E-Medikation: Krankenhäuser noch nicht an Bord

Im Bezirk Deutschlandsberg startet am Donnerstag der Echtbetrieb der E-Medikation. Ärzte, Apotheker und Betroffene sollen so Informationen über die verschriebenen Medikamente bekommen. Krankenhäuser sind noch nicht mit an Bord.

In der bisherigen Testregion Deutschlandsberg - mehr dazu in Teststart für E-Medikation in Deutschlandsberg (31.3.2016) - arbeiten die EDV-Systeme nach einigen Kinderkrankheiten jetzt stabil, sagte Apothekerkammer Präsident Gerhard Kobinger.

ELGA Elektronische Gesundheitsakte

APA/Robert Jäger

Der Arzt stellt nun im Echtbetrieb ein Rezept mit einem QR-Code aus - der Apotheker scannt den Code und kann dadurch die Medikamentenliste einsehen: „Es gibt ja Verordnungen vom Hausarzt, vom Facharzt, von einer Spitalsambulanz, und da kann ich in der Datenbank sehen, hoppla, da gibt es Interaktionen, hier könnte ein Schaden für den Patienten entstehen. Genauso ist es aber auch bei rezeptfreien Medikamenten - die kann ich auch dort hineinfließen lassen“, so Kobinger, etwa wenn jemand Aspirin kaufen will und Blutverdünner nimmt.

Es gibt auch eine offizielle Liste der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und des Gesundheitsministeriums mit wechselwirkungsrelevanten rezeptfreien Medikamenten: Sie können beim Kauf in der Apotheke in der E-Medikationsliste vermerkt werden, wenn der Käufer es will und seine E-Card dabeihat.

System nicht wasserdicht

Allerdings sind nicht alle Wahlärzte bei der E-Medikation dabei, sie können freiwillig daran teilnehmen. Der Patient hat zudem das Recht, die Aufnahme eines jeden Medikaments in seine E-Medikationsliste zu verweigern; bei Medikamenten nach einem Schwangerschaftsabbruch, bei psychischen Erkrankungen oder einer HIV-Infektion ist zusätzlich eine verbale Aufklärung durch den Arzt über dieses Recht gesetzlich vorgeschrieben.

Krankenhäuser können derzeit nur mitlesen

Auch Krankhäuser nehmen noch nicht aktiv, sehr wohl aber passiv an der E-Medikation teil, so der Projektleiter der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), Markus Pedevilla: „Jede Medikation, die im niedergelassenen Bereich verschrieben wird oder in den Apotheken abgegeben wird, kann von unseren Ärzten im Krankenhaus sofort über die ELGA (Elektronische Gesundheitsakte, Anm.) aufgerufen werden, sodass der Mehrwert für unsere Patienten und unsere Mitarbeiter sofort auch greifbar wird.“

Allerdings haben die Spitäler derzeit noch keine Möglichkeit, Medikamente, die sie verschreiben, in die Gesundheitsakte einzugeben: „Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen gesetzlichen Auftrag, dass die Spitäler auch eingebend im Bereich der E-Medikation aktiv sein müssen - das liegt auch daran, dass die Anzahl der Rezepte, die tatsächlich im Krankenhaus ausgestellt werden, im Vergleich zum niedergelassenen Bereich sehr gering ist. Nichtsdestotrotz haben wir von der KAGes den Plan, uns im Laufe des Jahres 2018 auch schreibend an der E-Medikation zu beteiligen und dann die wenigen Rezepte, die wir ausstellen, entsprechend in die ELGA einzuspielen“, so Pedevilla.

Nichts ändern wird die E-Medikation allerdings an der Vorgangsweise für jene Patienten, die ein vom Spital ausgestelltes Rezept einlösen wollen: In Einzel- bzw. bei Akutfällen stellen Ambulanzen schon jetzt echte Rezepte aus, die Mehrheit der im Spital ausgestellten Rezepte sind aber Überbrückungsrezepte - der Patient bekommt beim Hausarzt gegen Vorlage dieses Spitalsrezepts ein Rezept ausgestellt, das er dann einlösen kann, bzw. mit dem er den Einsatz bei der Apotheke rückerstattet bekommt.

„Ein gutes Mittel, aber kein Allheilmittel“

Rund drei Prozent haben sich komplett von der E-Medikation abgemeldet, so Alexander Moussa, Vertreter der Kassenärzte in der Ärtzekammer: „Grundsätzlich sieht die Ärzteschaft jede Maßnahme zur Medikamentensicherheit als sehr positiv an. Wir werden aber kritisch beobachten, ob auch die Benutzbarkeit des Systems gegeben ist und ob es nicht dadurch zu Verzögerungen und Wartezeiten in den Ordinationen kommt. Die E-Medikation ist ein gutes Mittel, aber sicher kein Allheilmittel für die Medikamentensicherheit.“

Bis Mai flächendeckend in der Steiermark

Nach Deutschlandsberg folgen Ende März die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld, Leibnitz, die Südoststeiermark und Weiz, Mitte April sind dann Leoben, Liezen, Murau, Murtal, Voitsberg und Bruck-Mürzzuschlag dran; Mitte Mai startet die E-Medikation in Graz und Graz-Umgebung - mehr dazu in E-Medikation bis Mitte 2019 flächendeckend (16.9.2017).

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