Emissionsrechte: Suche nach gerechter Verteilung

Der internationale Handel mit Emissionsrechten soll den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verringern. Ökonomen der Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel suchen nun Wege einer gerechteren Verteilung.

Nach der derzeit in den Vereinten Nationen wie auch der EU verwendeten Methode sei jeweils das Produktionsprinzip ausschlaggebend für die Zurechnung der Treibhausgasemissionen und den Erwerb der Emissionszertifikate, so der Ökonom Karl W. Steininger vom Institut für Volkswirtschaftslehre und Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz. Wenn für die Produktion von Gütern Energie nötig ist, die aus Verbrennung fossiler Rohstoffe gewonnen wird, dann würden die Emissionen jenem Land zugeschrieben, in dem die fossilen Rohstoffe eingesetzt werden, um das Gut zu produzieren.

Falls durch eine zukünftig notwendige striktere Politik die Preise der Emissionsrechte steigen, könne dies zu einer Abwanderung von stark emittierenden Industrien in Länder führen, die nicht von klimapolitischen Verpflichtungen reguliert werden. Resultat wären verlorene Arbeitsplätze an den ursprünglichen Produktionsorten, eine Erhöhung der regionalen Emissionen in den neuen Produktionsländern und keine Verringerung der globalen Emissionen, so Steininger.

„Grundsätzlich können aber für ein und dieselbe Emission verschiedene Akteure entlang der weltweiten Vorleistungsketten verantwortlich gemacht werden“, hebt der Grazer Universitätsprofessor hervor: So gebe es auch die Möglichkeit, die Emissionen dem Land, in dem die Kohle gefördert wird (Prinzip der Rohstoffförderung), oder dem Land, in dem das Produkt gekauft und verwendet wird („Konsumprinzip“), zuzurechnen. Steininger und seine Kollegen präsentierten für diese unterschiedlichen Bilanzierungen Zahlen und publizierten diese in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Nature Climate Change“.

Aufteilung der Treibhausgasemissionen

Uni Graz/APA-Auftragsgrafik

Österreich würde demnach - wie die meisten westlichen Industriestaaten - nach den anderen Bilanzierungsmethoden mehr Emissionsrechte brauchen: „Österreich weist nach dem Produktionsprinzip Emissionen in der Höhe von 12,8 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Einwohner auf. Nach dem Konsumprinzip sind es allerdings mit 21,5 Tonnen fast doppelt so viel. Nach dem Prinzip der fossilen Rohstoffförderung allerdings nur 0,8 Tonnen pro Einwohner“, sagt Steininger.

In Deutschland wären es nach denselben Berechnungen 13,2 Tonnen nach dem Produktionsprinzip und wieder wesentlich mehr nach dem Konsumprinzip (18,3 Tonnen) sowie deutlich weniger nach dem Förderungsprinzip. Auf der Basis des fossilen Rohstoffförderungsprinzipes würden wiederum u. a. Australien, Russland oder auch Kuwait wesentlich mehr Emissionen zugerechnet werden.

Laut den Studienautoren gibt es kein von vornherein bestes Treibhausgas-Bilanzierungsprinzip: „Es wäre wichtig, alle drei Bilanzierungsmethoden im Auge zu haben. So kann jeder Staat besser seinen Beitrag dazu leisten, dass die Emissionsreduktion im eigenen Land wirklich global wirksam wird“, so Steininger.

Für eine gerechte - und nachhaltige - Emissionsreduktion brauche es vor allem eine internationale Einigung auf Richtlinien für eine umfassendere Treibhausgas-Bilanzierung als bisher. Europa dürfe nicht nur die Emissionen im Blick haben, die hier entstehen. Grundsätzlich müsse überlegt werden, wie sie verhindert werden können, betont Steininger.

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