Am Grenzübergang Spielfeld bleibt es einsam
Denn heute kommt dort im Schnitt pro Tag gar kein einziger Asylsuchender mehr an - mehr dazu in Flüchtlinge: Kaum Aufgriffe an steirischer Grenze (4.3.2017). Trotzdem dürften in Spielfeld pro Jahr alleine für die Miete von Zelten und Grenzmanagement-Containern Kosten von rund 3 Millionen Euro anfallen.
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Keine Grenzgänger mehr:
Das vom Grenzzaun umschlossene Tor in Spielfeld steht noch - doch niemand geht mehr hindurch
Ein Lokalaugenschein zeigt: Es steht noch, das Tor mit dem Grenzzaun links und rechts, das, so der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann, „Türl mit Seitenteilen“. Eine österreichische Fahne weht einsam im Wind. Einsam ist es auch in der Zelthalle dahinter: Die unzähligen Arbeitskojen für Grenzpolizisten stehen leer. Die Computer sind ungenutzt, ebenso die vielen High-Tech-Fingerabdruck-Scanner.
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Eineinhalb Monate lang war das Grenzmanagement Spielfeld in Betrieb, dann war Schluss mit den Flüchtlingstransporten gewesen. Nun, ein Jahr später, stehen sieben Zelthallen, für die Miete bezahlt werden muss, immer noch – samt aufgeklappten Liegen in den Schlafhallen.
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Für den Spielfelder ÖVP-Bürgermeister Reinhold Höflechner bleibt das Grenzmanagement trotzdem ein Erfolg: „Alleine diese politische Botschaft: ‚Österreich macht die Grenzen dicht und baut einen Zaun‘, hat glaube ich bewirkt, dass alle Balkanstaaten nachgedacht haben und letztlich dadurch die Schließung der Balkanroute möglich war.“
Fazit: „Ein Schlag ins Wasser“
Ganz anders sieht das ein Anrainer in Spielfeld - der ehemalige Grazer ÖVP-Stadtrat Helmut Strobl. Wir sehen uns auf seinem Wald-Grundstück das mehrere Meter lange Loch im Zaun an, das er im vergangenen Winter durchgesetzt hat - mehr dazu in Spielfeld: Eine Grenzzaunlücke wird zum Denkmal (9.12.2016).
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Borderline:
Helmut Strobl führt zu der von ihm durchgesetzten Grenzzaunlücke in Spielffeld
Strobls Grenzzaun-Fazit: „Ein Schlag ins Wasser - umsonst, sagen die Leute hier. Frau Mikl-Leitner (damals Innenministerin, ÖVP; Anm.), hat nach rechts geschielt, sie wollte rechts - politisch gesehen - eine Ruh’ haben.“
APA/DAVID KRANZELBINDER
„In Spielfeld gibt es kaum Aufgriffe“
Laut Polizeisprecher Fritz Grundnig ist praktisch nie jemand über die Grüne Grenze gekommen. Einmal wurde der Zaun beschädigt, bald nach der sogenannten Schließung der Balkanroute. Fünf Flüchtlinge oder Migranten wurden damals erwischt.
Auch am Autobahngrenzübergang Spielfeld ist laut Grundnig wenig los: „In Spielfeld gibt es kaum Aufgriffe. Und wenn, dann Fahndungssachen, also Leute, die zum Beispiel ein Aufenthaltsverbot haben in Österreich. Aber flüchtlingsmäßig ist es sehr ruhig in Spielfeld“, so Grundnig.
Warum stehen die Zelte noch?
Die Miet- und Betriebskosten für Zelte und Container dürften laut parlamentarischen Anfragebeantwortungen rund 3 Millionen Euro jährlich kosten. Die Frage, warum dann noch sieben große Zelte stehen, sei berechtigt, meint der Polizeisprecher.
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Der Überlegung sei, „dass wir jederzeit mit der Aufkündigung des Türkei-Deals rechnen müssen“, so Grundnig. Dann würde die Westbalkanroute für Flüchtlinge wieder attraktiv werden und das Grenzmanagement in Spielfeld müsste reaktiviert werden.
Widerlegte Gerüchte und einsame Zelte
Die Stimmung in der Bevölkerung hat sich laut dem Bürgermeister übrigens längst beruhigt. Über soziale Medien lancierte Behauptungen, es habe nach den sogenannten Durchbrüchen tausender Menschen Plünderungen von Geschäften gegeben, sind widerlegt.
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Blick von Oben:
Ein Lokalaugenschein der kleinen Zeltstadt in Spielfeld
Laut Polizei haben sich die Asylsuchenden nur bei Privatgründen Obst von Bäumen und einzelne Holzscheiter zum Heizen genommen. Die kurioseste Anekdote: Syrer und Iraker dachten, sie müssten nur mehr 40 Kilometer nach Deutschland gehen - weil da auf Karten die weststeirische Bezirkshauptstadt Deutschlandsberg eingezeichnet war.