Studie: AHS-Schüler mit neuem Österreich-Bild

Großglockner, Lipizzaner oder Schwarzenegger - jeder sieht Österreich anders, gerade auch die junge Generation, wie nun eine aktuelle Studie der Uni Graz erhoben hat. Demnach heißt es Falco statt Figl.

Alois Ecker vom Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz befragte für die Studie mit seinem Team 310 Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren von zwölf AHS in Graz und Wien. Die Schüler konnten frei antworten und 20 Persönlichkeiten oder Ereignisse zur österreichischen Geschichte nach 1945 nennen.

Falco statt Figl

Als typische Österreicher wurden am häufigsten die beiden Skifahrer Marcel Hirscher und Anna Veith sowie die Musiker Falco und Conchita Wurst genannt; Politiker und Geschichtsgrößen rangieren unter „ferner liefen“. Warum gerade die vier genannt wurden, erklärt Ecker so: „Was man schon sagen kann, ist, wofür diese Personen stehen. Zum einen - Conchita - für eine tolerante Beziehungskultur, zum anderen für ein leistungsstarkes Österreich, wenn man die Sportler hernimmt, oder auch international erfolgreiche Künstler - das würde auch für Christoph Waltz zutreffen, der relativ häufig genannt wurde.“

Österreich Fahne

Bernd Schaffler

Als historische Persönlichkeit ist Adolf Hitler sehr präsent – und das durchwegs mit negativen Konnotationen als Verursacher des Zweiten Weltkriegs. „Aus diesen Ergebnissen können wir schon schließen, dass die Aufklärung im Geschichtsunterricht funktioniert. Die Kinder haben ein eher kritisches, ausdifferenziertes Bild von Österreich in den Kriegs- und Nachkriegsjahren“, resümiert der Forscher.

Jugend lebt im Hier und Jetzt

Abgefragt wurden aber nicht nur Persönlichkeiten, sondern auch Ereignisse - von der Zeit der Besatzung über Cordoba bis zur Flüchtlingskrise -, und auch hier ist das Ergebnis eindeutig, so Alois Ecker: „Wir haben diese sehr prägenden Österreich-Bilder abgefragt, und die sind eigentlich bis in die 70er Jahre - mit wenigen Ausnahmen, dazu gehören Opernball, Staatsvertrag, Spanische Hofreitschule - im kulturellen Gedächtnis oder Geschichtsbewusstsein der Schüler nicht mehr vorhanden.“

Außerdem hat das Image der klassischen Kulturnation an Bedeutung verloren: „Die Bilder aus der I. und II. Republik sind den Jugendlichen nur mehr teilweise geläufig, stattdessen prägen tagesaktuelle Informationen über Personen und Ereignisse nun das Image“, fasst Ecker zusammen.

Eine Lücke klafft im Bewusstsein über Ereignisse der 1950er bis 1980er Jahre: Die Ungarn-Krise 1956, der Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in Prag 1968 oder auch die Abstimmung gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf 1978 sind nur wenigen Jugendlichen ein Begriff. „Dafür wissen sie aber über den EU-Beitritt 1994 Bescheid und stehen der Errichtung von Grenzzäunen in Spielfeld 2015 kritisch gegenüber“, so Ecker.

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