Kinderehen: Erste Fälle in der Steiermark bekannt

Seit Jahren alarmieren Hilfsorganisationen, dass seit dem Krieg in Syrien die Zahl der Kinder, die dort verheiratet werden, steigt. Nun sind erstmals zwei Fälle von Kinderehen in der Steiermark bekannt geworden.

In der Caritas-Beratungsstelle Divan ist man laut Leiterin Christina Kraker-Kölbl heuer bereits zwei Mal auf Kinderehen aufmerksam geworden: In einem der beiden Fälle sei eine junge Frau mit ihrem kleinen Baby am Schoß ins Büro gekommen: „Es war eine junge syrische Flüchtlingsfrau - mit 13 Jahren verheiratet mit einem 25-jährigen Syrer.“

Das Paar sei nach Österreich geflüchtet und habe hier auch Flüchtlingsstatus erhalten - jene Stellen, zu denen die Familie bis dato Kontakt gehabt hatte, hätten laut Kraker-Kölbl nicht bemerkt, dass es sich hier um einen Fall von Kinderehe handelt. Schließlich wurde doch das Jugendamt verständigt: Die junge Mutter und ihr Kind leben jetzt in einer Betreuungseinrichtung. Im zweiten Fall sei die inzwischen 17-jährige Frau und Mutter bei ihrem Ehemann geblieben und werde vom Jugendamt betreut, so Kraker-Kölbl.

Caritas geht von Einzelfällen aus

Bei der Caritas geht man davon aus, dass es sich bei diesen Fällen um Einzelfälle handelt. Statistiken, die zeigen, wie viele in Österreich lebende Minderjährige als verheiratet gelten, gäbe es nicht, heißt es aus Justiz- und Innenministerium.

Gesetzlich ist es so geregelt, dass nur diejenigen Ehen anerkannt werden, die den österreichischen Gesetzen entsprechen. Ob eine im Ausland geschlossene Ehe anerkannt wird oder nicht entscheidet die jeweilige Behörde. Rund um im Ausland geschlossene Ehen würden sich aber auch noch weitere Herausforderungen stellen, so Kraker-Kölbl.

„Verstärkt neuen Fragen stellen“

Derzeit arbeite man am Fall einer sogenannten „Zweitfrau“ - also einer Frau, deren Mann mehrere Frauen geheiratet hat - die sich scheiden lassen will. Doch in diesem Fall sei es schwer, rechtlich überhaupt Auskunft zu bekommen, wie man vorgehen soll. Man müsse sich bei uns verstärkt diesen neuen Fragen stellen, so die Leiterin von Divan.

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