Grazer halfen Flüchtlingen auf Lesbos

Die in der Flüchtlingshilfe engagierte Gruppe „Graz: Spendenkonvoi“ soll zum Verein werden. Während der Weihnachtferien halfen Mitglieder des Spendenkonvois in einem Flüchtlingscamp auf der griechischen Insel Lesbos.

Flüchtlinge Lesbos

APA/ SAKIS MITROLIDIS

Zehn Tage lang waren die Grazer auf Lesbos im Einsatz

Im vergangenen Sommer hatte die lose Gruppe von Helfern in der Flüchtlingskrise zusammengefunden. Online wurden erste Aktionen organisiert, es entstand der „Graz: Spendenkonvoi“.

Einsatz im Camp

Jüngste Aktion der Grazer: Am 25. Dezember brachen acht Mitglieder des Konvois auf, mit drei Autos voller Sachspenden wie Jacken, Schlafsäcke und Windeln. Am 27. Dezember begannen sie ihren Einsatz im Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos - die griechische Insel ist für die meisten Flüchtlinge nach wie vor erster Ankerpunkt in Europa.

„Nass, ohne Schuhe, ohne Hab und Gut“

„Wir haben ein Lager voll Menschen vorgefunden, die teilweise frisch von den Booten gekommen sind, nass, ohne Schuhe, ohne jegliches Hab und Gut. Die stehen dann vor dir, und du musst sie zuerst einmal neu einkleiden. Das ist ein Camp, wo sie nicht lange bleiben, weil es geht darum, sich registrieren zu lassen - teilweise müssen sie sich drei Tage dafür anstellen“, schilderte Nicola Baloch, Mitglied von „Graz: Spendenkonvoi“.

„Es gibt genau zwei Regeln: Man darf sich nicht reindrängeln, und sobald man drinnen steht, darf man nie wieder die Linie verlassen. Es ist kalt, es geht der Wind - und sie stehen einfach und warten. Die Volunteers versorgen die Menschen mit Essen und Trinken“, erzählte Matthias Auffinger, der den Spendenkonvoi leitete.

Flüchtlingsboot Lesbos

APA/ ANGELOS TZORTZINIS

Freiwillige aus aller Welt

Die Grazer halfen den rund 1.000 Menschen im Camp gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus aller Welt - zehn Tage lang blieben sie auf Lesbos. „Vom ganzen Erdball kommen die Leute, um zu helfen. Man hat das Gefühl, man schwimmt gegen den Strom. Es sind so viele menschenrechtlich gesehene Verstöße da, und das wird einfach nicht beachtet“, so Auffinger.

Kritik an Politik

Die Helfer übten nach ihrer Rückkehr Kritik an der Politik, die menschenverachtenden Situation sei von der Politik gewollt, so Baloch: „Das ist bewusst so gemacht, es kann nicht sein, dass da Freiwillige einspringen. Denn eigentlich muss das Problem auf anderer Ebene gelöst werden. Man muss Flüchtlinge aufnehmen, es braucht einen guten Verteilungsschlüssel, man muss den Krieg beenden. Man muss sich für den Frieden engagieren.“

Nächster Konvoi in Planung

Nach zehn Tagen auf Lesbos kehrten die Grazer in ihre Heimat zurück - mit Zielen für die Zukunft: Zum einen soll die Gruppe möglichst bald zum Verein werden, zum anderen wird schon der nächste Einsatz des Spendenkonvois geplant, vor Ostern soll es wieder nach Lesbos gehen.

Nationaler Alleingang rückt näher

Auf EU-Ebene zeichnet sich allerdings weiter kein gemeinsames Vorgehen in der Flüchtlingskrise ab - das könnte nun zu nationalen Alleingängen mit dominoartigen Folgen führen. Österreichs Regierung ist hier derzeit tonangebend - und die Aussagen und die teils neue Tonalität führender Regierungsmitglieder der letzten Tage und Wochen dürften einen Kurswechsel ankündigen - mehr dazu in Regierung vor Kurswechsel (news.ORF.at).

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