„Flying Fox“-Unfall: Bergführer zahlt 1.500 Euro
Der tragische Unfall, der sich im Vorjahr ereignet hatte, wurde am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht verhandelt. Am 19. Dezember verunglückte eine 35 Jahre alte Frau in der Grazer Innenstadt beim Flug mit der als Attraktion installierten Stahlseilrutsche („Flying Fox“) - mehr dazu in „Flying Fox“-Unfall durch menschliches Versagen (7.1.2016).
Seil falsch eingehängt
Die Ermittlungen zur Unfallursache schlossen ein technisches Gebrechen aus; ein Sachverständigengutachten ergab menschliches Versagen. Das Gericht entschied, dass der Fall außergerichtlich abgeschlossen werden sollte. Der Angeklagte, der wegen grob fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht stand, muss nun 1.500 Euro zahlen.
Normalerweise hätte der Oberösterreicher zur Sicherung der Seilrutsche Dreierlei einhängen müssen: die Rolle, den Klettergurt zweifach und das Bremsseil. Letzteres wird vom Bergführer gleich nach dem Start genommen, um die Fahrt des Gastes zu kontrollieren. Doch als der 54-Jährige nach der Abfahrt der vierten Passagierin zum Bremsseil griff, fiel ihm auf, dass es sich nicht bewegte: Er hatte vergessen, es einzuhängen.
Ungebremster Anprall
Die Frau hätte mit der über die Mur gespannten Seilrutsche sicher von der Terrasse eines Kaufhauses zum anderen Mur-Ufer gebracht werden sollen. Stattdessen prallte sie ungebremst gegen die Kaimauer der gegenüberliegenden Flussseite. Dabei erlitt sie ein Schädelhirntrauma, brach sich beide Schulterblätter und einen Unterschenkel - dazu kamen unzählige Abschürfungen und Prellungen.

BF Graz
Die über die Mur gespannte Seilrutsche hätte die Frau an das andere Ufer bringen sollen.
„War abgelenkt“
Seit 2003 hatte der selbstständig tätige Bergführer beinahe jedes Jahr die Seilrutsche vom Dach eines Kaufhauses in Graz über die Mur bis zur Kaimauer installiert. Hunderte Menschen waren seither stets ohne Probleme über die Mur gefahren. Doch an diesem Tag war der Bergführer abgelenkt gewesen, wie er selbst vor Gericht eingestand: „Es war viel los, viele stellten sich an, und ein Reporter machte Interviews. Eine Dame wollte ihr Kind hinunterfahren lassen, das aber zu leicht war. Sie hat ständig bei mir interveniert“, schilderte der erfahrene Alpinist die Situation.
Kollege bemerkte Fehler zu spät
Als die Frau an der Reihe war, bemerkte der zweite Bergführer an der Talstation, dass etwas nicht stimmte, und rannte mit der zweiten Bremsvorrichtung im Tal der Frau, so weit es ging, entgegen, um sie doch noch abzubremsen.
Doch das Bremsmanöver reichte nicht, um den Anprall an der Kaimauer zu verhindern. Die Grazerin wurde schwer verletzt, wachte erst im Spital auf und ist seither im Krankenstand, weil sie noch immer Schmerzen hat. Ob sie dauerhafte Schäden davonträgt, ist noch offen: „Ich merkte gleich, dass ich schneller bin als die anderen, vertraute aber der Anlage“, sagte das Unfallopfer vor Gericht. Ein Eingreifen wäre für sie ohnehin nicht möglich gewesen.
„Es tut mir leid“
Dem Bergführer tut der Unfall leid. Er hatte die Frau im Krankenhaus besucht und ihr Blumen mitgebracht. Seine Versicherung bezahlte auch schon Schmerzensgeld. Das Thema „Flying Fox“ sei für ihn abgeschlossen, ihm gehe der Unfall zu nahe: „Ich denke, ich mache keine Flying Fox mehr.“