Murkraftwerk: Fallen 700 oder 7.000 Bäume?

Müssen 700 oder 7.000 Bäume für das Grazer Murkraftwerk weichen? Ein Bericht der Projektbetreiber listet 700 auf, die Kraftwerksgegner rechnen mit mindestens zehn Mal so viel. Nun zählt der steirische Naturschutzbund durch.

Die Fachleute des steirischen Naturschutzbundes zählen auf dem rund sieben Kilometer langen Uferabschnitt, der für das Kraftwerk Puntigam gerodet werden soll, jeden Baum.

Ab 16 Zentimeter Stammdurchmesser relevant

Relevant sind dabei Bäume ab 16 Zentimeter Stammdurchmesser - sie gelten als große Stadtbäume, sagt Renee Mudri vom Naturschutzbund: „Jetzt haben wir da nebeneinander schon drei Bäume, die unter die Kategorie große Bäume fallen, und die Baumriesen, die über hundert Jahre alt sind, haben dann einen Durchmesser von über einem halben Meter.“

Vier Sachverständige werden Gutachten vorlegen - eine davon ist die Ökologin Romana Ull, die Vizepräsidentin des Naturschutzbundes. Sie untersuchte bereits rund einen Kilometer des Murufers und warnt vor den ökologischen Auswirkungen des Kraftwerksbaus: „Mein Abschnitt hat den Bereich zwischen Puchsteg und Puntigamerbrücke betroffen, beidseitig, mit dem Ergebnis, dass hier vor Ort 1.500 Bäume mit einem Stammdurchmesser größer als 16 Zentimeter sind.“

Fotografiert, gefilmt, dokumentiert, mit GPS verortet

Die größeren Bäume wurden teilweise auch mit GPS verortet - also der genaue Standort bestimmt. 5.000 große Bäume wurden bereits erfasst, sagt Johannes Gepp, der Präsident des Naturschutzbundes, man rechnet mit mindestens 7.000: „Wir behaupten, es sind sehr, sehr viele Bäume, während die Betreiberseite von 700 Stadtbäumen spricht, wo doch jeder Bürger sehen kann, dass es tausende Bäume sind. Wir haben die Bäume fotografiert, wir haben sie gefilmt, und sie sind ganz genau dokumentiert - da gibt es nichts daran zu rütteln.“ Die Zahl 700 wird allerdings nicht nur von Seiten der Projektbetreiber genannt, sondern wird auch im positiven UVP-Bescheid - also von unabhängigen Experten geprüft - angeführt.

Plakatausschnitt: Entwurf des Murkraftwerks Graz-Puntigam

ORF

Der Naturschutzbund kritisiert auch, dass für die gerodeten Bäume in Fernitz nachgepflanzt werden soll und nicht in Graz. Das genaue Ergebnis der Baumzählung will der Naturschutzbund am Donnerstag im Grazer Rathaus übergeben.

Beschwerde gegen Ablehnung der Volksbefragung

Nach Ablehung einer Volksbefragung zum Grazer Murkraftwerk legte unterdessen die Plattform „Rettet die Mur“ mit Hilfe von Rechtsanwälten Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht ein. Die Volksbefragung wurde von der Stadt abgelehnt, weil die Fragestellung nicht eindeutig gewesen sein soll - das will die Plattform mit ihrer Beschwerde widerlegen - mehr dazu in Murkraftwerk: Keine Mehrheit für Volksbefragung (20.10.2016) und in Keine Volksbefragung zu Grazer Murstaustufe (18.10.2016).

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