Grazer Holocaust-Zentrum vor Eröffnung

In Graz wird am Montag das erste Holocaust- und Toleranzzentrum Österreichs eröffnet. Angesiedelt ist das „Haus der Namen“, das an den NS-Völkermord erinnern soll, in der Synagoge.

Alte Zeitungen aus der Zeit des Holocaust, zertrümmerte Auslagenscheiben von jüdischen Geschäftsleuten, Tafeln, auf denen „Das Betreten ist für Juden und Hunde verboten“ zu lesen ist, viele Bilder von Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen: Das Holocaust- und Toleranzzentrum in der Grazer Synagoge soll 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und ihre verheerenden Folgen für die Menschheit aufarbeiten.

Holocaustzentrum Graz

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Gedenkstätte und Vorbeugung

Initiatorin Ruth Kaufmann, Präsidentin des Israelitischen Kultusvereins Graz, will damit die Erinnerung an den Schrecken von damals wach halten und so erreichen, dass solche Grausamkeiten, wie sie sagt, nie wieder passieren: „Zum einen haben wir eine Gedenkstätte errichtet für die Opfer, die keinen Platz, keinen Namen, kein Gesicht haben, und zum anderen vermitteln wir den Holocaust vor allem für Jugendliche und Schüler, um vorzubeugen, damit so etwas nie wieder passiert.“

Solche Zentren gibt es bereits in den USA, in Polen, Deutschland und Frankreich. Dass es 70 Jahre dauern musste, bis ein solches Zentrum auch in Österreich entsteht, ist für Kaufmann selbst ein Rätsel: „Vielleicht ist es einfach schwer, die eigene Geschichte anzuschauen. Ich würde sagen, das tut Graz, der Steiermark und ganz Österreich gut, das eigene Trauma aufzuarbeiten.“

Gegen Vorurteile und für Toleranz

Bei den Führungen, die in der Synagoge beginnen, soll mit Hilfe didaktischer Mittel, moderner Technik und von pädagogisch ausgereiftem Design nicht nur der Opfer des Holocaust gedacht werden - Kaufmann geht es dabei auch darum, Vorurteile abzubauen und zu Toleranz aufzurufen.

Auf den Spuren von Adele und Bertl

Dargestellt und erzählt wird der Holocaust anhand der Geschichte von zwei jüdischen Kindern aus Graz, Adele und Bertl. Adele wird im Konzentrationslager ermordet, Bertl überlebt - er ist Ruth Kaufmanns Vater: „Bertl und Adele begleiten den Besucher durch die Stationen des Holocaust, beginnend mit dem ‚Anschluss‘, Pogrom, dann weiter bis nach Auschwitz.“

Finanziert wurde das Holocaust-Zentrum mit öffentlichen und privaten Geldern, auch das Land Steiermark und die Stadt Graz beteiligten sich finanziell. Die Eröffnung ist für Montag, den 9. November 2015 angesetzt - den Jahrestag des Tages vor der Reichspogromnacht 1938.

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