Grazer SPÖ: Ehmann folgt auf Schröck

Der Grazer Nationalratsabgeordnete Michael Ehmann übernimmt die Grazer SPÖ. Der 40-Jährige folgt Martina Schröck nach, die am Montag überraschend ihr Amt zurückgelegt hat.

Martina Schröck sprach am Montag von ihrer „persönlichen Entscheidung nach langer Überlegung“ - mit der Niederlage bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag habe dieser Schritt nichts zu tun.

38-jährig will sie sich - nach mehr als zehn Jahren Spitzenfunktionen in der steirischen Sozialdemokratie - bei der Ausschreibung für die Leitung des Amtes für Soziales bewerben, denn „es schlägt das Herz der Soziologin und Personal- und Organisationsentwicklerin“. Klappe es nicht, werde sie sich eine andere Arbeit im sozialen Bereich suchen.

Konnte SPÖ-Absturz nicht bremsen

Die gebürtige Bruckerin wechselte im Sommer 2010 vom Landtag in die Grazer Stadtregierung. Sie folgte damals Elke Edlinger als Sozialstadträtin nach, die nach heftigen innerparteilichen Streitereien zurückgetreten war. Die Funktion der Stadtparteichefin hatte Martina Schröck seit Herbst 2011 inne, nachdem Kurzzeitparteichef Edmund Müller das Handtuch geworfen hatte.

Nach einer Phase, in der die Grazer SPÖ innerhalb von 15 Monaten gleich drei Parteichefs verbraucht hatte, brachte die 38-Jährige Stabilität in die Partei und wurde noch im November des Vorjahres mit 80 Prozent der Delegiertenstimmen als Stadtparteichefin wiedergewählt - mehr dazu in Schröck mit 80,2 Prozent zur SPÖ-Chefin gewählt (7.11.2015).

„Ich gehe absolut im Guten“

Sie blicke mit sehr viel Stolz zurück, so Schröck am Montag - sie habe sehr viel erreicht und das Grazer soziale Netz stärker gemacht, u.a. die Sozialcard eingeführt, viele Lehrplätze zur Verfügung gestellt, die Pflegedrehscheibe geschaffen, die Parteistrukturen neu aufgestellt. Und mit dem Gleichstellungsaktionsplan im Frauenbereich sei ein europäischer Standard geschaffen worden, so Schröck, die merklich entspannt war: „Ich gehe absolut im Guten.“

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Martina Schröck im Gespräch mit ORF-Steiermark-Reporter Michael Pendl

Den Absturz der Grazer SPÖ auf den dritten Platz in der Wählergunst konnte Schröck allerdings nicht verhindern: Bei der Gemeinderatswahl im November 2012 erreichte die SPÖ nur mehr 15,3 Prozent der Stimmen.

„Unglaublich verbindendes Wesen“

Sie habe Michael Ehmann gefragt, ob er ihr nachfolgen wolle, „weil ich zu 100 Prozent davon überzeugt bin, dass er die Führungsrolle in Grazer Sozialdemokratie mit Abstand am besten meistern wird. Er hat ein unglaublich verbindendes Wesen“, so Schröck. SPÖ-Landesparteichef Michael Schickhofer war am Samstag über den Wechsel informiert worden.

Michael Ehemann, Martin Schröck

APA/Erwin Scheriau

Michael Ehmann und Martina Schröck

„Jetzt geht’s ans Hackeln“

Für Ehmann - er wurde im Landesparteivorstand mit 100 Prozent gewählt - geht es in seiner neuen Funktion „darum, niemand zurücklassen, das soziale Netz aufgespannt zu lassen, alles beibehalten, was Eltern und Großeltern für uns entwickelt haben“. Seine Vorgängerin habe umgestaltet, „jetzt geht’s ans Hackeln, geredet haben wir genug. Graz muss leistbar, liebenswert und lebenswert gestaltet und verbessert werden.“ An seinen künftigen Ressortzuständigkeiten im Stadtsenat ab Juni wolle der gebürtige Grazer vorerst nichts ändern.

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Michael Ehmann spricht mit Michael Pendl über seine Pläne für die Grazer SPÖ

Schickhofer: „Bodenständiger Umsetzer“

„Es ist nicht selbstverständlich, mit so einer Unterstützung zu starten“, lobte auch SPÖ-Landesparteichef Schickhofer Ehmanns Start, ließ aber auch deutlich Bedauern über den Rückzug der Vizebürgermeisterin erkennen: „Sie hat über alle die Jahre Haltung bewiesen und die Partei in einer schwierigen Phase geeint.“ Ehmann sei ein bodenständiger Umsetzer, er freue sich „irrsinnig“ auf die Zusammenarbeit; gemeinsam werde man die Region Graz prägen, sagte Schickhofer.

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