Grazer App erkennt bipolare Störungen

Zum Tag der bipolaren affektiven Störung (BAS) stellen drei Grazer Softwareentwickler eine neue Handy-App vor. Sie soll anhand von Verhaltensmustern erkennen, ob sich ein Patient einer Manie oder Depression annähert.

Rund ein Jahr lang arbeiteten die Softwareentwickler Manfred Weiss, Christian Pendl und Ralph Gruber am Science Park Graz an der Bipolar-App, um Menschen mit einer bipolaren Störung - früher als manisch-depressive Erkrankung bekannt - helfen zu können.

Lebensqualität erhöhen, schwere Phasen verhindern

Hinter dem Engagement stecken Erfahrungen im eigenen Bekanntenkreis. Mit der App wollen die Entwickler die Lebensqualität der Erkrankten erhöhen und schwere Krankheitsphasen verhindern. Dabei misst sie laut Weiss etwa, wie aktiv ein Nutzer ist - auch die Schlafzeit wird berücksichtigt.

Frau mit Smartphone

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Die Bipolar-App soll anhand von Verhaltensmustern erkennen, ob sich ein Patient einer Manie oder Depression annähert

Weiss erklärt: „Die App lernt die Person in gesunden Phasen kennen - die bipolar erkrankte Person ist ja nicht nur manisch und depressiv, sondern hat auch ganz normale Phasen. Und wenn es dann zu Abweichungen in der Aktivität, im Schlafverhalten kommt, wird die Summe der Erkenntnisse genutzt, um entsprechend gegenzulenken.“

Umfeld wird mit einbezogen

Meemo-tec - so heißt das Unternehmen der drei Grazer - will dabei nicht nur Patienten, sondern auch deren direktes Umfeld miteinbeziehen: „Ich glaube, das ist die größte Stärke unseres Produkts: Wir gewinnen nahe Bezugspersonen, ein soziales Umfeld, weil wir neben dieser eigentlichen App für die Erkrankten auch eine Partner-App anbieten“, so Weiss.

World Bipolar Day

Am 30. März findet weltweit der Tag der bipolaren affektiven Störung (BAS) statt. Bipolare Störungen gehören laut WHO zu den zehn Krankheiten, die weltweit am meisten zu dauernder Behinderung führen. Ungefähr ein Viertel bis die Hälfte aller Menschen mit bipolarer Störung unternehmen mindestens einen Suizidversuch.

Psychiater Martin Ecker vom LKH Graz Süd-West kann der Idee viel abgewinnen. Laut ihm könnte die App Patienten etwa auch dazu motivieren, ihre Medikamente einzunehmen - nach einem Jahr würden das nämlich nur noch rund zehn Prozent der Patienten tun.

Auf Manie folgt Depression

Auch könne die App in manischen Phasen dazu aufrufen, den Arzt zu kontaktieren, was Betroffene in der Regel eher nicht tun, da ihnen ihr Zustand gefällt: Sie fühlen sich stark und potent - und gehen laut Ecker freizügiger mit Sexualität und Geld um; außerdem steigt die Risikofreudigkeit.

Doch diese Phase endet wieder: „Das besonders Schwerwiegende daran ist ja, dass es nach einer manischen Phase so gut wie immer zu einer depressiven Phase kommt, die oft auch im starken Zusammenhang mit der Schwere der manischen Phase steht“, erklärt der Psychiater.

App soll 2018 auf den Markt kommen

Die Bipolar-App des 2016 gegründeten Start-ups meemo-tec wurde gemeinsam mit Experten der Grazer Meduni entwickelt und befindet sich derzeit im Prototypstadium; Anfang 2018 soll sie auf dem Markt erhältlich sein. Auf der Website der drei Grazer Entwickler ist bereits jetzt ein Onlinekurs, die „Bipolar Academy“, abrufbar: Hier werden in kurzen Animationsvideos Informationen zur Krankheit geboten.

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