Kritik an Besetzung von TU-Professur

Die Besetzung der österreichweit ersten Stiftungsprofessur für Architektur und Holzbau an der Technischen Universität (TU) Graz sorgt für Kritik: Der ernannte Professor soll sich jahrelang als Architekt ausgegeben haben, ohne einer zu sein.

Seit dem Herbst hat die TU Graz die österreichweit erste und einzige Stiftungsprofessur für Architektur und Holzbau: Besetzt wurde der Lehrstuhl mit dem Deutschen Tom Kaden, den die TU als Pionier und Experten in Sachen Holzbau bezeichnet.

Sorge um Ruf der Universität

Doch die Ernennung des Wahlberliners sorgt für Unruhe in der Holzbauszene: Die Besetzung könnte dem Renommee der Universität schaden, befürchten Brancheninsider, denn jemanden zum Professor zu ernennen, der keine lupenreine Vergangenheit hat, sei äußerst ungewöhnlich - gerade für eine renommierte Universität, wie die TU Graz es ist.

Der Berliner ist in der Holzbauszene umstritten, obwohl das Internet voll mit Einträgen zu Kaden ist: Zahlreiche Preise gewann der 56-Jährige, meist gemeinsam mit Partnern, im Fachmagazin „Holzkurier“ ist nach der Ernennung zum TU-Professor von „Architekt Kaden“ die Rede; selbst die Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft, proHolz, die den Lehrstuhl gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und dem Land Steiermark finanziert, bezeichnet Kaden als „Architekten“.

Diplom möglicherweise gefälscht

Doch nicht umsonst führt die TU Graz ihren neuen Professor als Diplomdesigner: Wie Radio-Steiermark-Recherchen ergaben, trat Kaden jahrelang in der Öffentlichkeit als Architekt auf, ohne tatsächlich Architekt zu sein, denn ebenso wie die Bezeichnung „Anwalt“ ist auch „Architekt“ eine geschützte Berufsbezeichnung. In keiner deutschen Architektenkammer ist der frischgebackene Grazer TU-Professor derzeit Mitglied, und wie offizielle Stellen bestätigten, wurde ihm vor wenigen Jahren der Austritt aus einer Länderkammer nahegelegt, nachdem bekanntgeworden war, dass er sein Architekturdiplom gefälscht haben soll.

Akten liegen bei Gericht auf

Als Jugendsünde scheinen das die Kammern nicht abtun zu können, denn auch seine jüngsten Versuche, aufgrund seiner außerordentlichen beruflichen Leistungen in eine Kammer aufgenommen zu werden, sind bisher gescheitert - Akten dazu liegen auch bei Gericht. Dementsprechend kritisch sehen einige in der Holzbauszene die Besetzung, ein Interview dazu wollte aber keiner geben.

„Fehler weit in der Vergangenheit“

Von der TU Graz wurde Radio Steiermark zunächst schriftlich mitgeteilt, dass „Tom Kaden als Zweitgereihter bestellt wurde, nachdem der erstgereihte Kandidat seine Bewerbung zurückgezogen hatte“. Knapp zehn Stunden nach einem diesbezüglichen Bericht auf Radio Steiermark, ging die TU etwas mehr ins Detail: So sei das Führen der Berufsbezeichnung „Architekt“ kein definiertes Auswahlkriterium für die Besetzung dieser Stiftungsprofessur gewesen.

Zu dem Vorwurf eines gefälschten Diploms wird angemerkt, dass der betroffene Professor bereits in der Vergangenheit seinen Fehler eingestanden habe und dieser in Fachkreisen hinlänglich bekannt sei. Dieser Fehler liege weit in der Vergangenheit und sei unter den betroffenen Parteien geklärt. Allerdings sei es ein bedauerlicher Fehler. Abschließend freue man sich bei der TU Graz, eine fachlich so herausragende Persönlichkeit für diese Aufgabe gewonnen zu haben.

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