Groteske um gespritzte Äpfel für Flüchtlinge

Äpfel sorgen derzeit für Aufregung an der Grenze: Nach Aussagen von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad durften sie angeblich nicht mehr in der Sammelstelle Spielfeld verteilt werden, weil sie gespritzt und nicht gewaschen seien.

Bei einem Vortrag zur Flüchtlingskrise am Mittwoch in Wien sagte der Flüchtlingskoordinator, dass steirische Äpfel gespritzt seien, weshalb sie vor dem Verzehr ausreichend gewaschen werden müssten - deshalb habe die Behörde die Verteilung der Äpfel an die Flüchtlinge gestoppt, so Konrad.

Drexler: „Völlig aus Luft gegriffen“

Der für die Lebensmittelaufsicht zuständige Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) reagierte mehr als verärgert: Zu keiner Zeit wurde das Verteilen von Äpfeln an die Flüchtlinge vonseiten der Behörde untersagt, hieß es am Donnerstag aus seinem Büro. Konrads Aussagen seien eine „Frechheit“ und „völlig aus der Luft gegriffen“.

Äpfel

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Um steirische Äpfel für Flüchtlinge entbrannte ein grotesker Streit

Die Lebensmittelaufsicht des Landes sei Anfang November über hygienische Probleme in Zusammenhang mit der Speisenversorgung der Transitflüchtlinge in Spielfeld informiert worden. Am 5. November wurde dann eine Kontrolle an Ort und Stelle durchgeführt. Ziel dieser Kontrolle war laut Drexler die Sicherstellung eines hygienischen Mindeststandards und die Aufklärung der dort tätigen Personen, um etwaige Erkrankungen und den Ausbruch von Seuchen zu vermeiden.

Probleme seien dabei nicht festgestellt worden, weder bei Äpfeln noch bei sonstigen Lebensmitteln. Die Beamten würden hervorragende Arbeit mit der notwendigen Sensibilität leisten. Der Flüchtlingskoordinator möge sich um seinen Auftrag kümmern und es unterlassen, die Behörden auf populistische Art und Weise zu verunglimpfen, so Drexler - mehr dazu in Äpfel: Ausgabe-Verbot für Behörde „nie Thema“.

Kammer: „Mit gutem Gewissen essbar“

Auch die Landwirtschaftskammer Steiermark meldete sich im Apfelstreit zu Wort: Die steirischen Obstbauern würden ihre Äpfel nach sehr strengen Richtlinien weit über die gesetzlichen Vorschriften hinaus erzeugen, und sie würden dabei auch überprüft werden; steirische Äpfel könnten demnach mit gutem Gewissen auch ungewaschen gegessen werden.

Das Problem mit der Verträglichkeit

Laut Rotem Kreuz werden an der Grenze aber ohnehin vergleichsweise wenige Äpfel - bisher insgesamt rund 30 Tonnen - verteilt. Das hat aber weniger mit Spritzmitteln, vielmehr mit ihrer Verträglichkeit zu tun: Laut Rot-Kreuz-Sprecher August Bäck haben viele Flüchtlinge Probleme durch die in den Äpfeln enthaltene Säure, die Durchfälle auslösen kann. Man verteile daher meist Bananen.

Bäck weiß aber auch von einer vorübergehenden Einstellung von Apfelausgaben: Die Lebensmittelkontrolle habe kritisiert, dass das Obst nicht von den Flüchtlingen gewaschen werden könne. Nachdem zwei Großlieferanten der Behörde glaubhaft machen konnten, dass die Äpfel auch ungewaschen unbedenklich verzehrt werden können, habe es Donnerstagvormittag wieder die Freigabe gegeben, so Bäck.

Allergene müssen ausgewiesen werden

Kurioses Detail am Rande: Nach der Kontrolle der Lebensmittelbehörde müssen in der Sammelstelle Spielfeld nun auch die Allergene ausgewiesen werden. Unterdessen sickerten in der Debatte über einen möglichen Zaun an der Grenze zu Slowenien in Spielfeld erste Details durch: Das Konzept der ÖVP sieht demnach eine doppelte Zaunreihe aus Maschendraht und NATO-Draht vor - mehr dazu in Erste Details zu Grenzzaunplänen durchgesickert.

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