Eröffnung der Koralmbahn verzögert sich bis 2026

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hat eine Verzögerung beim Bau des Koralmbahntunnels angekündigt - diese sei geologischen Ursachen geschuldet. Die Bahnstrecke soll nun im Lauf des Jahres 2026 eröffnet werden.

Bisheriges Ziel war eine Fertigstellung der beiden Röhren des Bahntunnels zwischen der Steiermark und Kärnten im Jahr 2023 und eine Inbetriebnahme der Strecke 2024 - mehr dazu in Koralmbahn: Planung des letzten Teilstücks (26.7.2017).

Koralmtunnel

APA/Prinz

Im Verkehrsressort sollen in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro eingespart werden - gestrichen werden Hofer zufolge aber keine Projekte, sie würden nur verschoben. Es handle sich dabei um Projekte, bei denen es ohnehin Verzögerungen gebe. Das gelte auch für den Koralmtunnel, dessen Verzögerung geologischen Ursachen geschuldet sei: „Man ist auf anderes Gestein gestoßen. Es dauert länger“, so Hofer.

„Keine Sparmaßnahmen“

Die ÖBB bekräftigten erst im Februar, den Zeitplan einhalten zu können: Damals ging „Mauli 1“, einer der beiden schweren Vortriebsbohrer wieder in Betrieb, nachdem er sich Monate zuvor verkeilt hatte - mehr dazu in Koralmtunnel: Bauarbeiten nehmen Fahrt auf (4.2.2018).

Am Freitag versuchte nun ÖBB-Sprecher Christoph Posch zu beruhigen - die Verzögerungen hätten sich doch schon länger abgezeichnet: „Das sind keine Sparmaßnahmen, es geht hier rein um die Geologie im Berg. Wir haben die Koralmbahn genau erkundet, ein genaues geologisches Längenprofil gemacht, aber wir sind während des Tunnelbaus auf verschiedene Störzonen gestoßen, die nicht prognostiziert waren, und die haben jetzt letztlich zu dieser Verzögerung geführt.“

Gesamte Südbahnstrecke soll 2026 fertig sein

Der Koralmtunnel soll nun im Dezember 2025 fertig sein. Die gesamte neue Südstrecke von Wien über Graz nach Klagenfurt soll wie bisher geplant 2026 befahrbar sein, wenn auch der Semmering-Bahntunnel eröffnet worden ist. Mehrkosten sollen durch die Verzögerung keine entstehen: Laut einer ÖBB-Sprecherin „ist in den Ausschreibungen ein Puffer miteinkalkuliert“. Das Gesamtbudget für die gesamte neue Südstrecke liegt inzwischen bei rund zwölf Milliarden Euro.

Zeitplan für Jauntalbrücken-Ausbau wird „evaluiert“

Laut dem Verkehrsminister wartet man nun auch mit dem Bau von Zulaufstrecken etwas zu. In Kärnten etwa verzögert sich durch die Schwierigkeiten bei den Tunnelarbeiten der Ausbau der Jauntalbrücke auf zwei Gleise: Das sei eine logistische Entscheidung, so ÖBB-Sprecher Posch. Die Aufrüstung der Brücke bedeute etwa ein Jahr Sperre für die Fahrgäste, das wolle man daher erst „zeitnah“ zur Fertigstellung des Tunnels in Angriff nehmen. Wann genau die Jauntalbrücke ausgebaut wird, ist noch unklar: „Das wird noch evaluiert.“

Weniger Auswirkungen haben die Verzögerungen auf die steirischen ÖBB-Projekte, denn die Zulaufstrecke Graz - Wettmannstätten ist bereits in Teilbetrieb, der Bahnhof Weststeiermark schon in Bau - mehr dazu in Baustart für Bahnhof Weststeiermark (31.8.2017).

Landeshauptmann Kaiser „überrascht“

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) reagierte in einer Aussendung am Freitag „überrascht“: „Dass es geologisch bedingte Schwierigkeiten gibt, war ja bekannt. Sowas sollte doch wohl schon in Planungen und nach den Probebohrungen berücksichtigt werden.“ Zudem sei zumindest die Optik eine sehr schiefe, wenn man den Zeitpunkt der Verzögerungsbekanntgabe und die fast gleichzeitig bekanntgegebenen Einsparungen bei den ÖBB in Zusammenhang bringt. Die Koralmbahn sei für Kärnten und die Steiermark sehr wichtig, meinte Kaiser weiter, Firmenansiedelungen und Arbeitsplätze seien mit ihr verbunden. Daher erwarte er sich, „dass alles getan wird, um Tunnel und Bahn raschest möglich fertigzustellen und Finanzierungszusagen einzuhalten“ - mehr dazu in Kaiser: „Schiefe Optik“ bei Koralm-Verzögerung (kaernten.ORF.at).

Schickhofer: „Schwerer Schlag für die Steiermark“

Für Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ), der erst vor wenigen Wochen zusammen mit dem Wirtschaftskammer-Vertreter Manfred Kainz Ansiedlungsgespräche mit interessierten Betrieben in der Weststeiermark geführt hatte, sind die Verzögerungen ein „schwerer Schlag für die Steiermark“. Bei den angedachten Ansiedlungen gehe es um mehrere hundert Arbeitsplätze, so Schickhofer weiter. Irritiert zeigte er sich, dass vor der Budgetrede des Finanzministers noch keine Rede von einer etwaigen Verzögerung beim Bau der Koralmbahn war.

Wirtschaftskammer: „Enormer Schaden droht“

Die Verzögerung stößt auch bei Kainz - er ist Obmann der Regionalstelle Deutschlandsberg der Wirtschaftskammer Steiermark -, auf wenig Verständnis: „Wir fordern die Beibehaltung des bisherigen Fahrplans, sonst droht der Wirtschaft hier ein enormer Schaden.“ Die Verschiebung stelle viele Business- und Investitionspläne auf den Kopf, kritisierte Kainz: „Unternehmen brauchen Planungssicherheit.“

Für ihn sind auch die angeführten geologischen Ursachen der Bauverzögerung nicht nachvollziehbar: „Unseres Wissens nach steht der Tunneldurchbruch kurz bevor. Von anderem Gestein, das eine zweijährige Verzögerung verursachen könnte, hören wir ehrlich gesagt zum ersten Mal“, so Kainz. Er fordert eine nochmalige Evaluierung, Ziel müsse die Beibehaltung des bisherigen Zeitplans sein.

Lang: „Jetzt ist einmal der Süden dran“

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) pocht auf die Einhaltung des Zeitplans, sollte es technisch möglich sein, und Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) meinte am Freitag: „Verzögerungen technischer Art kann es bei Großprojekten wie dem Koralmtunnel immer geben, dies werden auch alle Experten im Tunnelbauwesen bestätigen.“ Doch er betonte weiters: „Jetzt ist einmal der Süden dran.“

Die Bundesländer Steiermark und Kärnten seien in Sachen Bahninfrastruktur jahrzehntelang benachteiligt worden. Aus diesem Grund forderte Lang Verkehrsminister Hofer auf, dafür zu sorgen, dass die steirischen Bauprojekte im Zusammenhang mit der Koralmbahn wie geplant realisiert werden. Laut Lang würden die Verzögerungen nichts daran ändern, dass die gesamte „neue Südstrecke“ von Wien über Graz nach Klagenfurt wie bisher geplant 2026 befahrbar sein wird: „Bis dahin wird auch der Semmering-Basistunnel fertig sein.“