Die Auswirkungen der Gemeindefusionen

Die FPÖ hat am Sonntag in jeder Gemeinde dazugewonnen, SPÖ und ÖVP beinahe in jeder verloren - und laut einer Analyse der FH Joanneum könnten die Gemeindefusionen durchaus etwas damit zu tun haben.

Die Landtagswahl 2015 in der Steiermark am Sonntag brachte ein politisches Erdbeben: Die beiden „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP erlitten massive Verluste und liegen nur noch knapp vor der FPÖ - mehr dazu in SPÖ, ÖVP und FPÖ fast gleichauf und in Alle Ergebnisse, alle Daten; für SPÖ und ÖVP ist nun Wundenlecken in den Gremien angesagt - mehr dazu in Wundenlecken in den Gremien.

Heinz Wassermann vom Institut für Journalismus und PR an der Fachhochschule (FH) Joanneum verglich mit seinem Team Gemeindeergebnisse der Landtagswahl von 2010 mit jenen von 2015, wobei so gerechnet wurde, als wären 2010 die Gemeinden schon fusioniert gewesen.

FPÖ legt in Fusionsgemeinden stärker zu

Das Ergebnis für die FPÖ stellt sich laut Wassermann so dar: „In den Fusionsgemeinden legt die FPÖ durchschnittlich stärker zu als in den nicht-fusionierten Gemeinden.“ Im Erwartungstrend liegen auch die Vergleichszahlen für die Sozialdemokraten: „Die SPÖ verliert in den fusionierten Gemeinden stärker als in den nicht-fusionierten."

ÖVP: Bürgerlisten-Wähler kehrten zurück

Ein auf den ersten Blick überraschendes Ergebnis gibt es dagegen für die Volkspartei: „Bei der Volkspartei verhält es sich umgekehrt - die verliert in den nicht-fusionierten Gemeinden stärker als in den fusionierten." Eine Erklärung findet Wassermann in den Namens- und Bürgerlisten: "Das halte ich für sehr plausibel, dass die Namens- und Bürgerlisten im März (bei den Gemeinderatswahlen, Anm.) bereits einen großen Teil des Protests abgefangen haben. Diese Wähler könnten jetzt wieder bei der ÖVP sein.“

Nicht-fusionierte Gemeinden zogen nach

Wassermann verglich die Ergebnisse vom Sonntag auch mit den Ergebnissen der Gemeinderatswahlen: „Der Vergleich Gemeinderatswahlen - Landtagswahl bei den fusionierten Gemeinden bedeutet eine Verdoppelung des Stimmenzuwachses für die Freiheitlichen, und bei den nicht-fusionierten Gemeinden schaffen sie sogar eine Verdreifachung des Stimmenzuwachses.“ Die Erklärung für dieses Phänomen: In den Fusionsgemeinden legten die Freiheitlichen schon im März stark zu, jetzt folgten auch die nicht-fusionierten Gemeinden.

Wählerstromanalyse

ORF.at

„SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“

Auch der Politologe Peter Filzmaier analysierte das Wahlergebnis: Er sprach von dramatischen Veränderungen und einem historischen Tiefststand für SPÖ und ÖVP, die aber ihre Partnerschaft wohl fortsetzen würden - mehr dazu in Filzmaier: „SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“. Und die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei, zumindest in der Steiermark: Laut einer ISA-Wahlbefragung gaben bei der Landtagswahl nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen ihre Stimme - mehr dazu in Wahltagsbefragung: FPÖ neue Arbeiterpartei. Außerdem konnte die FPÖ fast drei Viertel ihrer Wähler von 2010 erneut mobilisieren - mehr dazu in FPÖ mobilisierte viele Stammwähler.

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