Mehrere Schmerzambulanzen vor dem Aus

Mit der Schließung von Schmerzambulanzen in Spitälern werde an der falschen Stelle gespart, sagt ein Grazer Schmerztherapeut. An diesen Einrichtungen soll zur Linderung von akutem oder chronischem Schmerz beigetragen werden.

Mit zehn Schmerzambulanzen war die Steiermark neben Wien bis vor wenigen Jahren Vorreiter - doch der Sparstift, der im Gesundheitswesen angesetzt wird, treffe auch diese Einrichtungen, so der Grazer Anästhesist und Schmerztherapeut Andreas Sandner-Kiesling, der nun mit einer Studie an die Öffentlichkeit geht.

Psychische Gründe für Schmerzen

Zumeist sind es Kreuz-, Rücken- oder Kopfschmerzpatienten, welche Schmerzambulanzen aufsuchen, oft bis zu 20 Jahre lang. Diesen Erkrankungen liegen häufig nicht nur körperliche Ursachen zugrunde, sondern auch psychische und soziale Faktoren. Geleitet werden Schmerzambulanzen von Anästhesisten, aufgrund der Komplexität werden auch Ärzte aus anderen Fachrichtungen hinzugezogen, sagt Andreas Sandner-Kiesling.

Sujetbild Rückenschmerzen

APA/Günther R. Artinger/HPK

Kreuz- und Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in den Ambulanzen

„An falscher Stelle gespart“

„Die Patienten werden immer älter, sie werden immer kranker, es kommen gerade verschiedene Gelenksprobleme dazu. Kreuzschmerz ist ein riesengroßes Thema, ebenso wie Burn-Out aufgrund der größer werdenden Arbeitsbelastung - diese berühmten biopsychosozialen Krankheiten sind jene Krankheiten, die wir in den Schmerzambulanzen bestens versorgen. Hier wird definitiv an der falschen Stelle gespart“, sagt der Schmerztherapeut.

Eine steirische Schmerzambulanz - jene der Barmherzigen Brüder - wurde bereits geschlossen, vier weitere haben ihren Betrieb reduziert, zwei davon würden vor dem Aus stehen. - welche das sind, will der Studienautor aber nicht sagen. Nach den Gründen befragt, nannten die Leiter der betroffenen Schmerzambulanzen zu zwei Drittel Personalmangel und zu einem Drittel Zeitmangel.

Auch volkswirtschaftlich sinnvoll

Tatsächlich würde effektive Schmerztherapie aber den Spitälern einen Wettbewerbsvorteil bringen, sagt Sandner Kiesling: „Die Patienten gehen früher nach Hause, ich habe weniger Komplikationen, ich habe weniger Sekundärerkrankungen wie Lungenentzündungen, Beinvenenthrombosen, weil die Patienten schneller mobilisiert werden. Das heißt, die Patientenzufriedenheit steigt, die Frequenzen steigen, und die Spitäler verdienen dadurch wieder mehr.“

Der Schmerztherapeut will nun die Verantwortlichen aus Gesundheit und Politik wachrütteln, denn Schmerztherapie würde auch volkswirtschaftlich Sinn machen: Neben effizienter Schmerzlinderung sei die rasche Rückführung der Patienten aus dem Krankenstand in den Arbeitsprozess, ein wesentliches Ziel von Schmerzambulanzen.