Gedenkjahr 2018: Schau über Grazer NS-Lager

2018 ist für Österreich das Jahr des Gedenkens und des Erinnerns. Die Stadt Graz beteiligt sich mit Veranstaltungen, Ausstellungen und Initiativen, darunter eine Schau über das NS-Zwangsarbeiterlager in Graz Liebenau.

Das Lager Liebenau war ein Zwangsarbeiterlager der Nationalsozialisten und im April 1945 auch Station für ungarische Juden auf ihren Todesmärschen in das damalige Konzentrationslager Mauthausen. Jahrzehntelang war das Lager Liebenau im Bereich des Vergessenen, des Verdrängten.

Ab dem 14. November widmet sich eine große Ausstellung im Graz Museum dem Lager Liebenau unter dem Titel: „Das Lager Liebenau: ein Ort verdichteter Geschichte“.

Aufklärung und Vermittlung

Graz arbeite mit diesem Gedenkjahr seine eigene Rolle im Zusammenhang mit diesen systematisch schrecklichen Ereignissen auf, sagte Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP): „Ich denke, dass wir gar nicht oft genug und umfassend genug informieren sollen und können, auch unsere Kinder. Insofern möchte ich betonen, dass die Stadt Graz ein großes Interesse hat an Aufklärung, Dokumentation und Vermittlung dessen, was geschehen ist.“

Für viele Menschen war das Lager Endstation eines langen Martyriums, mindestens 34 wurden dort erschossen, sagte Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Kriegsfolgenforschung in Graz.

Sensationsfund Zwangsarbeiterkartei

Bei Grabungsarbeiten im Vorjahr wurden Mauerteile und eine Treppe freigelegt - mehr dazu in NS-Luftschutzgang bei Bauarbeiten entdeckt (16.5.2017) -, Originaldokumente und Protokolle aus dem Stadtarchiv werden aufgearbeitet: „Ein Sensationsfund ist die Zwangsarbeiterkartei, die ganz wichtige Informationen zu Insassen und Lagerpersonal beinhaltet, auch Informationen zu einem eigenen Lagerbordell, das es gegeben hat“, so Stelzl-Marx. Außerdem gibt es eine Sammelaktion: Das Ludwig-Boltzmann-Institut bittet Zeitzeugen, Erinnerungen an das Lager oder an die Todesmärsche zur Verfügung zu stellen.

Seit Jahren ist die Stadt Graz dabei, negative Bereiche ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten - so auch das ehemalige Zwangsarbeiterlager Liebenau: Für die Zukunft sei auch ein Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes geplant, hieß es im Sommer 2017 - mehr dazu in NS-Lager Liebenau: Stadt Graz plant Mahnmal (11.8.2017).

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