„Cybathlon“: Gehirn steuert Computer

In der Schweiz werden sich im Oktober Menschen mit schweren Behinderungen zu einem Wettkampf mithilfe modernster Prothesen und Assistenzsystemen einfinden. Die TU Graz schickt einen Steirer als Teilnehmer zum „Cybathlon“.

Alleine mit der Kraft der Gedanken einen Computer, Maschinen oder Körperprothesen steuern: Das ist Ziel von Brain-Computer-Interfaces (BCI), sogenannten Gehirn-Computer-Schnittstellen. Die Vision begeistert Wissenschafter seit den 1970er-Jahren und weckt große Hoffnungen in der Spieleindustrie wie auch in der Rehabilitation von körperlich schwer behinderten Menschen.

Gerhard Kleinhofer Brain-Computer

APA/BCI Racing Team/Maria K. Höller

Gerhard Kleinhofer bereitet sich mit dem BCI Racing Team intensiv vor

„Das beginnt bei der Fähigkeit zu kommunizieren, geht über Muskel- und Nervenstimulation bis hin zur gesteigerten Aufmerksamkeitskapazität“, fasste Gernot Müller-Putz, Leiter des Institut für Neurotechnologie an der Technischen Universität Graz, zusammen. Am Grazer Institut beschäftigen sich Forscher seit 25 Jahren mit der Thematik.

Rund 80 Teams weltweit angemeldet

Menschen mit gravierenden körperlichen Handicaps werden im Oktober in der Swiss Arena Kloten mit Prothesen, die sie über ihre eigenen Gehirnsignale steuern, zu Wettkämpfen in sechs unterschiedlichen Disziplinen antreten. Rund 80 Teams weltweit haben sich zum „Cybathlon“ angemeldet. Unter ihnen auch ein von Müller-Putz ins Leben gerufenes Studierendenteam – und Gerhard Kleinhofer aus Gußwerk im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag.

„Unter anderem werden Träger von Beinprothesen miteinander auf einem Hindernisparcours um die Wette laufen, Teilnehmer mit Armprothesen messen sich in einem Geschicklichkeitstest und Piloten mit einer Querschnittlähmung absolvieren einen Hindernisparcours“, schildert der Grazer Teamleader David Steyrl vom Grazer Laboratory of BCI.

Nach Schlaganfall stark eingeschränkt

Das Grazer BCI Racing Team „Mirage 91“ besteht aus rund 15 Studierenden und ist das einzige hochschulgebundene österreichische Team. Vier weitere Teams mit Österreichbezug hat der Technologieentwickler Otto Bock angemeldet, wie auf der „Cybatholon“-Hompage ersichtlich ist.

Gerhard Kleinhofer Brain-Computer

APA/BCI Racing Team/Maria K. Höller

Durch die Hirnsignale wird auf dem Computer ein Avatar bewegt

Kleinhofer war Sportdirektor des österreichischen Rodelteams im Naturbahn-Rodeln. Im Jänner 2014 hatte der damals 34-Jährige einen Schlaganfall im Hirnstamm erlitten und wurde erst nach mehreren Stunden gefunden. Seitdem ist die Beweglichkeit seiner Arme, Beine und selbst der Finger extrem reduziert. Doch der Vater eines vierjährigen Sohnes kämpft sich mit Hochdruck wieder ins Leben zurück: Unter anderem mit einem speziellen Rollstuhl mit Joystick. Diesen kann er steuern, weil er seine Finger etwas bewegen kann, ebenso gelingt es ihm, kurze SMS zu schreiben.

„Wir verfolgen ein Ziel, das ist der Sieg“

„Ich bin ein Visionär und blicke in die Zukunft. Es besteht vielleicht die Möglichkeit für ein extrem modernes Forschungs- und Therapiezentrum gemeinsam mit der TU Graz. Ich glaube, im neurologischen Bereich ist noch viel möglich“, meint der Obersteirer. Bevor er im Oktober antritt, will er mit dem Grazer Team – auf eigenen Vorschlag – noch ein einwöchiges Trainingslager absolvieren. „Wir verfolgen ein Ziel, das ist der Sieg“, betont Kleinhofer.

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