FPÖ mobilisierte viele Stammwähler

Die starken Zugewinne der FPÖ bei der Landtagswahl spiegeln sich auch in der SORA-Wählerstromanalyse wider. Demnach konnte die FPÖ fast drei Viertel ihrer Wähler von 2010 erneut mobilisieren und von ÖVP und SPÖ starke Zugewinne erzielen.

Alle Ergebnisse, alle Daten

Insgesamt waren 964.665 Steirer in 287 Gemeinden aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen - bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren waren es noch 542. Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Die beiden „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP erlitten massive Verluste und liegen nur noch knapp vor der FPÖ - mehr dazu in SPÖ, ÖVP und FPÖ fast gleichauf und in Politbeben erschüttert Steiermark: FPÖ nur knapp hinter SPÖ und ÖVP (news.ORF.at). Die Reaktionen fielen dementsprechend unterschiedlich aus - mehr dazu in Spitzenkandidaten: Freude und Entsetzen, Die Reaktionen der Landesparteien und Die Reaktionen der Bundesparteien.

Starke Wanderungen von ÖVP und SPÖ Richtung Blau

Die meisten Stimmen konnte die FPÖ laut SORA von der ÖVP abziehen - 56.000 ehemalige schwarze Wähler gingen diesmal zu den Freiheitlichen. Damit votierten 23 Prozent der ehemaligen ÖVP-Wähler für Blau. Von jenen, die 2010 SPÖ gewählt hatten, wählten dieses Mal zwölf Prozent die FPÖ - in absoluten Stimmen bedeutet das eine Wanderung von 31.000 ehemals roten Stimmen in das blaue Lager. 16.000 Stimmen mobilisierte die FPÖ bei den ehemaligen Nichtwählern, 13.000 kamen vom ehemaligen BZÖ.

Von der FPÖ wanderten hingegen wenige Wähler ab. Den noch größten Abgang verzeichneten die Freiheitlichen in Richtung Nichtwähler: Zehn Prozent der FP-Wähler des letzten Urnenganges blieben diesmal zu Hause - ein Abgang von 7.000 Stimmen.

SPÖ- und ÖVP-Wähler wählten nicht

Die SPÖ konnte sechs von zehn ihrer Wähler von 2010 (61 Prozent) erneut für sich gewinnen. Die größten Verluste gab es in Richtung Nichtwähler (36.000 Stimmen bzw. 14 Prozent der SP-Wähler aus 2010) und in Richtung FPÖ (31.000 bzw. zwölf Prozent der 2010er-SP-Wählerschaft). Den noch stärksten Zugewinn erzielte die SPÖ im Lager der Nichtwähler, aus dem 16.000 Stimmen lukriert werden konnten.

Die ÖVP konnte 59 Prozent ihrer Wähler vom letzten Urnengang wieder überzeugen. Neben den 56.000 an die FPÖ gewanderten Stimmen (23 Prozent der ÖVP-Wähler des letzten Urnengangs) blieben auch viele ehemalige Wähler heuer zu Hause: 23.000 Stimmen wechselten ins Lager der Nichtwähler, damit sind neun Prozent der ehemaligen ÖVP-Wähler gar nicht zu den Urnen gegangen.

Grüne und KPÖ konnten nur wenige erneut gewinnen

Die Grünen konnten lediglich 42 Prozent ihrer Wähler von 2010 mobilisieren. Zugewinne erzielten sie aus dem Bereich der Nichtwähler mit 10.000 Stimmen, von der ÖVP (7.000) sowie von SPÖ und KPÖ (je 4.000 Stimmen). Größere Verluste gingen mit 8.000 Stimmen (bzw. 23 Prozent vormaliger Grün-Wähler) an die ÖVP und mit 6.000 Stimmen (bzw. 17 Prozent der grünen Wählerschaft aus 2010) an die SPÖ.

Die KPÖ konnte nur rund ein Drittel (34 Prozent) ihrer Wählerschaft erneut für sich gewinnen. Stimmen verlor sie vor allem an die FPÖ (6.000), das waren ganze 19 Prozent der KP-Wähler aus 2010. Auch in Richtung Nichtwähler bauten die Kommunisten ab (4.000 Stimmen), konnten dort aber auch Zugewinne verbuchen (6.000).

„SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“

Der Politologe Peter Filzmaier analysierte das Wahlergebnis: Er sprach von dramatischen Veränderungen und einem historischen Tiefststand für SPÖ und ÖVP, die aber ihre Partnerschaft wohl fortsetzen würden - mehr dazu in Filzmaier: „SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“. Und die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei, zumindest in der Steiermark: Laut einer ISA-Wahlbefragung gaben bei der Landtagswahl nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen ihre Stimme - mehr dazu in Wahltagsbefragung: FPÖ neue Arbeiterpartei. Laut einer Analyse der FH Joanneum könnten auch die Gemeindefusionen mit dem Ergebnis etwas zu tun haben - mehr dazu in Die Auswirkungen der Gemeindefusionen.

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