Konsum schadet dem Klima

Bisher zeigen Treibhausgasbilanzen auf, wie viel CO2 bei der Produktion von Gütern entsteht. Ein Grazer Klimaforscher meint, dass der Konsum miteinberechnet werden sollte. Von der Politik werden Maßnahmen zum Klimaschutz gefordert.

Viel Zeit bleibt nicht mehr für die Klima- und Energiestrategie der neuen Bundesregierung. Angekündigt wurde sie für Anfang April. Eine wesentliche Frage, die es zu beantworten gilt wird sein, wie der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt werden kann.

Computer, Handys und Fahrzeuge verursachen CO2

Verschiedene Berechnungen zeigen immer wieder, dass die heimische Treibhausgasbilanz negativ ausfällt. Der Grazer Klimaforscher Gerfried Jungmeier von Joanneum Research gibt zu bedenken, dass die Ergebnisse sogar noch schlechter wären, wenn der Konsum in Österreich mitberechnet werden würde.

Denn für die nationale Bilanz gelten die Staatsgrenzen. Das heißt, nur was innerhalb der Grenzen Österreichs hergestellt wird, zählt in die österreichische Bilanz. Laut Jungmeier müssten aber vielmehr die in Österreich gekauften Waren dazugezählt werden. Computer, Mobiltelefone, Lebensmittel, Fahrzeuge und ähnliches werden zwar häufig im Ausland produziert, aber hierzulande konsumiert. „Alle diese Aktivitäten und Produkte sind mit Treibhausgasen verbunden“, so der Forscher.

Kommt auf klimaverträglichen Lebensstil an

Mit einer Arbeitsgruppe des Zentrums für Klimawandel hat Jungmeier berechnet, wie stark sich die Treibhausgasbilanz Österreichs verändert, wenn man all diese importierten Produkte und Dienstleistungen einberechnet: „Die tatsächlichen konsumbilanzierten Emissionen liegen in der Größenordnung von 110 bis 130 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr, das ist etwa 50 bis 60 Prozent mehr, als wir mit den nationalen Bilanzen eigentlich ausweisen.“ 15 Tonnen CO2 pro Jahr ergibt die konsumbasierte Treibhausgasbilanz für jeden Österreicher.

„In Paris haben wir uns dazu verpflichtet, das um 90 Prozent zu reduzieren. Das heißt, wir kommen dann irgendwo auf einen klimaverträglichen Lebensstil, den wir auch den Paris-Lebensstil nennen, der ein- bis eineinhalb Tonnen beinhaltet.“ Mit Handys, Computern, Kleidung und sonstigen Konsumgütern verursacht jeder Österreicher am meisten Treibhausgase, so Jungmeier – danach kommen Mobilität und das Heizen.

Politik ist gefordert

Entsprechend müsste auch ein nachhaltiger Lebensstil ansetzen: „Vielleicht werden wir in Zukunft weniger Produkte haben. Meine Tochter geht zum Beispiel ins Geschäft und kauft ein T-Shirt um einen Euro, und dann nimmt sie gleich zehn oder zwölf. In Zukunft kauft sie vielleicht nur mehr ein T-Shirt, das aber nachhaltig und treibhausgasarm erzeugt ist, das langlebiger und qualitätsvoller ist.“

Von der Politik erwartet sich der Klimaforscher unterstützende Maßnahmen: „Dass man auch auf Treibhausgasemissionen entsprechende Steuern einhebt, um jenen Produkten eine Chance zu geben, die zukunftsfähig sind, weil sie einfach weniger Treibhausgase emittieren.“

Schnellschüsse verhindern

Zusätzlich sollte auf allen Produkten verpflichtend angegeben sein, wie viel CO2 durch Produktion und Transport bereits angefallen sind. Den Konsum stärker zu beachten - das erwarten sich die Klimaforscher um Gerfried Jungmeier von der neuen Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung. Dadurch würden auch Schnellschüsse wie etwa in Großbritannien verhindert. Dort ist es zwar gelungen, die nationale CO2-Bilanz zu senken - allerdings nur, indem man Industrien in andere Länder verlagert hat. Der Konsum ist unverändert hoch.

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