Graz-Wahl: Die Reaktionen der Spitzenkandidaten

Graz hat gewählt, ÖVP und KPÖ gingen als klare Sieger hervor. Während die Freude bei den Gewinnern groß ist, hätten sich die Spitzenkandidaten von FPÖ, SPÖ und Grünen mehr erwartet.

steiermark.ORF.at hat am Wahltag in Form eines Livetickers aus dem Grazer Rathaus berichtet: Der Liveticker zum Nachlesen.

Laut dem amtlichen Endergebnis (mit Briefwahlstimmen) kommt die ÖVP auf 37,8 Prozent, die KPÖ auf 20,3 Prozent, die FPÖ auf 15,9 Prozent. Die SPÖ verliert stark und erreicht nur mehr 10,1 Prozent, die Grünen haben ebenfalls ein Minus zu verzeichnen und kommen auf 10,5 Prozent. NEOS kommt auf 3,9 Prozent und zieht damit in den Gemeinderat ein, während die Piraten mit 1,1 Prozent rausfallen - mehr dazu in Graz-Wahl: Nagl-Triumph, SPÖ-Debakel und in Zahlen, Daten, Fakten - die Ergebnisse im Detail.

Graz-Wahl Ergebnis inklusive Briefwahlstimmen

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Nagl (ÖVP): „ÖVP wieder spürbar“

Bürgermeister Siegfried Nagl begann sein erstes Statement mit „Es ist eine große Freude“, um dann hinzuzufügen: „Ich glaube, wir haben es gut gemacht. Heute ist die Volkspartei wieder spürbar. Ich bin ein wenig sprachlos.“

Siegfried Nagl

APA/Erwin Scheriau

„In den nächsten Wochen wird noch sehr viel zu tun sein, eine Regierung zusammenzustellen, die für Graz arbeitet“, sagte Nagl, der auch meinte, dass es ihn deshalb besonders freue, weil er nicht zum ersten, nicht zum zweiten oder zum dritten Mal antrat, sondern schon zum vierten Mal.

Vorerst wisse er nicht, ob noch die Anspannung vom Tag oder die Freude überwiege, „dass wir stark zulegen konnten“: „Ich bin überglücklich und das bedeutet für meine Frau, dass sie weiterhin viel auf mich verzichten muss. Das gehört mit dazu." Er betonte, dass die Grazer darüber abgestimmt haben, ob man lieber jemandem das Vertrauen gibt, der versucht etwas weiterzubringen, oder jenen, die immer dagegen sind und nur sagen, schauen wir, was der Siegfried Nagl macht und dann sind wir dagegen. Die Menschen haben wieder die Mitte gewählt und das kann die Volkspartei nur freuen.“

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Schlaflose Nächte für die ÖVP

Wahlgewinner ist die ÖVP mit Spitzenkandidat Siegfried Nagl - und das nach einer nahezu schlaflosen Nacht.

Auf die Frage, ob er neue Wege gehen werde, sagte Nagl, er sei bekannt für seinen geraden Weg, „aber ab und zu biege ich schon ab, weil es braucht immer wieder neue Überlegungen und neue Ideen“. Nun sei er aber nur einmal glücklich.

Kahr (KPÖ): „Ich freue mich riesig“

Groß war die Freude auch bei den Zweitplatzierten Elke Kahr (KPÖ): „Ich freue mich natürlich einfach riesig. Wir haben das Ziel, das wir uns gesetzt haben - zweitstärkste Kraft zu bleiben, das Ergebnis der letzten Wahl zu halten und vor der FPÖ zu liegen - erreicht. Und da können wir den Wählern und allen, die da mitgeholfen haben, nur tausendmal danken, dass sie uns das Vertrauen geschenkt haben.“

Elke Kahr

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Worauf Kahr den Wahlerfolg der KPÖ zurückführe? „Ich denke, dass die Arbeit der letzten Jahre bewertet worden ist - und dass wir ehrlich und glaubwürdig in unseren Haltungen geblieben sind, niemandem etwas vorgeschwindelt haben, auch keine überbordenden Forderungen gehabt haben, die man dann nicht erfüllen kann. Die Summe dieser Dinge ist es, glaube ich, warum die Menschen schon über eine wirklich lange Zeit Vertrauen in uns haben“, so Kahr.

Auch das Murkraftwerk „wird sicherlich bei nicht Wenigen eine Rolle gespielt haben. Das hat man erst gestern bei der Demonstration gemerkt, wo wirklich viele Danke gesagt haben, dass wir da diese Haltung gezeigt haben - auch wenn es für uns nicht einfach war, damals diesen Bruch zu machen. Ich glaube, dass uns da sicherlich etliche aus diesem Grund ihr Vertrauen geschenkt haben“, freute sich die Spitzenkandidatin der Grazer KPÖ.

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Das Rennen um Platz zwei

Der Wahlsieg der ÖVP kommt für viele wenig überraschend, umso spannender war das Rennen um Platz zwei bei dieser Wahl.

Eustacchio (FPÖ): „Ich wollte die Silbermedaille“

„Einerseits überraschend - und andererseits wieder nicht“ interpretierte FPÖ-Spitzenkandidat Mario Eustacchio das Wahlergebnis: „Überraschend ist, dass die ÖVP doch dazugewonnen hat - und auch die KPÖ.“ Doch Eustacchio sehe es sportlich: „Ich wollte die Silbermedaille haben, jetzt ist es die Bronzemedaille geworden; ein Stockerlplatz ist da, ein schöner Zuwachs ist da - und das freut uns. Wir werden mit neuer Kraft und mit neuen Leuten, die dazukommen, für Graz und seine Bevölkerung arbeiten.“

Mario Eustacchio

APA/Erwin Scheriau

Wirnsberger (Grüne): „Haben uns mehr erwartet“

Die Grünen bedankten sich in einer ersten Stellungnahme bei den Wählern für ihr Vertrauen. Die Ausgangslage sei schwierig gewesen, so die Grüne Spitzenkandidatin Tina Wirnsberger, "und wir haben uns mehr erwartet. Trotzdem geht’s jetzt an die Arbeit“.

Tina Wirnsberger

APA

Noch sei das Ergebnis der Briefwahlstimmen abzuwarten: „Wir erwarten, dass wir auch in den kommenden fünf Jahren im Stadtsenat vertreten sein werden. Wir Grüne werden für ein umweltbewusstes, offenes und sozial gerechtes Graz arbeiten.“

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Der Kampf um die Plätze

Vor allem für die SPÖ war die Grazer Gemeinderatswahl ein Desaster - nur mehr Platz fünf für die einstige Bürgermeister-Partei.

Ehmann (SPÖ): „Ergebnis natürlich enttäuschend“

Für SPÖ-Spitzenkandidat Michael Ehmann ist das Ergebnis „natürlich enttäuschend, gar keine Frage. Aber es war offensichtlich einfach zu kurz Zeit für die notwendige Profilierung, den notwendigen Bekanntheitsgrad, wie wir schon vorab befürchtet hatten. Und das ist natürlich sehr problematisch - vor allem bei einer vorgezogenen Wahl“.

Graz Wahl Michael Ehmann

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SPÖ-Klubobmann Gerald Hassler stellte sein Amt Michael Ehmann zur Verfügung, denn nach dem Verlust des letzten Stadtsenatssitzes ist das die einzige verbliebene Spitzenfunktion der Grazer Sozialdemokraten. Ehmann erklärte, er wolle für das Amt kandidieren. Die Wahl durch den Klub ist reine Formsache - mehr dazu in Graz-Wahl: Ehmann soll SPÖ-Klubobmann werden.

Swatek (NEOS): „Ein Super-Ergebnis für uns“

Optimistischer zeigte sich da NEOS-Spitzenkandidat Niko Swatek: „Ein Super-Ergebnis für uns! Es hat Anfang November noch ein bisschen nach einer Mission Impossible für uns ausgeschaut - wir waren wenige Leute, hatten nur ein kleines Budget.“

Niko Swatek

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„Jetzt haben wir über hundert Freiwillige, sind als Organisation gewachsen, weil so viele Grazerinnen und Grazer einen frischen Wind haben wollten. Und jetzt sind wir eine richtige Bewegung. Im Gemeinderat werde ich schauen, dass jetzt ordentlich was weitergeht in der Stadt“, so Swatek.

Ähnlich unterschiedlich fielen die Reaktionen auch im Land und im Bund aus - mehr dazu in Die Reaktionen der Landesspitzen und in Die Reaktionen der Bundesparteien.

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