„Ferieneffekt“: Rechnen leidet, Lesen nicht

Die freie Zeit im Sommer wirkt sich laut einer Studie der Uni Graz negativ auf Rechtschreibung und Rechnen aus, nicht aber aufs Lesen. Eine nachhaltige Delle in der Lernkurve hinterlassen die Ferien aber nicht.

Mit neun Wochen Sommerferien liegt Österreich etwa im europäischen Durchschnitt, haben doch Schüler in der Türkei, Estland und Lettland 13 Wochen frei, in den USA sind es immerhin zwölf Wochen, während in Dänemark, Deutschland oder Großbritannien nur sechs Wochen pausiert wird.

Bisher vor allem in den USA untersucht

Wie sich längere Sommerferien auf die kognitiven Fähigkeiten von Schülern auswirken, wurde bisher vor allem in den USA untersucht. Dort fanden Forscher heraus, dass vor allem für die Mathematik-Fertigkeiten und die Intelligenz-Entwicklung ein negativer „Ferieneffekt“ zu verzeichnen ist. Europäische Studien in Europa habe es bisher jedoch kaum gegeben, erklärten die Grazer Forscher in ihrem Beitrag im Fachmagazin „Psychologie in Erziehung und Unterricht“.

Das Team um Manuela Paechter vom Institut für Psychologie an der Uni Graz testete 182 Schüler aus ländlichen steirischen Bezirken im Alter von zehn bis zwölf Jahren jeweils vor, unmittelbar nach und neun Wochen nach den Sommerferien hinsichtlich Lesefertigkeit, Rechtschreibung, mathematische Fähigkeiten, Kreativität und logisches Denken/Intelligenz.

Einbußen bei Rechnen und logischem Denken

„Besonders in der Mathematik und der Rechtschreibung lassen sich Verluste feststellen, da diese - im Unterricht geförderten - Fähigkeiten im Alltag seltener angewandt werden“, so Paechter; auch beim logischen Denken/Intelligenz zeigten sich Einbußen. Allerdings schnitten Schüler in Bezug auf die Lesefertigkeit unmittelbar nach den Ferien besser ab als davor; ob das auch bei Schülern aus einem städtisch geprägten Umfeld so beobachtet werden kann, gelte es noch zu klären.

Die aktuellen Ergebnisse lassen sich am ehesten durch unterschiedliche kognitive Anregung der Schüler erklären: So wird etwa in den Ferien mehr gelesen als geschrieben. „Es ist also ganz entscheidend, inwiefern sie in der schulfreien Zeit zu kognitiven Beschäftigungen angeregt werden. Insgesamt verdeutlicht die Studie, welche enorm wichtige Rolle die Schule genau dafür spielt“, so die Psychologin.

Verluste sind schnell aufzuholen

Dieser Befund wird dadurch untermauert, dass die Schüler die Verluste neun Wochen nach Schulbeginn wieder wettmachen konnten. In US-Studien kam es dagegen in Folge unterschiedlicher Förderung der Kinder in den Ferien zu beständigeren Unterschieden der Leistungen. Für den Schulstart empfehlen die Forscher, in den ersten Wochen besonders darauf zu achten, den Unterricht so zu gestalten, dass etwaige Verluste aufgeholt werden können.

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