„Rainbow Family“: Friedlich-wehmütiger Abzug

Rund 450 Mitglieder der „Rainbow Family“ sind am Sonntag wieder von einem Grundstück des Stift Admont abgezogen. Die Love-&-Peace-Anhänger hatten sich darauf seit Donnerstag illegal zum Campen niedergelassen.

Bereits seit Anfang August touren einige hundert Menschen durch den Bezirk Liezen und lassen sich mit Zelten und Wohnwagen auf Privatgrundstücken nieder, um dort ihr jährliches Treffen abzuhalten: „Die Leute waren zuvor schon im Bezirk in Wildalpen und Palfau und sind dann in die Kaiserau weitergezogen“, so Polizeisprecher Fritz Grundnig. Am Sonntag campten laut Polizei bis zu 450 Mitglieder aus aller Welt auf dem Liezener Grundstück, das dem Stift Admont gehört - obwohl dessen Direktion nicht einverstanden mit dem zugegeben besonders friedfertigen Aufmarsch der Hippie-Anhänger war.

Anzeige wegen Besitzstörung

Obwohl die Polizei bestätigte, dass es sich bei der „Rainbow Family“ um eine friedliche Organisation handle, ändere das nichts daran, dass das illegale Campen auf Privatgrundstücken Besitzstörung sei. Auf Anordnung der Bezirkshauptmannschaft kam es in Admont daher noch am Sonntag zum Polizeieinsatz: Rund 70 Polizisten überwachten den friedlichen, wenn auch wehmütigen Abzug der Menschen, nachdem sie diese dazu aufgefordert hatten, das Grundstück zu verlassen.

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Rund 70 Polizisten standen im Einsatz - Festnahmen gab es keine

Die Bilanz der Polizei: „Einige leisteten passiven Widerstand, einer musste vom Gelände getragen werden, Festnahmen hat es keine gegeben“, so Polizeisprecher Fritz Grundnig. Gegen 15.00 Uhr hatten die unerwünschten Gäste die auf rund 1.200 Metern Seehöhe gelegene Alm bereits wieder verlassen.

Sitzkreis auf Parkplatz

Rund 100 Personen hatten sich jedoch noch auf dem Parkplatz versammelt und einen Sitzkreis veranstaltet. Vonseiten der Leitstelle des Roten Kreuzes hieß es, dass es „mehrere kleine Versorgungen“ gegeben habe. Das Rote Kreuz hatte ein Versorgungszelt und mehrere Einsatzwagen bereitgestellt.

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Für rund 450 Menschen ging es am Sonntag wieder ans Zusammenpacken und Weiterziehen

„Legales Campen wäre möglich gewesen“

Bezirkshauptmann Josef Dick, der den Räumungsbefehl gegeben hatte, verteidigte seine Entscheidung: „Problematisch war vor allem, dass die Rainbow Family in einem Stück, das in einem Waldgebiet liegt, Zelte errichtet und mehrere kleine und eine große Feuerstelle errichtet hat - das Ganze ohne die Zustimmung des Grundstückeigentümers.“ In Wäldern in ganz Österreich sei das Campieren und Einrichten von Feuerstellen verboten: „Wir haben der Rainbow-Bewegung ein Angebot gemacht, wo man ganz normal Campieren könnte - doch davon wurde kein Gebrauch gemacht“, so Dick.

Doch nicht auf dem Campingplatz, sondern unter freiem Himmel wollte die „Rainbow Family“ neue Modelle für den Frieden entwickeln. Dass sie gehen müssen, können nicht alle nachvollziehen: „Die Kirche macht uns Probleme - aber Gott hat das Land den Menschen gegeben, und darum sind wir hier“, erklärte eine Aktivistin etwa mit Nachdruck.

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Auch Kinder sind bei dem großen Treffen der „Rainbow Family“ dabei

Hoffen auf Angebote

Die „Rainbow Family“ zeigte sich verständnisvoll - wenn auch wehmütig: „Jetzt suchen wir halt wieder nach Leuten, die uns ihre Felder und Wiesen zum Campen zur Verfügung stellen würden. Das Europäische Gathering dauert ja noch rund einen Monat, und der Höhepunkt wäre Mitte August. Ich hoffe, dass sich Angebote in der Steiermark oder Oberösterreich auftun“, so der steirische „Rainbow Family“-Aktivist Robert. Im Gespräch gab er zu, dass bei der diesjährigen Organisation des Zusammentreffens von „Family“-Mitgliedern aus ganz Europa „nicht alles ganz glücklich gelaufen“ sei.

Kinder der 70er

Zur „Rainbow Family“ gehören übrigens Ärzte genauso wie Studenten oder Künstler. Jedes Jahr finden regelmäßige Treffen der Hippie-Bewegung - „Rainbow Gatherings“ - statt, und das mit teils sogar Tausenden Teilnehmern. Das erste „Rainbow Gathering“ fand Anfang der 70er in den USA statt - Anfang der 80er folgte dann Europa, wo seither bis zu 1.500 Mitglieder regelmäßig zusammentreffen - zuletzt eben in Admont. Das europaweite Treffen läuft seit 2. August und war eigentlich bis September geplant.

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