Lehrstuhl für islamische Religion gefordert

Rund 50 Pädagogen unterrichten in 220 steirischen Schulen islamische Religion - und der Bedarf steigt. Politiker fordern daher eine Ausbildungsmöglichkeit in der Steiermark und stützen sich auf eine aktuelle Studie.

Fast 8.300 Schüler besuchen in der Steiermark einen islamischen Religionsunterricht, in Graz wird diese Möglichkeit bereits flächendeckend angeboten. Doch die pädagogische Ausbildung dafür kann man derzeit nicht in der Steiermark absolvieren.

Lehrer sollen hier ausgebildet werden

Islamische Religionspädagogik kann derzeit nur in Wien und Innsbruck studiert werden. Weil aber vor allem in der Steiermark die Nachfrage an islamischen Religionslehrern größer ist als das Angebot, will der Grazer Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), dass es mittel- und langfristig auch in Graz einen Lehrstuhl dafür gibt, „weil wir derzeit die Situation haben, dass wir 60 bis 70 Prozent der Islam-Religionspädagogen im Ausland ausgebildet haben - das ist eine sehr unbefriedigende Situation“.

Wertschätzung für Frauen und Andersdenkenden

Ziel sei letztlich ein islamischer Religionsunterricht österreichischer Prägung: „Die Wertschätzung gegenüber Frauen und gegenüber anderen Religionen - diese zwei Punkte sollten innerhalb der islamischen Religionsgemeinschaft kritisch reflekiert werden“, so Hohensinner.

Unterricht auf Deutsch

Das sei auch schon jetzt der Fall, sagt Esad Memic, Fachinspektor für islamischen Religionsunterricht am Landesschulrat, „dass wir muslimische und gleichzeitig steirische Identität haben. Wir haben die Leitlinien Gleichheit von Mann und Frau, Menschenrechte, Kampf gegen Gewalt, gegen Rassismus. Der Unterricht ist nur auf Deutsch, das ist auch eine österreichische Prägung.“

Bedarf an Religionslehrern steigt

Die Studie zum islamischen Religionsunterricht, die Projektleiter Wolfgang Weirer vom Institut für Katechetik und Religionspädagogik der Universität Graz mit seinem Team durchgeführt hat, zeigt auch, dass die meisten der 54 islamischen Religionslehrer in der Steiermark hauptberuflich tätig sind und zum Teil an bis zu 14 verschiedenen Schulen unterrichten müssen - für Weirer ein Beweis dafür, dass es mehr islamische Religionslehrer braucht: „Die Steiermark ist jenes Bundesland, in dem der Anteil an Muslimen gegenwärtig am stärksten wächst.“

Laut Weirer wächst derzeit aber auch eine neue Generation an islamischen Religionspädagogen heran: Übten diesen Beruf früher hauptsächlich Männer aus, ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei den jüngeren Pädagogen ausgewogen.

Fortbildung für muslimische Pädagogen an Uni Graz

An der Universität Graz werden unterdessen Fortbildungsmaßnahmen für muslimische Religionslehrer entwickelt: Die berufsbegleitenden Kurse sollen ab Herbst für Pädagoginnen und Pädagogen in Kärnten und der Steiermark angeboten werden - mehr dazu in Fortbildung für muslimische Pädagogen an Uni Graz (religion.ORF.at)