Schäden durch Spätfrost häufen sich

Das jüngste Frostereignis dürfte in dieser Form nicht das Letzte gewesen sein, das zumindest prophezeien Klimaforscher. Sie rechnen künftig häufiger mit derartigen Wetterextremen und raten daher, die Anbauflächen gezielter auszuwählen.

Nach der Frostnacht von Donnerstag auf Freitag wurden am Freitag bereits die ersten Schadenszahlen geschätzt. Laut Hagelversicherung dürfte ein Schaden von 35 bis 40 Millionen Euro entstanden sein - mehr dazu in Frost: Vor allem beim Obst große Schäden (21.4.2017).

Tatsächliches Ausmaß noch unklar

In der Nacht auf Samstag sanken die Temperaturen neuerlich unter Null Grad. Vor allem in der Oststeiermark habe es in Tallagen emfindliche Minusgrade gegen, sagt der Sprecher der Obstbauern Rupert Gsöls. Die Bauern haben versucht mit gezielter Frostberegnung gegenzusteuern.

Gsöls zufolge sei der Schaden aber nicht wesentlich höher als bis Freitag bekannt war. Allerdings könne man das tatsächliche Ausmaß der Ausfälle erst in drei bis vier Wochen erkennen, wenn etwa die Apfelblüte weiter gedeiht. Auch die Qualität der verbliebenen Äpfel werde sich dann abschätzen lassen.

Klimawandel verkürzt Winter

Geht es nach Klimaforschern, müssen sich die steirischen Landwirte künftig noch öfter auf Wetterkapriolen einstellen. Denn durch den Klimawandel verkürze sich der Winter, die Vegetationsperiode beginne damit immer früher und mache die Pflanzen verwundbar, sagt Franz Prettenthaler von Joaneum Research: „Das heißt, die Pflanzen treiben immer früher aus und leider werden nicht in gleicher Weise die Spätfrost-Ereignisse weniger. Das heisst, die Wahrscheinlichkeit dass ernsthafter Schaden eintritt steigt.“

Flächen besser auswählen

In den kommenden Jahren werde man häufiger mit späten Frosteinbrüchen rechnen müssen, die auf eine Wärmeperiode folgen, prognostiziert auch Gottfried Kirchengast, Klimaforscher am Wegener Institut der Uni Graz.

Technologischen Schutz könnte eine spezielle Bewässerung bieten, wo ein kleiner Eispanzer die Blüte schützt. Ob ausreichend Wasser vorhanden ist, sei fraglich, ebenso die Wirtschaftlichkeit, sagt Kirchengast, der diese Möglichkeiten für begrenzt hält: „Es ist tatsächlich so, bevor ein Landwirt große Investitionen macht in solche technologischen Schutzmassnahmen, ist es oft viel vernünftiger mit ausgewählten Pflanzenflächen zu arbeiten. Also Lagen, die sehr stark frostgefährdet sind zum Beispiel, die fast unversicherbar wären, dort kann man dann keinen Obstbau mehr betreiben.“

Versicherungsprämie steigt mit Risiko

Das Risiko ist grundlegend versicherbar und 40 Prozent aller Weinbauern und 50 Prozent aller Obstbauern waren in diesem Jahr bereits gegen Frost versichert. Bei einer Häufung der Wetterextreme könnte die Versicherungsprämie allerdings in die Höhe schnellen, eine europäische Lösung wäre hier sinnvoll, so die Experten.

Frost Bauern Obst

APA/Erwin Scheriau

Auch Kältebewässerung biete Schutz, sei laut Experten aber zu hinterfragen

Franz Prettenthaler von Joaneum Research: „Ob es nicht günstiger wäre, dieses Risiko europaweit zu versichern, denn eines ist klar: Je größer der Risikopool ist, umso geringer wäre die Prämie, weil nicht gleichzeitig in Norddeutschland, Südtirol und der Steiermark entsprechende Frostschäden auftreten.“

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