Computerspiel deckt Mobbing an Schulen auf

Ein neu entwickeltes Computerspiel soll helfen, Mobbing und soziale Probleme in Schulklassen aufzudecken. Vorgestellt wurde das von Forschern aus Chile entwickelte Spiel an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Mobbing wurde in den vergangenen Jahren in vielen Schulklassen zunehmend ein Problem. Das neue Computerspiel soll Lehrer unterstützen und die sozialen Strukturen innerhalb einer Klasse genau durchleuchten, so könne schon eingegriffen werden, bevor das Mobbing überhandnehme, sagen die Forscher, die das Projekt entwickelten. Vor Kurzem wurde das Computerspiel an der Karl-Franzens-Universität in Graz vorgestellt.

Spiel um Geld zeigt, wie sozial sich Schüler verhalten

Mehr als 1.000 Schulkinder in Chile probierten das Spiel schon aus. Sie spielten auf dem Tablet um virtuelle Münzen, die sie ihrem Spielpartner geben oder auch selbst behalten konnten. Jeder in der Klasse spielte gegen jeden, am Schluss konnten die Wissenschaftler durch die Art und Weise, wie gespielt wurde, erkennen, ob die einzelnen Kinder eher zu kooperativem oder zu aggressivem Verhalten neigten.

AK-Studie zu Mobbing

Laut einer Studie der Arbeiterkammer Steiermark gaben mehr als 60 Prozent der befragten steirischen Schüler an, dass Mobbing zum Schulalltag gehöre. Am höchsten ist die Zahl der Mobbingfälle in der Unterstufe.

Und sie könnten auch ein ganzes soziales Netzwerk der Klasse zeichnen, sagte Carlos Rodriguez Sickert von der Universität Desarollo in Santiago de Chile: „Nachdem wir Daten aus vielen verschiedenen Schulen gesammelt hatten, konnten wir dann herausfinden, an welchen Positionen im Netzwerk die Schüler gefährdet waren, stark gemobbt zu werden, oder an welchen Stellen im Netzwerk man etwaige Mobber finden kann.“

Spiel vorerst nur in Englisch und Spanisch

Kinder, die im Spiel bereit waren, Münzen herzugeben, wurden als kooperative, positive Führungstypen erkannt. Kinder, die viele Münzen annahmen, aber keine hergaben, stellten sich eher als aggressive Typen heraus. Die Forscher befragten die Lehrer vor den Spielen nach einer Einschätzung der sozialen Position der Kinder im Klassengefüge, nach dem Spiel wurde das Ergebnis mit Sozialarbeitern und Lehrern erneut besprochen, sagte Sickert bei der Präsentation in Graz.

"Wenn wir zum Beispiel sagen: „Schau, da ist ein Schüler, der ist in einer sehr gefährdeten Position, und die Lehrer haben diesen Schüler vorher nicht so gesehen und benannt, dann werden sie nachzudenken beginnen und sagen, ja vielleicht soll ich mich mehr um dieses Kind kümmern.“ Sickert will das entwickelte Computerspiel demnächst auf Englisch und Spanisch über eine Website für Lehrer zugänglich machen. An einer deutschsprachigen Kooperation sei man interessiert, so Sickert.

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