Das war 2016: Die größten Prozesse

Das Jahr 2016 war in der Steiermark von einer Reihe großer Prozesse geprägt, die teils auch über die Grenzen hinaus Aufmerksamkeit erregten. Dazu gehörten die IS-Prozesse und der Prozess gegen den Grazer Amokfahrer.

Das Interesse von Journalisten und Zuschauern am Prozess gegen den Grazer Amokfahrer war derart groß, dass die Verhandlung sogar via Livestream in einen zweiten Verhandlungssaal übertragen werden musste - mehr dazu in Prozess gegen Amokfahrer von Graz gestartet (14.9.2016).

Alle Prozesstage im Überblick

In weißem Anzug vor Gericht

Der 27-jährige Angeklagte tritt an allen Verhandlungstagen gleich auf - ganz in Weiß gekleidet, äußerlich völlig unbeteiligt antwortet er mit den immer gleichen Sätzen: „Es tut mir leid, ich bin selbst Opfer.“

Das war 2016

Von turbulenten Wahlen bis zu einer langsam wieder anlaufenden Wirtschaft, von einem Abschied für immer bis zu Erfolgen und Missererfolgen im Sport: Das Jahr 2016 hatte auch in der Steiermark viel zu bieten - mehr dazu im Jahresrückblick.

Zwei von drei psychiatrischen Gutachtern haben im Vorfeld des Prozesses den 27-Jährigen als nicht zurechnungsfähig eingestuft, einer als zurechnungsfähig. Auch beim Prozess blieben sie bei ihren Meinungen - mehr dazu in Grazer Amokfahrer laut Gutachten schizophren (1.6.2016) sowie in Das war Tag fünf im Amokfahrerprozess (25.9.2016).

Die Entscheidung lag daher bei den Geschworenen - und diese kamen einstimmig zu dem Schluss, dass der Angeklagte zurechnungsfähig war und des mehrfachen Mordes schuldig. Das Urteil: Lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher - mehr dazu in Lebenslange Haft für Grazer Amokfahrer (29.9.2016).

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Höchste Sicherheit bei IS-Prozessen

Sicherheitsmaßnahmen wie noch nie zuvor gab es am Grazer Straflandesgericht auch bei den IS-Prozessen gegen mutmaßliche Islamisten, und davon gab es gleich mehrere: In allen acht größeren Prozessen wurden mehrjährige Freiheitsstrafen verhängt, die aber noch nicht rechtskräftig sind.

Dschihadistenprozess in Graz

APA/Erwin Scheriau

Bei sämtlichen IS-Prozessen galten höchste Sicherheitsbestimmungen

Im Zentrum des Interesses stand die Verhandlung gegen den Prediger Mirsad O. - ihm wird vorgeworfen, dass er mit seinen Reden in Moscheen in Wien und Graz mehrere Menschen angestiftet hat, nach Syrien zu gehen und sich dem IS anzuschließen. Mirsad O. wird zu 20 Jahren Haft verurteilt, die höchste Haftstrafe, die in den IS-Prozessen in Graz verhängt wurde - mehr dazu in Größter Dschihadistenprozess Österreichs läuft (20.2.2016) sowie in IS-Prozess: 20 Jahre Haft für Prediger (13.7.2016).

Vom Doppelmord bis zur Böllerexplosion

In Leoben musste sich ein 34 Jahre alter Mann wegen Doppelmordes verantworten, der in Kapfenberg auf offener Straße seine von ihm getrennte Frau und deren Schwester erstochen hat. Obwohl der Angeklagte beim Prozess behauptete, die Tat nicht geplant zu haben, verurteilten ihn die Geschworenen wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft - mehr dazu in Prozess um Doppelmord: Beschuldigter geständig (9.10.2016) sowie in Doppelmord: Lebenslang und Einweisung (17.10.2016).

Prozess Leoben Doppelmord Kapfenberg

APA/Stringer

In Leoben wurde ein Doppelmord in Kapfenberg verhandelt

Wegen einer Böller-Explosion im südoststeirischen Kapfenstein, bei der im November 2014 ein 29-Jähriger und sein Vater starben, standen im Oktober neun Angeklagte vor Gericht. Dem Hauptangeklagten warf der Staatsanwalt vor, dass er illegal Böller hergestellt hatte. Einer der Angeklagten wurde bereits zu vier Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe verurteilt, für die übrigen geht der Prozess im kommenden Jahr weiter - mehr dazu in Prozess zu Kapfenstein-Explosion hat begonnen (14.10.2016) sowie in Zeugen nicht erschienen - Böllerprozess vertagt (29.11.2016).

Rechtsstreit nach Babyverwechslung

Am Zivilgericht anhängig wurde der Fall von vor 25 Jahren vertauschten Babys. Jene Frau, die im LKH Graz zur Welt kam und vor zwei Jahren bei einer Blutspende erfuhr, dass ihre Mutter nicht ihre biologische Mutter ist, klagte gemeinsam mit ihren Eltern auf Schmerzensgeld, für das Krankenhaus ist allerdings nicht erwiesen, dass die Verwechslung in der Klinik erfolgt ist. Ein Urteil gibt es noch nicht - mehr dazu in Vertauschte Babys: Keine Einigung in Sicht (19.12.2016).