Prozess: 15 Jahre Haft für Schmuckräuber

Am Freitag ist in Graz jener Mann zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, der im Sommer 2017 in Graz schwere Raubüberfälle auf Pensionistinnen begangen haben soll. Der 32-Jährige will gegen das Urteil berufen.

Der Schöffensenat sah es am Freitag als erwiesen an, dass der 32 Jahre alte Rumäne jener Täter ist, der im Sommer des Vorjahres acht Grazer Seniorinnen brutal überfallen und beraubt hat. Sechs der acht Damen sind am Freitag vor Gericht erschienen. Sie haben zum Teil schwere Verletzungen am Schädel und im Gesicht erlitten.

Schmuckräuber

APA/Elmar Gubisch

Videos und Handyortung als Beweise

Eine 82-Jährige erzählte dem Richter, dass sie nach dem Überfall künstlich ernährt werden musste und seither rund 30 Kilogramm abgenommen habe. Der Angeklagte gab vor Gericht an, nichts mit den schweren Raubüberfällen zu tun zu haben, sprach von Zufällen und Erinnerungslücken.

Die Staatsanwaltschaft hingegen legte Videos vor, die den Angeklagten mit drei späteren Opfern in derselben Straßenbahn zeigen – beim gleichzeitigen Aussteigen. Auch die Handyortung zeigte, dass der Mann in sechs Fällen in der Nähe des Tatortes war. Außerdem haben zwei Zeuginnen vor Gericht den 32-Jährigen wiedererkannt.

Berufung angekündigt

Der Rumäne schwieg dazu, warf hingegen der Polizei vor, eine Zeugin beeinflusst zu haben. Das wiederum missfiel dem Gericht. Dass er schon in Norwegen wegen schweren Raubes im Gefängnis war und ihm auch ein ähnliches Delikt in Rumänien, kurz nach seiner Flucht aus Graz, vorgeworfen wird, hat das Strafmaß beeinflusst. Mit der Höchststrafe von 15 Jahren Haft schloss der Richter die Verhandlung. Der Verteidiger hat Berufung angekündigt, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Acht brutale Überfälle im Sommer

Die unheimliche Serie begann am 30. Juni des Vorjahres und sollte zwei Wochen dauern. Der Täter ging dabei äußerst brutal vor. Die Polizei nahm intensive Ermittlungen auf. Mehr dazu in Überfallserie: Fahndungsfotos veröffentlicht (12.7.2017). Eine 82 Jahre alte Frau wurde bei dem Überfall schwer verletzt, der Täter raubte ihr eine goldene Halskette und die Geldbörse mit Bargeld. Die Pensionistin erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Schädelblutung, Brüche und Hämatome.

Opfer waren wochenlang im Krankenhaus

Eine Woche später das nächste Opfer, wieder hatte es der Täter auf eine ältere Frau abgesehen, wieder richtete er sie schwer zu, wieder stahl er Halsketten und Bargeld. Dann kam es beinahe täglich zu weiteren derartigen Überfällen auf ältere Frauen. Die Opfer waren zwischen 69 und 85 Jahre alt, erlitten unter anderem Schädel- und Gesichtsverletzungen sowie Kieferbrüche und mussten wochenlang im Spital behandelt werden. Die Polizei gründete eine eigene Sonderkommission, 30 zusätzliche Beamte wurden abgestellt, nach dem mutmaßlichen Täter wurde europaweit gefahndet. Mehr dazu in „SoKo Schmuckraub“: Arbeit läuft auf Hochtouren (26.7.2017).

Verdächtiger einschlägig vorbestraft

Schließlich gelang es, seine Identität auszuforschen. Der 32-jährige Rumäne lebte mit 14 Geschwistern in Rumänien, schloss dort eine Lehre zum Automechaniker ab, rutschte ins Suchtgiftmilieu und damit in die Kriminalität ab. So weist er laut Staatsanwaltschaft in Rumänien und auch in Norwegen Vorstrafen wegen Raubes auf, unter anderem auch auf eine Pensionistin. Nachdem er in Rumänien aus der Haft entlassen wurde, fuhr er immer wieder nach Österreich, um seine Verwandten in Wien und Graz zu besuchen. Neben mehreren Ladendiebstählen beging er dann auch die schweren Raubüberfälle auf die Pensionistinnen in Graz.

Anhand von Hinweisen, Videoaufzeichnungen und Rufdatenerfassungen des Mobiltelefons konnte der Verdächtige schließlich im August des Vorjahres in Rumänien verhaftet werden - mehr dazu in Verdächtiger in Grazer Schmuckraubserie gefasst(3.8.2017).