Unwetter: Aufräumarbeiten im Gang

In den obersteirischen Unwetter-Katastrophengebieten entspannt sich die Lage: Seit Montagfrüh gehen die Pegelstande der Bäche wieder zurück, nun sind die Aufräumarbeiten voll angelaufen.

Seit den frühen Morgenstunden laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren: Hunderte Anrainer und Feuerwehrleute, aber auch das Bundesheer sind unermüdlich damit beschäftigt, Keller leer zu pumpen und den Schlamm aus den Häusern und von den Straßen zu beseitigen, aber auch Hänge zu stützen, Verklausungen zu entfernen und Behelfsbrücken zu bauen.

Unwetter in der Obersteiermark

APA/APA/HBF/PUSCH

Sonntagnachmittag war noch einmal eine Starkregenfront über die von den Unwettern bereits schwer betroffenen Gebiete gezogen. Besonders betroffen war einmal mehr Oberwölz: „Der Schöttlbach trat binnen kürzester Zeit wieder über die Ufer, und die Häuser entlang des Wölzerbaches mussten erneut evakuiert werden“, so Feuerwehrsprecher Walter Horn - mehr dazu in Sintflutartige Regenfälle, reißende Bäche. Die Dorferbrücke über den Schöttlbach hatte sich schon beim großen Unwetter 2011 als Nadelöhr erwiesen. Danach wurde das Bachbett etwas tiefer ausgebaggert, aber zu wenig für die neuen Wassermassen - Anrainer fordern nun, dass bei der Brücke noch mehr getan wird.

„Bach donnerte mit geballter Ladung durch den Ort“

Neben den Bezirken Murau und Murtal zog die Gewitterfront aber auch über den Bezirk Liezen - hier wurde vor allem das Sölktal getroffen: In der Sölk trat in der Nacht auf Sonntag der Bach über die Ufer und überflutete weite Teile des Ortsteils Fleiß, weshalb Bewohner aus ihren Häusern mussten; ebenso wurde der Ortskern von Öblarn durch eine Verklausung überflutet.

Erwin Grangl von der Feuerwehr Kobenz im Bezirk Murtal schildert die Ereignisse des vergangenen Wochenendes so: „Der Kobenzbach ist über die Ufer getreten, hat den Sportplatz, die Infrastruktur, die Brücken, alles weggerissen, ist dann mit geballter Ladung durch das Ortsgebiet gedonnert, hat die Gemeinde, das Feuerwehrrüsthaus, eine komplette Landwirtschaft, alles überflutet und natürlich massive Schäden angerichtet.“

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„Der Hof ist kaputt“

Die angesprochene Landwirtschaft gehört Eva Pickl - ihr Hof wurde von dem Unwetter stark getroffen.

Am Montag helfen 50 bis 60 Feuerwehrleute aus dem Bezirk Graz-Umgebung in Kobenz aus, auch Feuerwehren aus dem Bezirk Südoststeiermark helfen bei den Aufräumarbeiten mit - etwa Franz Konrad vom Bereichsfeuerwehrverband Radkersburg: „So etwas habe ich in meiner Karriere noch nie gesehen, dass so viel Material vom Berg mit runter kommt - das kennen wir im Flachland nicht so. Bei uns geht die Mur über, gehen Seitenbäche über, aber dass massiv Geröll mit kommt, das gibt es bei uns nicht so stark.“

Sölkpass-Straße weggerissen

Die Sölkpass-Straße wurde auf einer Länge von zumindest 100 Metern komplett weggerissen und wird laut dem Liezener Feuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr wohl erst wieder im kommenden Jahr repariert und wieder befahrbar sein. Vom Stausee taleinwärts ist kein Stromnetz mehr vorhanden - mehr dazu in Unwetter: Sölkpass-Straße weggerissen.

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Das Katastrophengebiet aus der Luft

Ein Video aus der Luft zeigt die ganze Dramatik der Lage in Öblarn und Sölk.

Murpegel bei Graz steigt

Die Regenfälle in der Obersteiermark sorgten in der Nacht auf Sonntag auch in Graz für erste Auswirkungen: Die Mur erreichte hier mittlerweile einen Pegelstand, der einige Sperren der Uferpromenade zur Folge hat - mehr dazu in Unwetterfolge: Murpegel in Graz stark gestiegen.

Politik sichert Hilfe zu

Die Schäden, die am gesamten Wochenende an Häusern, Straßen, Brücken und der Ernte entstanden sind, lassen sich noch nicht beziffern - erste Schätzungen gehen über 100 Millionen Euro hinaus. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) - auch Katastrophenschutzreferent des Landes - machten sich am Sonntag in Kobenz ein Bild von der Lage, Kanzler und Minister sind am Montag auf Lokalaugenschein in den Katastrophengebieten. Es gibt auch bereits erste finanzielle Hilfszusagen - mehr dazu in Millionen von Land und Bund für Unwetteropfer.

Entspannung nach heftiger Unwetterserie

Aber nicht nur in der Steiermark, auch in anderen Teilen Österreichs gingen an diesem Wochenende heftige Unwetter mit Hagelschauern und Starkregen ab. In der Nacht auf Montag klangen die Unwetter ab, das Wetter bessert sich, die Pegel sinken wieder - mehr dazu in Aufräumarbeiten seit der Nacht (news.ORF.at).

Zunehmend Extremwetterereignisse

An die Berichterstattung über dramatische Unwetter wie jene am Wochenende hat man sich fast schon gewöhnt. Aber haben extreme Wetterphänomene aufgrund des Klimawandels tatsächlich auch in Österreich merkbar zugenommen, oder handelt es sich um statistische Ausreißer? Ein Experte der österreichischen Hagelversicherung stellte ORF.at aktuelle Zahlen zur Verfügung, die keinen Interpretationsspielraum lassen: Extremwetterereignisse kommen öfter vor und werden heftiger - mehr dazu in Klimawandel: Die Folge für Österreich (news.ORF.at).

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