Pilotprojekt bietet Hilfe für Spielsucht-Angehörige

Bis zu 30.000 Steirer sind spielsuchtgefährdet, rund 4.000 tatsächlich an Glücksspielsucht erkrankt. Neben den Betroffenen leiden besonders die Angehörigen, die derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts gezielt unterstützt werden.

Im Zuge dessen haben das Frauenservice Graz und die Fachstelle Glücksspielsucht des Landes bereits erste Erfahrungen gesammelt - die Ergebnisse wurden am Dienstag in Graz präsentiert. Demnach ist Spielsucht offenbar die Sucht der Familienväter: Laut Experten sind zwischen 70 und 90 Prozent der Spielsuchterkrankten Männer, mehr als 50 Prozent von ihnen leben in einer Beziehung.

„Frauen auch stärker von Gewalt betroffen“

Frauen sind als Angehörige laut Petra Leschanz vom Frauenservice Graz daher besonders betroffen. Sie seien nervlich und körperlich oft am Ende, weil sie Jahrzehnte neben dem spielsuchtgefährdeten Partner durchhalten.

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APA/Georg Hochmuth

Laut Experten sind bis zu 90 Prozent der Spielsuchterkrankten männlich

Petra Leschanz schildert: „Im schlimmsten Fall leidet auch die Gesundheit. Von den Angehörigen, die durch die Spielsucht mitbetroffen sind, erkranken im Schnitt drei pro Spieler auch selbst an einer stressinduzierten Krankheit. Wir nehmen sehr stark wahr, dass Frauen, deren Partner spielen, auch stärker von Gewalt in der Familie betroffen sind.“ Dazu kommen meist hohe Schulden. Die betroffenen Frauen würden oft spät Hilfe suchen - aus Scham, wie Petra Leschanz erklärt.

Gezielte Entlastung durch erlernte Strategien

Mit dem Pilotprojekt habe man in den vergangenen eineinhalb Jahren erstmals versucht, Angehörige gezielt zu entlasten. Sie haben unter anderem Strategien gelernt, um die Situation zu bewältigen. Das Programm haben das Frauenservice Graz und die Fachstelle Glücksspielsucht des Landes Steiermark gemeinsam durchgeführt und damit erstmals Angehörige bewusst sichtbar gemacht, heißt es.

Nun hofft man, so Petra Leschanz, dass sich auch eine Selbsthilfegruppe entwickelt: „Mit ein Grund, warum die Entstehung von Selbsthilfegruppen in dem Bereich sehr schwierig ist, ist dass die Angehörigen kaum die Gelegenheit haben, sich gegenseitig zu treffen, die Spieler sind in engem Kontakt miteinander, sie suchen ja die gleichen Lokale auf. Es kennt aber kaum eine Angehörige eine andere betroffene Familie.“

Handbuch für Ärzte und Sozialarbeiter

Zudem soll ein umfangreiches Handbuch zur Unterstützung Angehöriger im Herbst erscheinen. So sollen Sozialarbeiter oder Psychologen und Ärzte Angehörige besser unterstützen können.

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