Wahltagsbefragung: FPÖ neue Arbeiterpartei

Die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei, zumindest in der Steiermark: Laut einer ISA-Wahlbefragung gaben bei der Landtagswahl nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen ihre Stimme - und sie interessieren sich für das Thema Ausländer.

Alle Ergebnisse, alle Daten

Insgesamt waren 964.665 Steirer in 287 Gemeinden aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen - bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren waren es noch 542. Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Die beiden „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP erlitten massive Verluste und liegen nur noch knapp vor der FPÖ - mehr dazu in SPÖ, ÖVP und FPÖ fast gleichauf und in Politbeben erschüttert Steiermark: FPÖ nur knapp hinter SPÖ und ÖVP (news.ORF.at). Die Reaktionen fielen dementsprechend unterschiedlich aus - mehr dazu in Spitzenkandidaten: Freude und Entsetzen, in Die Reaktionen der Landesparteien und in Die Reaktionen der Bundesparteien.

Der typische FPÖ-Wähler ist männlich

Klar stärkste Partei wurde die FPÖ bei den Männern: 38 Prozent von ihnen votierten für die Freiheitlichen, 26 Prozent erhielt die ÖVP, 21 Prozent die SPÖ. Einigermaßen gerettet haben den Sozialdemokraten ihr Ergebnis die Frauen, die zu 37 Prozent Rot wählten. Auf 31 Prozent kam hier die Volkspartei, die Freiheitlichen schnitten mit 17 Prozent vergleichsweise schwach ab. Für die Grünen entschieden sich neun Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer.

Wahltagsbefragung

ORF/ISA

SPÖ bei Jung und Alt voran

Bei den Jungen bis 30 wurde die SPÖ mit 29 Prozent vor der FPÖ mit 25 Prozent stärkste Partei. Bei den über 59-Jährigen eroberten die Sozialdemokraten ebenfalls Platz eins, diesmal vor der Volkspartei (38 zu 31). In der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen war die FPÖ vor der ÖVP stärkste Partei (33 zu 31).

Wahltagsbefragung

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Ausländer und Sicherheit

Der Erfolg der Freiheitlichen dürfte zu einem guten Teil auf deren Ausländerpolitik zurückzuführen sein: Laut der ISA-Befragung diskutierten FPÖ-Wähler in der Zeit des Wahlkampfs mit Abstand am meisten über Zuwanderung und Integration: Gleich 52 Prozent der FPÖ-Wähler bekannten, sich im Wahlkampf über Zuwanderung/Integration ausgetauscht zu haben, gleich dahinter folgt mit 45 Prozent der Themenkomplex Sicherheit und Kriminalität.

Wahltagsbefragung

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Hauptthema insgesamt und der ÖVP-Wähler war das Feld Wirtschaft und Arbeitsplätze (31 bzw. 27 Prozent), bei den SPÖ-Sympathisanten dominierten die Kosten des täglichen Lebens (26 Prozent), und die Grün-Wähler interessierten sich besonders für den Umweltschutz (49 Prozent).

„Reformpartnerschaft“ mit guten Noten

Die „Reformpartnerschaft“ von SPÖ und ÖVP an sich bekam gar nicht so schlechte Zensuren: Gleich 59 Prozent waren mit ihr zufrieden und damit sogar mehr, als die Koalitionsparteien an Wählern lukrierten. Die vieldiskutierte Zusammenlegung von Gemeinden und Bezirken goutierten sogar 60 Prozent der Befragten. Schlecht kamen hingegen Einsparungen im Sozialbereich an: So lehnten etwa 84 Prozent die Schließung von Spitälern und Spitalsabteilungen ab.

Wahltagsbefragung

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Auch Arbeit der Landesregierung kam nicht schlecht an

Die Arbeit der Landesregierung erhielt ähnliche Zensuren wie der Begriff „Reformpartnerschaft“: 57 Prozent fanden sie gut, wobei SPÖ- und ÖVP-Wähler jeweils fast zu 90 Prozent zufrieden waren. Auch die Grünen fanden die Leistungen der Regierung mehrheitlich (55 Prozent) gut. Ganz anders die Einschätzung der FPÖ-Sympathisanten: Kein einziger der Befragten beurteilte die Performance als „sehr gut“, auch nur zwölf Prozent waren „eher zufrieden“.

Wahltagsbefragung

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Bundesregierung: Unterschiedliche Einschätzungen

Mit der Bundesregierung sind die SPÖ-Wähler am zufriedensten - nämlich zu 69 Prozent. Auch bei den ÖVP-Sympathisanten überwiegen mit 59 Prozent die Freunde der Arbeit der Koalition in Wien. Bei den Freiheitlichen sind gerade einmal sieben Prozent zufrieden mit der Performance von Rot-Schwarz in der Bundeshauptstadt: 91 Prozent missfällt sie.

Wahltagsbefragung

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FPÖ-Wähler blicken mit Sorge in Zukunft

Überhaupt profitierte die FPÖ stark von den Unzufriedenen: Gleich 71 Prozent der blauen Wähler fanden, dass sich das Land während der vergangenen Legislaturperiode eher negativ entwickelt habe. Bei den Grünen hielten sich die Einschätzungen die Waage, SPÖ- und ÖVP-Wähler erkannten mit deutlichen Mehrheiten eine positive Entwicklung. Übrigens machte es bei den Beurteilungen praktisch keinen Unterschied, ob es sich um Wähler aus Fusionsgemeinden oder aus unverändert gebliebenen Kommunen handelte. Der FPÖ-Wähler ist in der Steiermark auch jener, der eine besonders trostlose Zukunft vor sich sieht: Nicht weniger als 82 Prozent blicken „mit Sorge“ den kommenden Jahren entgegen.

Wählerstromanalyse

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„SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“

Auch der Politologe Peter Filzmaier analysierte das Wahlergebnis in der Steiermark: Er sprach von dramatischen Veränderungen und einem historischen Tiefststand für SPÖ und ÖVP, die aber ihre Partnerschaft wohl fortsetzen würden - mehr dazu in Filzmaier: „SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“.

Die starken Zugewinne der FPÖ bei der Landtagswahl spiegeln sich auch in der SORA-Wählerstromanalyse wider. Demnach konnte die FPÖ fast drei Viertel ihrer Wähler von 2010 erneut mobilisieren und von ÖVP und SPÖ starke Zugewinne erzielen - mehr dazu in FPÖ mobilisierte viele Stammwähler.

Laut einer Analyse der FH Joanneum könnten schließlich auch die Gemeindefusionen mit dem Ergebnis etwas zu tun haben - mehr dazu in Die Auswirkungen der Gemeindefusionen.

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