Kumberg: Verabschiedung von Flüchtlingsfamilie

Die irakische Flüchtlingsfamilie, deren Kinder zuvor aus Verzweiflung weggelaufen waren, wird nun nach Kroatien abgeschoben. Am Sonntagabend verabschiedet sich Kumberg von der gut integrierten Familie mit einem Lichtermeer.

Im September war die Geschichte der Familie, die seit Dezember 2015 in Kumberg wohnt, bekanntgeworden. Als die Abschiebung drohte, waren deren beiden Kinder von zuhause weggelaufen. Eine große Suchaktion der Polizei war die Folge; nach einer Nacht tauchten die Kinder wieder auf - mehr dazu in Vermisste Kinder wieder aufgetaucht (15.05.2016)

Danach schob eine Behörde den Ball zur anderen, wollte weder dementieren noch bestätigen. Jetzt aber scheint es fix: Der Einspruch der Familie wurde abgelehnt, die Familie wird abgeschoben. Das bestätigt Norbert Johne vom Verein „Kumberg - wir wollen teilen“, der sich für die Familie eingesetzt hat: „Wir waren am Montag in Traiskirchen, haben versucht, einen Nachfolgeantrag zum Erstasylantrag zu stellen - und dieser Folgeantrag wird in Österreich nicht behandelt. Der zuständige Beamte hat gleich gesagt: Kroatien ist für sie zuständig.“

„Die Mutter hat die ganze Zeit geweint“

Und Johne zeigt sich betroffen: „Bei der Rückfahrt hat die Mutter die ganze Zeit geweint. Wir haben am Dienstag eine Vereinssitzung gemacht, also das war sehr bedrückend. Zwischenzeitlich - und das muss man schon sagen - schaut es fast so aus, als würden sie sich schon ein bisschen damit abfinden. Aber sie wollen natürlich in Österreich bleiben.“

Auch die Polizei bestätigt, dass es den Termin in Traiskirchen gegeben hat. Nach dem Dubliner Abkommen - mehr dazu in Kirche und Caritas kritisieren Dublin-Abkommen (07.10.2016) - wird die Familie in das sichere Erstaufnahme-Land Kroatien gebracht. Wann genau, das stehe noch nicht fest: „Es wird im Regelfall nicht angekündigt. Es ist nur am Montag festgehalten worden, dass die Familie noch acht Tage lang in Ruhe gelassen wird, um Zeit zu haben, sich von den Verwandten und Freunden - und vor allem von Kumberg und der Schule zu verabschieden“, so Johne.

„Ein Dankeschön an die Familie, dass sie da war“

Für Johne bedenklich: „Das Problem ist auch, dass der zuständige Beamte gesagt hat, sie fallen dann aus der Grundversorgung, sind de facto komplett illegal in Österreich.“ Die Gemeinde Kumberg hat für Sonntagabend ein Lichtermeer der Menschlichkeit auf dem Marktplatz organisiert: „Es ist einerseits ein Dankeschön an die Familie, dass sie da war - und andererseits auch ein Abschiednehmen.“