Das unaussprechliche Wort des Jahres

Das Wort des Jahres 2016 ist ebenso lang wie das Phänomen, das damit bezeichnet wurde: „Bundespräsidenten-Stichwahlwiederholungsverschiebung“. Zum Unwort 2016 wurde „Öxit“ gewählt.

Das Wort sei „sowohl inhaltlich als auch aufgrund seiner Länge ein Sinnbild und ironischer Kommentar für die politischen Ereignisse dieses Jahres, das vom überaus langen Wahlkampf für die Bundespräsidentenwahl, der Anfechtung der Stichwahl, deren Wiederholung und zusätzlich auch noch von der Verschiebung derselben gekennzeichnet ist“, begründete die Fachjury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz die Wahl.

Wort des Jahres 2016

APA/Georg Hochmuth

Vor „Bundesheinzi“ und „arschknapp“

Das Wort zeige auch sehr gut eine Eigenart der deutschen Sprache, in der beliebig viele Substantive aneinandergereiht und so neue Wörter gebildet werden können, deren Länge praktisch unbegrenzt ist. Das „anschauliche Wort“ wurde von den Wählern mit „überwältigender Mehrheit an die erste Stelle gesetzt“, hieß es seitens der Jury: Mehr als ein Drittel der über 10.000 abgegebenen Stimmen entfielen darauf. Auch die weiteren Plätze waren von der Präsidentenwahl beeinflusst: Rang zwei ging an „Bundesheinzi“, Rang drei belegte „arschknapp“.

„Öxit“ - „Asylobergrenze“ - „Willkommensklatscher“

Zum Unwort des Jahres 2016 wurde „Öxit“ gewählt: „Hierbei handelt sich es sich um eine unreflektierte Analogiebildung zu ‚Grexit‘ bzw. ‚Brexit‘, das in den Medien den früheren Ausdruck ‚Austritt aus der EU‘ ersetzt hat. Zum Unwort wird es vor allem durch seine unreflektierte und häufige Verwendung, was vorhandene Tendenzen und Bestrebungen verstärkt und den Austritt aus der EU gewissermaßen herbeiredet, obwohl es seitens der Bevölkerung dazu keine Mehrheit gibt“, so die Jury. Auf dem zweiten Platz landete „Asylobergrenze“, gefolgt von „Willkommensklatscher“ auf dem dritten Rang.

„Was ist das für 1 Life“

Das Jugendwort des Jahres ist ein Satz, nämlich: „Was ist das für 1 Life.“ Das sei ein in Sozialen Netzwerken weit verbreiteter Ausdruck. „Er geht auf den gleichnamigen Titel eines angeblichen Buches von Stephan Fichtner zurück, das als ‚Pseudo-Gewinnspiel‘ große Verbreitung erzielte. Glaubt man Meldungen in den Sozialen Medien, habe es eine Sprachspielerei des Rappers Moneyboy aufgegriffen. Von den Jugendlichen wird damit eine gewisse resignative Grundhaltung zum Leben ausgedrückt, das oft als mühsam, stressig und als wenig hoffnungsvoll empfunden wird“, urteilte die Jury.

Der Spruch des Jahres hat ebenfalls die Länge der Wahl zum Thema: „Bundespräsidentenwahl 2016-2019: Ich war dabei!“ Zum Un-Spruch wurde „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist“ des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer gewählt.

Deutsches Wort des Jahres lautet „postfaktisch“

In Deutschland wurde „postfaktisch“ zum Wort des Jahres gekürt. In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten, so die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden - insofern stehe das Wort für einen tiefgreifenden politischen Wandel. Immer größere Bevölkerungsschichten seien aus Widerwillen gegen „die da oben“ bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren. Die Entscheidung der Jury sei einstimmig ausgefallen, so der Vorsitzende der Gesellschaft, Professor Peter Schlobinski.

Link: