Pakesch „kann mit Kulturpolitik nichts anfangen“

Der Ex-Chef des Grazer Universalmuseums Joanneum, Peter Pakesch, hat am Dienstag sein vorzeitiges Ausscheiden kulturpolitisch begründet: „Ich kann mit der jetzigen steirischen Kulturpolitik nichts mehr anfangen.“

Nach dem Rücktritt von Pakesch hatte Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) die Vertragsauflösung noch als grundsätzlich harmonisch dargestellt - mehr dazu in Joanneum-Chef Pakesch tritt zurück (11.9.2015).

Joanneum-Chef Peter Pakesch

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Peter Pakesch

„Geringe Lernfähigkeit“

Im Ö1-Interview geht Pakesch nun aber deutlich auf Distanz zur Landespolitik: Ihm habe es an politischem Rückhalt für die Weiterentwicklung seiner Visionen gefehlt - und das, obwohl man „zeigen konnte, dass man einen guten Weg geht, aber dann halt eigentlich immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert wurde und immer mehr feststellen musste, dass hier die Lernfähigkeit in der Entwicklung eines Museums sehr gering ist“.

„Das Joanneum ins 21. Jahrhundert gebracht“

Zwölf Jahre leitete Pakesch das Universalmuseum Joanneum; unter seiner Federführung entstand etwa das Grazer Kunsthaus. Die Bilanz des Ex-Chefs fällt durchwegs positiv aus: „Das Joanneum war im Jahr 2002 ein Museum, das tief im 19. Jahrhundert gesteckt ist, und dieses Museum konnten wir ins 21. Jahrhundert bringen. Jetzt hätte es noch ein paar weitere Schritte gebraucht, vor allem in Richtung der Sammlung, und da habe ich wenig Verständnis gefunden.“

„Hauptsache, es bringt Quote“

Pakesch berichtet von längeren Reibereien mit der steirischen Kulturpolitik, die sich in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt hätten. Die Konflikte dahinter sind für Pakesch grundsätzlicher Natur: Er beklagt, „dass die Politik und vor allem die neuere Politik sich immer mehr populistischen Forderungen unterwirft. Es ist im Endeffekt egal, was gezeigt wird, Hauptsache, es bringt Quote. Da schleichen sich einfach Attitüden ein, die in meinen Augen mit einer sinnvollen Museumsarbeit in der Form nicht mehr zu verbinden sind.“

Neue Aufgabe: Lassnig-Nachlass

Für den nunmehrigen Ex-Intendanten geht es direkt in die nächste berufliche Herausforderung: Pakesch wird sich um den Nachlass der Malerin und Medienkünstlerin Maria Lassnig kümmern. Als Vorsitzender im Stiftungsrat der Lassnig-Stiftung wird er strategische Akzente setzen und sich vor allem der stärkeren internationalen Positionierung der Künstlerin widmen.

„Im Moment sind es zwei Schwerpunkte: Vor allem Ausstellungen vom Werk von Maria Lassnig - es kommt eine in der Tate Liverpool, es sind zwei Ausstellungen in Wien in Vorbereitungen -, und wir arbeiten ganz intensiv am Werkverzeichnis, das wird sicher ein Riesenbrocken sein für die nächsten paar Jahre, hier möglichst alle Werke zu erfassen“, so Pakesch, der ankündigt, dass sich die Lassnig-Stiftung auch der Förderung junger Künstler widmen wird. Für November kündigte er weitere Informationen zu den Schwerpunkten seiner neuen Tätigkeit an.

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