Jahrhundert-Tiefstpreis bei Schweinefleisch

Die Preise für Schweinefleisch befinden sich weiter im Sturzflug. Die steirischen Schweinebauern wollen nun mit neuen Märkten in Asien und einem neuen Bewusstsein für heimische Qualität bei den österreichischen Konsument gegensteuern.

In der Steiermark gibt es derzeit noch 6.225 Schweinebauern, das sind um 77 weniger als noch vor einem Jahr. Anders ausgedrückt: Jeden fünften Tag gibt ein steirischer Schweinebauer den Kampf gegen den Preisverfall auf.

1,12 Euro pro Kilo

Derzeit bekommen die heimischen Bauern 1,12 Euro je Kilogramm Schweinefleisch - ein Preis, der bereits in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts erzielt werden konnte, das Ganze aber bei steigenden Produktionskosten und bei enormen Investitionen für die Bauern durch strengere Vorschriften und Kontrollen.

Seitinger: „Weit unter der Grenzkalkulation“

Für Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) ist das ein untragbarer Zustand: „Das ist die dramatischste Situation, die wir in der Schweineproduktion je hatten. Derzeit bleibt einem Bauern nicht einmal ein Euro pro fertig gemästetem Schwein, das muss man sich einmal vorstellen. Hier lässt sich überhaupt keine Rechtfertigung mehr finden, dass eine Schweineproduktion derzeit rentabel ist - wir sind weit unter der Grenzkalkulation.“

Schuld am momentanen Schweinetiefstpreis ist vor allem die Überproduktion in Europa: So wird von industriellen Schweinezuchtbetrieben in Deutschland, Dänemark oder auch Spanien, die mehrere 10.000 Stück je Betrieb halten, der Markt mit Schweinefleisch geradezu überschwemmt.

„Neue Märkte entwickeln“

Andererseits würde der Handel mit Schleuderpreisen bei Schweinefleisch die ohnehin schon dramatische Situation noch verschärfen: „Wir müssen schauen, dass wir neue Märkte entwickeln - im asiatischen Bereich, auch Russland sollte wieder bald aufgehen, auch wenn die derzeit in der Kaufkraft sehr eingeschränkt sind, weil ja der Rubel gefallen ist. So müssen wir auch darüber nachdenken, österreichische Markenprogramme zu entwickeln, damit wir dem Konsumenten glaubhaft zeigen können, dass die Differenzierung zwischen der heimischen Qualität und der großen Massenproduktion im Ausland möglich ist“, so Seitinger.

Der Landesrat versucht zurzeit, Verbündete in anderen Ländern mit gleichen Rahmenbedingungen zu finden - positive Gespräche gab es vor wenigen Tagen mit dem bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner.