Flüchtlinge: Steirische Notquartiere in Betrieb

Die Flüchtlingssituation wird auch in der Steiermark immer unübersichtlicher. In den Notquartieren in Graz und am Schwarzlsee werden mehr als tausend Flüchtlinge versorgt. Freiwillige Helfer werden benötigt.

Zwei Notquartiere wurden in der Steiermark noch am Montag eingerichtet, während sich die Situation der Flüchtlinge vor allem an der ungarischen Grenze immer mehr zugespitzte - mehr dazu in Flüchtlinge: Erste Notquartiere einsatzbereit und in Tausende Flüchtlinge in Österreich gestrandet sowie in Flüchtlingskoordinator Konrad: Standards bei Unterbringung überdenken. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass in der Nacht auf Mittwoch Grenzkontrollen zu den Nachbarländern Ungarn, Slowakei, Slowenien und Italien eingeführt werden - mehr dazu in Grenzkontrollen ab Mitternacht (news.ORF.at).

In der Steiermark-Halle am Schwarzlsee in Unterpremstätten arbeitete der Arbeiter-Samariter-Bund auf Hochtouren, um die Halle doch bereits am Montag einsatzbereit zu haben. Rund 200 freiwillige Helfer unterstützten dabei, ebenso waren zehn Dolmetscher dort.

Mangelnde Transportkapazitäten

„Wir waren kurz nach 22.00 Uhr einsatzbereit. Es war alles fix und fertig. Für 23.00 Uhr wurde uns angekündigt, dass die Flüchtlinge ankommen sollten. Kurz nach Mitternacht wurden wir informiert, dass aufgrund mangelnder Transportkapazitäten keine Flüchtlinge mehr ankommen würden“, sagte Einsatzleiter Gerald Fitz.

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Quartier am Schwarzlsee im Einsatz

Dienstagmittag war es dann so weit: Um Punkt 12.00 Uhr trafen die ersten beiden Doppelstockbusse mit rund 170 Flüchtlingen am Schwarzlsee ein. Höchstwahrscheinlich wird noch am Dienstag die volle Auslastung mit 900 Flüchtlingen erreicht. Kurz vor 17 Uhr waren rund 800 Schutzsuchende in der Halle. Die Ankommenden haben in der Halle insgesamt zehn Duschen und können sich teilweise nach langer Zeit wieder einmal richtig duschen.

Hotline für Helfer in der Steiermark: 03135/ 5200211

Bitte um Unterstützung

Der Arbeiter-Samariter-Bund bat am Dienstag um Unterstützung. Ärzte, aber auch Freiwillige würden dringend gebraucht. „Wir benötigen dringend noch freiwillige Helfer für die Essensausgabe, Betreuung der Menschen und Sortierung von Sachspenden“, so Franz Schnabl, Präsident des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs. Auch Decken, Polster, aber vor allem auch Babynahrung und Babyhygieneartikel würden benötigt.

1.000 Betten in Graz

In der Praktiker-Halle in Graz-Straßgang wurde die Bettenanzahl noch am Montag von 500 aus 1.000 aufgestockt. Das Rote Kreuz betreut dort die Flüchtlinge. „Es sind rund 1.000 Betten vorhanden, die vollkommen ausgenutzt worden sind“, so Polizeisprecher Fritz Grundnig. Dienstagvormittag fuhren 450 Flüchtlinge weiter in Richtung Salzburg, 150 mit dem Zug, 350 mit sieben Bussen. Zwölf Personen stellten einen Asylantrag.

Feldbetten im ehemaligen Sportgeschäft

Die Flüchtlinge wurden in dem ehemaligen Einkaufszentrum auf mehrere Geschäftsflächen aufgeteilt: Während die Feldbetten in einem früheren Sportgeschäft aufgestellt wurden, ist die Essensausgabe in einem ehemaligen Schnäppchendiskonter zu finden. Vor und in den Hallen spielten zahlreiche Kinder, malten oder liefen herum. Die Aufteilung in den Räumlichkeiten verlief weitgehend ruhig. Etwa zehn Menschen mussten in Spitäler gebracht werden: „Wir hatten etwa total erschöpfte Kinder, eine Schwangere und ein kaputtes Bein eines Mannes zu versorgen“, schilderte August Bäck, Sprecher des Roten Kreuzes Steiermark.

Maximal 24 Stunden

In der Nacht war die Lage ruhig. Rund 300 Personen wurden zum Grazer Ostbahnhof gebracht, wo sie in einen Zug in Richtung Deutschland stiegen. Die Betten und Decken der weitergereisten Migranten werden indessen gereinigt und für mögliche Neuankünfte vorbereitet. Die Suche nach weiteren Unterkünften gehe weiter, so Grundnig.

Kampus: „Wir sind gerüstet“

Derzeit ist nicht abschätzbar, wie viele Flüchtlinge in den kommenden Stunden und Tagen in die Steiermark kommen oder gebracht werden. „Wir als Steirer und als Österreicher sind da nicht alleine. Es wird davon abhängen, wie unsere Nachbarländer reagieren. Dass diese Situation mehrere Tage dauern wird, das ist einfach so. Es wird von Deutschland abhängen, wie es die Grenzkontrollen definiert. Wir sind aber gerüstet in der Steiermark, dass diese Menschen durchaus auch einige Tage bei uns bleiben können“, sagte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ).

Wird Spielfeld zum Hotspot?

Auch mit einem weiteren Szenario beschäftigen sich die steirischen Verantwortlichen wie Flüchtlingskoordinator Kurt Kalcher bereits: damit, dass sich die Routen ändern und künftig die steirisch-slowenische Grenze bei Spielfeld zu einem Hotspot werden könnte. „Grundsätzlich sind wir auch dort vorbereitet. Wir müssen die Lage permanent beurteilen und sind von den Meldungen unserer südlichen Nachbarn und von den Meldungen aus Wien abhängig“, so Kalcher.

Steirische Soldaten für Assistenzeinsatz bereit

Die Regierung hat angesichts der Flüchtlingssituation einen Assistenzeisatz des Bundesheeres an der ungarischen Grenze im Burgenland beschlossen. Derzeit bereiten sich die Truppen vor, Soldaten aus der Steiermark sind einsatzbereit - mehr dazu in Steirische Soldaten für Assistenzeinsatz bereit.

Ungarn machte dicht

Unterdessen wurde in Ungarn die letzte Lücke im Grenzzaun zu Serbien geschlossen, sind nun verschärfte Bestimmungen für Flüchtlinge in Kraft getreten - mehr dazu in Ungarn abgeriegelt: Tausende warten auf Weiterreise (news.ORF.at). Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) bezeichnete am Montag die von der österreichischen Bundesregierung beschlossenen Grenzkontrollen als „spät, aber notwendig“ Schützenhöfer - mehr dazu in „Nicht auf Völkerwanderung vorbereitet“. Angesichts des Widerstands osteuropäischer Staaten ist es den EU-Innenministern nicht gelungen, einen Konsens über die Verteilung von 120.000 Flüchtlingen in Europa zu erreichen - mehr dazu in Kein Konsens zur Flüchtlingsverteilung (news.ORF.at). Dienstagnachmittag haben Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und die deutsche Regierungschefin Angela Merkel (CDU) gemeinsam einen EU-Sondergipfel auf Ebene der Staats- und Regierungschefs bereits in der kommenden Woche beantragt - mehr dazu in Merkel und Faymann pochen auf EU-Gipfel (news.ORF.at).

ORF startet Plattform für Flüchtlingshilfe

Die Zahl der Flüchtlinge ist größer denn je - und Hilfe für Schutzsuchende wird in unterschiedlichster Form benötigt. Deshalb hat der ORF gemeinsam mit NGOs und staatlichen Institutionen die Initiative „Helfen. Wie wir.“ ins Leben gerufen - mehr dazu in Schnittstelle zwischen NGOs und Bürgern.

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