Die eigenen Kinder gequält? Arzt vor Gericht

Weil er seine vier Kinder über Jahre hinweg gequält und ihnen Drogen verabreicht haben soll, ist am Freitag ein oststeirischer Arzt vor Gericht gestanden. Die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher steht im Raum.

Von körperlichen und seelischen Qualen der vier Kinder seit dem Jahr 2000 ist im Strafantrag der Staatsanwaltschaft die Rede.

Verdorbenes Essen, Cannabis, Selbstverstümmelungen

Der Vater habe ihnen befohlen, verdorbene Lebensmittel zu essen, ihnen Cannabis gegeben, einer Tochter habe er Morphium verabreicht, so dass sie Opiat-abhängig wurde - und immer wieder sollen die mittlerweile erwachsenen Kinder mitangesehen haben, wie sich der Arzt und Vater selbst verstümmelt bzw. sich Verletzungen zugefügt habe.

Demnach musste eine Tochter, als sie 18 war, dem Vater einen Schraubenzieher aus dem Bauch ziehen, den er sich hineingerammt hatte - diesen Vorfall fotografierte der Arzt. Die Polizei konnte Fotos beschlagnahmen, darunter auch das Foto eines Sohnes, der im Alter von vier Jahren an einer Zigarre zieht.

Der angeklagte Arzt gab beim Prozess am Freitag zahlreiche Selbstverletzungen zu und sagte, „ich war 15 Jahre lang in psychiatrischer Behandlung“; er bekannte sich allerdings nicht schuldig des Quälens und Vernachlässigens seiner Kinder. Das Ganze sei eine Rachefeldzug seiner eifersüchtigen Ex-Frau - so stellte es auch die Anwältin des Arztes dar.

Prozess - Arzt soll Kinder misshandelt haben

APA/Erwin Scheriau

Interventionen im Ermittlungsverfahren

Im Ermittlungsverfahren soll es viele Interventionen gegeben haben: So lehnte der Gerichtsgutachter Manfred Walzl einen Gutachtensauftrag ab. In der Begründung - die dem ORF vorliegt - schrieb er, einerseits kenne er die Familie, und andererseits sei es zu einer ganzen Reihe von Interventionsversuchen durch Kollegen, aber auch durch Politiker gekommen - der oststeirische Arzt ist Bruder eines prominenten Politikers.

Psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben

Das Landesgericht beschloss nun, ein psychiatrisches Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten in Auftrag zu geben - laut dem Richter könnte es bei Unzurechnungsfähigkeit zu einer Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher kommen. An sich drohen dem Arzt wegen des Vorwurfs des Quälens seiner Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Haft.