Milchbauern erwarten durchschnittliches Jahr

Nachdem sich der Milchpreis im Vorjahr etwas erholt hat, ist er in den letzten Monaten wieder gesunken. Sowohl Molkerei-, als auch Bauernvertreter erwarten allerdings für heuer ein durchschnittliches Milchwirtschaftsjahr.

Die heimischen Bauern erlebten beim Milchpreis im vergangenen Jahrzehnt eine Berg- und Talfahrt: Am Höhepunkt der Milchpreiskrise im Juli 2016 lag der konventionelle Milchpreis ohne Heumilchzuschlag bei rund 27 Cent, mehr als ein Jahr später - im November 2017 - waren es laut AMA schon wieder rund 40 Cent.

Bauern liefern bei sinkenden Preisen weniger

Zurzeit liegt der Milchpreis bei 32 bis 35 Cent, ein ähnlicher Sinkflug wie vor zwei Jahren sei laut Friedrich Tiroch von der Obersteirischen Molkerei aber nicht zu erwarten. Tiroch geht von einem durchschnittlichen Milchwirtschaftsjahr aus: „Wir erleben jetzt sicherlich noch spannende zwei Monate - Mai und Juni sind ja erfahrungsgemäß unsere zwei stärksten Milchmonate. Ich sehe allerdings, dass bei sinkenden Milchpreisen auch die Anliefermengen der Bauern rückläufig sind - das ist in meinen Augen vernünftig, um das Lot zwischen Milchmenge und Markt wieder einigermaßen auf gleich zu bringen.“

Um Überlieferungen zu vermeiden, würden zur Zeit viele Bauern versuchen, die eigene Milch am Hof bestmöglich zu verwerten - beispielsweise wird die Milch anstelle von Milchaustauschpulver an Kälber verfüttert.

Betriebe, die investiert haben, sind stärker betroffen

Ähnlich schätzt Peter Stückler, Referatsleiter Milchwirtschaft in der Landwirtschaftskammer Steiermark, die momentane Situation ein: Er erwartet ebenfalls keine dramatische Entwicklung, der sinkende Milchpreis hätte aber vor allem Bauern getroffen, die aufgrund des guten Milchpreises im Vorjahr größere Investitionen getätigt hätten.

„Es gibt natürlich einige wenige Betriebe, die im Übergang 2017/2018 baulich investiert haben, stärker aufgestockt haben, die kann es natürlich stärker treffen. Es ist zu hoffen, dass da in stark betroffenen Fällen Ausnahmeregelungen gefunden werden können“, so Stückler. Derzeit gibt es in der Steiermark noch rund 4.500 Milchbauern, wobei pro Jahr rund 130 das Handtuch werfen. Österreichweit ging die Zahl der Milchbauern 2017 auf 27.587 zurück, damit haben 921 Milchbauern aufgehört. Vor dem EU-Beitritt 1994 gab es noch knapp 82.000 Milchbauern in Österreich.

Höhere Milchpreise ließen Molkereiumsätze steigen

Die höheren Absatzpreise im Vorjahr ließen auch den Umsatz der heimischen Molkereien um 10,2 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro steigen. Der Gewinn vor Steuern bezogen auf den Umsatz lag aber niedriger bei 1,4 Prozent nach 1,7 Prozent im Jahr davor.

„Weiter eine sehr schwierige Situation“

Der Umsatzanstieg sei auf höhere Verarbeitungsmengen und Verwertungspreise, besonders bei fetthaltigen Produkten wie Butter, zurückzuführen, so der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Chef der Kärntnermilch, Helmut Petschar. Die hohe Marktkonzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel, der hohe und wachsende Anteil von Eigenmarken und bisher noch nicht umgesetzte Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbssituation in der Lebensmittelkette würden für die Milchbauern und Molkereien aber „eine sehr schwierige Situation“ ergeben.

Von der neuen türkis-blauen Regierung erhoffen sich die Molkereien einige Impulse zur Verbesserung der Situation am Milchmarkt, unter anderem eine Herkunftskennzeichnung für Molkereiprodukte in der Gastronomie und Kantinen und eine Verbesserung der Wettbewerbssituation für Lebensmittelverarbeiter und Landwirte.

„Mit hoher Volatilität zu rechnen“

Für 2018 rechnet der Molkereiverbands-Chef mit leicht sinkenden Erzeugermilchpreisen. Ein Preisdruck entstehe durch den starken Euro, Maßnahmen durch einzelne Handelspartner und die nach wie vor hohen Interventionsbestände an Magermilchpulver. „Insgesamt wird weiter mit einer hohen Volatilität am Markt zu rechnen sein“, sagte Petschar.