohnsdorf, Johann Straner: Er verlor zwar gegenüber der Neuwahl 2011 (wo er mit der eigenen „Liste Hans“ antrat) von 55,40 auf 49,57 Prozent, konnte - auch mit zwei Mandaten weniger - aber die Mandatsabsolute (mit nun 13) knapp halten, allen Kalamitäten rund um die örtliche Therme, Gemeindehaftungen und die Anklage wegen Amtsmissbrauchs und Untreue zum Trotz.

Eine Klasse für sich ist die Krieglacher Bürgermeisterin und Namenslistenführerin Regina Schrittwieser - ihre Namenliste legte in der Gemeinde im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag sogar auf die Zweidrittelmehrheit von 67,35 Prozent zu und hat 18 Mandate. SPÖ, ÖVP und FPÖ sowie Grüne haben drei, zwei sowie je ein Mandat.

In Schladming und Liezen wartete man wegen der Turbulenzen rund um die Gemeindefusion mit besonderer Spannung auf das Wahlergebnis. Es lautet: Die SPÖ hat die Absolute in Liezen, die ÖVP die Absolute in Schladming - mehr dazu in Liezen bleibt rot, Schladming schwarz.

SPÖ-Absolute in Leibnitz und Voitsberg

Die südliche und westliche Steiermark brachte sowohl ÖVP als auch SPÖ teils herbe Verluste. In Leibnitz, das mit dem ÖVP-dominierten Kaindorf und Seggauberg fusioniert wurde, verlor die Volkspartei fiktive 17,13 Prozentpunkte und kommt mit 24,11 Prozent nur noch auf acht Mandate. Die SPÖ dagegen konnte mit Bürgermeister Helmut Leitenberger um 4,45 Prozentpunkte zulegen und kratzte mit 49,95 Prozent an der Absoluten. Auch die FPÖ baute ihre Stimmen um 6,63 Prozentpunkte aus und kommt nun mit vier Mandaten auf 12,48 Prozent und den dritten Platz. Die Grünen erhielten auf Anhieb 6,10 Prozent und zwei Mandate - mehr dazu in Leibnitz: SPÖ schaffte Absolute.

Hohe Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung lag vereinzelt auf hohem Niveau bei fast 90 Prozent - im Schnitt pendelte sie zwischen 75 bis 85 Prozent.

Köflach als rote Hochburg ist Geschichte: Die SPÖ verlor hier ihre absolute Mehrheit - anders als in Voitsberg, wo Ernst Meixner den Bürgermeistersessel für die Sozialdemokraten verteidigen konnte - mehr dazu in Weststeiermark: Licht und Schatten für die SPÖ.

Erdrutsch in Eggersdorf bei Graz

In Eggersdorf bei Graz büßte die ÖVP 35 Prozentpunkte ein und hält damit nur noch 40,9 Prozent. Die FPÖ mit der Ex-ÖVP-Landtagsabgeordneten Waltraud Schiffer kam auf drei Mandate, das Team von Florian Taucher, Ortschef in Höf-Präbach vor der Fusion, erreichte auf Anhieb 31,3 Prozent. Die SPÖ verlor kräftig und hat nur noch 10,3 Prozent - mehr dazu in Eggersdorf: Gemeindeinitiativen-Gründer punktete.

Oststeiermark bleibt „schwarzes Kernland“

Die Oststeiermark bleibt „schwarzes Kernland“: Zwar musste die ÖVP - und auch die SPÖ - fast überall Einbußen hinnehmen, doch sie blieb in den meisten oststeirischen Städten klar vorne. Die FPÖ und die Grünen legten zu, auch NEOS schaffte den Einzug in manche Gemeindestube, etwa in Hartberg oder Stubenberg. Im tiefroten Weiz überraschte das Team Krottendorf mit fast 31 Prozent.

GRW Wahlurne

ORF.at/APA/Georg Hochmuth

Hartberg liegt mit seinen Wählerwanderungen im Trend: Die SPÖ verlor 4,31 Prozentpunkte auf 22,91 Prozent, die ÖVP mit Bürgermeister Karl Pack legte um 6,51 Prozentpunkte von 48,66 auf 42,15 Prozent ab, blieb aber mit elf (von 25) Mandaten trotzdem klar die stärkste Partei im Gemeinderat. Die FPÖ legte um 4,77 Prozentpunkte auf 12,95 Prozent zu, blieb aber dennoch hinter den Grünen, die mit einem leichten Plus 16,82 Prozent und wieder vier Mandate schaffte. Neu im Gemeinderat sind die NEOS mit einem Mandat und 5,16 Prozent.

Fürstenfeld, das seinen Status als Bezirkshauptstadt durch die Bezirksreform an Hartberg hatte abgeben müssen, blieb mit satten 70,64 Prozent deutlich schwarz eingefärbt: Die ÖVP baute nach der Fusion mit Altenmarkt und Übersbach den Vorsprung sogar um 5,93 Prozentpunkte aus und hält nun 18 Mandate.

In Gleisdorf (Bezirk Weiz), das seit 1. Jänner mit Labuch, Laßnitzhal, Nitscha und Ungerdorf zusammen ist, mussten wie in Hartberg rote und schwarze Haare lassen: Die ÖVP verlor 6,29 Prozentpunkte, konnte aber mit 52,50 Prozent noch die Absolute verteidigen. Die SPÖ büßte 4,68 Prozentpunkte auf 24,13 Prozent ein und hält nun acht Mandate in der Gemeindestube. Die Blauen legten um fiktive 7,41 Prozentpunkte auf 11,76 Prozent zu und auch die Grünen machten ein Plus und liegen nun bei 9,34 Prozent.

Weiz: Team Krottendorf überrascht

In der industriegeprägten Bezirkshauptstadt Weiz legte das Team Krottendorf (die Gemeinde wurde eingegliedert, Anm.) einen aufsehenerregenden Start mit 30,58 Prozent und zehn (von 31) Mandaten hin. Die SPÖ verlor ihre fiktive Absolute und schaffte trotz einem Minus von 7,07 Prozentpunkten noch 48,92 Prozent und 15 Mandate. Die ÖVP verlor fiktive 25,04 Prozentpunkte und blieb mit 9,64 Prozent sogar unter der zweistelligen Hürde. Die FPÖ bekam zwei Mandate, die Grünen mit leichten Verlusten eines.

Feldbach: ÖVP dreht Verhältnisse um

In der Bezirkshauptstadt Feldbach sind mit den Gemeindefusionen fünf bisher schwarze und zwei bisher rote Gemeinden fusioniert worden. Der ÖVP gelang es, die Machtverhältnisse umzudrehen: Sie erreichte 53,36 Prozent der Stimmen - mehr dazu in Feldbach ist nun ÖVP-dominiert.

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