Grazer erforschen Mikrobiom von Frühgeborenen

Jeder Mensch gibt täglich Millionen Mikroorganismen ab - und nimmt ebenso viele auf. Um die Überlebenschancen von Frühgeborenen zu verbessern, nehmen jetzt Grazer Forscher deren Darm-Mikrobiom ins Visier.

Solange es sich noch im Leib der Mutter befindet, ist der Verdauungstrakt eines Babys so gut wie keimfrei - bereits wenige Tage nach der Geburt ist sein Darm jedoch die Heimat von Billionen Kleinstlebewesen unterschiedlicher Art, die dort die Nahrung verwerten, Unverdauliches entsorgen und im besten Fall schädliche Keime fernhalten.

Wenig weiß die Wissenschaft noch darüber, wie sich die mikrobielle Gemeinschaft in den ersten Tagen und Wochen zusammenfindet und sich verändert - noch weniger, wie diese Entwicklung bei Frühgeborenen vor sich geht. „Bis dato gibt es für Frühgeborene unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht wenig Daten zum Mikrobiom“, so Berndt Urlesberger von der Klinischen Abteilung für Neonatologie an der Med-Uni Graz.

Viele Antworten stecken in der Windel

Das noch vage Wissen könnte jedoch gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und die Entwicklung von Krankheiten der Frühgeborenen haben: Werden nützliche Mikroorganismen langfristig ferngehalten, wenn das Leben mit einem nahezu keimfreien Kaiserschnitt beginnt? Wie können Frühgeborene am besten vor der nekrotisierenden Enterokolitis - einer gefürchteten und häufig tödlich endenden Darmerkrankung bei Frühgeborenen - geschützt werden, und wie kann die bisherige Prophylaxe mit Antibiotika und Probiotika verbessert werden? Antworten auf diese Fragen wollen die Grazer Forscher rund um Urlesberger, Christine Moissl-Eichinger von der Uniklinik für Innere Medizin und Gregor Gorkiewicz vom Institut für Pathologie in den Windeln der frühgeborenen Babys finden.

Studienkonzept und weitere Projekte zur Erforschung des menschlichen Mikrobioms werden am 19. Oktober am Theodor-Escherich-Symposium an der Med-Uni Graz präsentiert und diskutiert.

Die Grazer Forscher wollen vorerst in einem Pilotprojekt die Stuhlproben von Kindern, die mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm in Graz und Klagenfurt geboren wurden, sammeln - beginnend mit dem ersten Stuhl bis zum Ende der zweiten Lebenswoche: Sie sollen hinsichtlich der Diversität und der Veränderung der Zusammensetzung im Verlauf der Zeit untersucht werden. „Wir schauen uns das Mikrobiom der Babys im Bezug auf verschiedene Optionen der Propylaxe der Enterokolitis-Infektion an“, so Moissl-Eichinger. „Mithilfe der Transkriptionsanalyse soll auch eine Aussage darüber getroffen werden, welche Funktionen die Mikroorganismen erfüllen“, ergänzte Gregor Gorkiewicz.

Warum ist Prophylaxe erfolgreich?

„Die Kombination aus Antibiotika und Probiotika als Prophylaxe der nekrotisierenden Enterokolitis ist erfolgreich, wir wissen aber nicht genau warum“, erläutert Moissl-Eichinger; eine größere Folgestudie soll dann ein möglichst optimales Probiotikum zur Prophylaxe der nekrotischen Enterokolitis entwickeln, erläuterte die Mikrobiologin. Von Interesse sei auch, wie sich die jeweils unterschiedlichen Umgebungen des Inkubators („Brutkasten“) auf das Darm-Mikrobiom der Frühchen auswirken.

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