Flüchtlingsprojekt der Bauwirtschaft gescheitert

Das Projekt „Fit für den Bau“ hätte ein Integrationsprojekt sein sollen, das auch dem Facharbeitermangel entgegenwirkt - und es ist gefloppt. Einen Hauptgrund für das Scheitern sieht die steirische Bauwirtschaft in den langen Asylverfahren.

Vor einem Jahr begannen die steirische Bauwirtschaft und das Institut für Talenteentwicklung in Niklasdorf damit, 45 junge Flüchtlinge auf eine Maurerlehre vorzubereiten - mehr dazu in „Fit für den Bau“: Für Integration und Lehrlinge (20.3.2017). 33 von ihnen hätten dann im Sommer tatsächlich in die Lehre einsteigen können - daraus wurde aber nichts, weil ihr Asylstatus weiterhin unklar war.

Übrig blieb schließlich nur einer, der Asyl erhalten hat, jetzt seine Lehre aber in Wien absolviert. Der steirische Bauinnungsmeister Alexander Pongratz zieht ein enttäuschendes Resümee: „Es war eine Win-Win-Situation für alle, eigentlich dreimal ‚Win‘ - für die Jugendlichen, für die Wirtschaft, aber auch für uns alle, für den Staat. Daraus ist eigentlich, muss man sagen, fast nichts geworden.“

Zu riskant für Betriebe

Zum einen, weil der Maurer in der Steiermark nicht zu den Mangelberufen zählt, in denen Asylwerber bereits während eines laufenden Asylverfahrens arbeiten dürfen, und zum anderen, weil laut Pongratz die Verfahren viel zu lange dauern - noch vor dem Ausgang Lehrlinge aufzunehmen wäre für die Betriebe zu riskant.

Bauwirtschaft Casting Flüchtlinge

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Nur einer der 45 jungen Flüchtlinge arbeitet heute noch am Bau

„Der Lehrling wird aufgenommen, man bildet ihn aus, und dann kommt heraus, dass der junge Mann nach drei Jahren Ausbildung kein Asyl erlangt. Das ist natürlich eine Katastrophe - für den Jugendlichen und die Wirtschaft, denn wir brauchen Lehrlinge, wir brauchen junge Facharbeiter“, so Pongratz.

Wechsel in den Tourismus

Laut dem Bauinnungsmeister wird der Bedarf an Maurern in den nächsten Jahren deutlich steigen: „Es gehen zwei Herren in Pension - was Maurer anbelangt -, und es kommen aus der demografischen Entwicklung nur 1,5 Jugendliche nach. Das heißt, wir benötigen diese Maurer und Facharbeiter, können sie aber nicht bei uns lukrieren.“

Im Rahmen des Projekts erwarben die Teilnehmer gute Sprachkenntnisse - einige wechselten in andere Bereiche, wo es sehr wohl Mangelberufe gibt, im Tourismus zum Beispiel. „Fit am Bau“ ist somit nicht komplett gefloppt - nur die steirische Bauwirtschaft hatte nichts davon.

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