Mondsee-Bohrkern soll Hochwassergefahr klären

In den vergangenen Jahren hat es in Österreich drei Jahrhunderthochwasser gegeben. Grazer Forscher berechnen nun anhand eines 7.000 Jahre alten Mondsee-Bohrkerns, ob Hochwasser heute wahrscheinlicher sind als früher.

In den vergangenen 15 Jahren gab es in Österreich gleich drei Jahrhunderthochwasser. Das könnte Zufall sein, möglicherweise haben sich aber die Bedingungen so geändert, dass solche Ereignisse nun häufiger auftreten, erklärte der Grazer Umweltökonom Franz Prettenthaler: Mit Hochwasserdaten von heute bis zurück in die Jungsteinzeit wolle man das klären.

An Sedimenten eines Sees zu erkennen

An den Jahresringen eines Baumes kann man ablesen, welche Zeiten nährstoffreich und welche karg waren - genauso erkennt man an den Sedimenten eines Sees, ob es in einem Jahr Hochwasser gab oder nicht, sagte Prettenthaler, der an der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz arbeitet und der sein Projekt beim Österreichischen Klimatag vorstellte.

Daten aus dem vorigen Jahrhundert

In den Forschungsvorhaben untersuchte er mit internationalen Kollegen einen Bohrkern aus dem Mondsee in Oberösterreich mit bis zu 7.000 Jahre alten Sedimenten dahingehend, außerdem werteten sie Schadensdaten von Hochwasserereignissen aus dem vorigen Jahrhundert aus, untersuchten die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten und beobachteten, welche Niederschlagssummen sie produzieren.

Versicherungsmathematischen Methoden

Im Prinzip sei es ein Zufallsprozess, ob es in einem Jahr die „passende“ Wetterlage für ein Hochwasser gibt, und mit einer Zufallskonstante könne man deren Wahrscheinlichkeit berechnen - doch jene Zufallskonstante wird von den klimatologischen Umständen bestimmt. Mit versicherungsmathematischen Methoden ermittelten die Forscher, wann sich die Zufallskonstanten änderten und es damit zu „Regimewechseln“ bei den Hochwasserwahrscheinlichkeiten kam.

Historische Hochwasser

Sie entdeckten, dass dies schon einige Male passiert ist, zum Beispiel 1500, 1300 und 81 vor unserer Zeitrechnung, sowie anno 1489. Außerdem fanden sie heraus, dass 217 nach Christus eine 247-jährige Periode ohne ein einziges Hochwasserereignis zu Ende ging. „Dies passt sehr gut mit historischen Aussagen zusammen, dass es um diese Zeit ein ganz besonderes Klima gab, das auch die größte Ausdehnung des Römischen Reichs ermöglichte“, so Prettenthaler.

Frage nach Regimewechsel

Mit der langen Reihe an Hochwasserdaten könne man einerseits besser abschätzen, wie sich die Niederschlagsregimes in Zeiten des Klimawandels ändern werden, und andererseits auch Aussagen über die Wahrscheinlichkeit von Hochwassern in der heutigen Zeit treffen.

Die Forscher wollen etwa herausfinden, ob die Hochwasser 2002, 2005 und 2013 Ereignisse waren, die im Schnitt nur einmal im Jahrhundert auftreten und zufällig sehr bald hintereinander geschahen, oder ob es jüngst einen Regimewechsel gab, der solche Überschwemmungen heutzutage viel wahrscheinlicher macht.

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