Muttertag: Kein Feiertag für „Herkunftsmütter“

Für „Herkunftsmütter“ ist der Muttertag kein Feiertag: Sie entschieden sich nach der Geburt ihres Kindes, das Baby zur Adoption freizugeben - die wohl schwierigste Entscheidung ihres Lebens, die sie am Muttertag wieder einholt.

Überlastung, finanzielle Probleme, Krankheit, Gewalt, keine Unterstützung im Umfeld: Die Ursachen, weshalb sich Mütter gegen ihr Kind entscheiden, sind vielfältig; meist sind es mehrere Gründe, die zu dieser Entscheidung führen.

Seit Einführung der anonymen Geburt 2001 nahmen in der Steiermark 134 Frauen diese Möglichkeit wahr, vier Kinder wurden in die Babyklappe gelegt; 50 weitere Frauen haben ihr Kind nicht anonym, sondern regulär zur Adoption freigegeben.

„Die schwierigste Entscheidung ihres Lebens“

Die Caritas betreut diese sogenannten Herkunftsmütter oft jahrelang - Gespräche werden geführt, Briefe und Fotos weitergeleitet. Leibliche Mütter hören nie auf, an das Kind zu denken, sagt Christa Pletz von der Kontaktstelle Anonyme Geburt: " Die Fragen ‚Wie geht es dem Kind?‘ ‚Wird es mir verzeihen?‘ ‚Wie sieht es aus und entwickelt sich?‘ bleiben natürlich, und es ist, das haben mir viele Frauen gesagt, die schwierigste Entscheidung ihres Lebens. Natürlich denken sie immer wieder einmal: Wie wäre es gewesen, wenn das Kind bei mir aufgewachsen wäre - ohne die Entscheidung an und für sich in Frage zu stellen."

Baby Füße Neujahrsbaby

ORF/Pexels

Frauen aus allen sozialen Schichten bringen Kinder anonym zur Welt, um sie dann zur Adoption freizugeben, im Schnitt sind sie 25 Jahre alt, sagt Christa Pletz. Bis zu sechs Monate nach der anonymen Geburt haben Frauen die Möglichkeit, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, doch davon machten in der Steiermark bisher nur vier Frauen - meist in der ersten Woche nach der Geburt - Gebrauch.

Werden kaum als Mütter wahrgenommen

Herkunftsmütter werden nicht als Mütter wahrgenommen, auch weil sie kaum jemandem von ihrer Mutterschaft erzählen. Pletz wünscht sich, dass Herkunftsmütter nicht länger gesellschaftlich geächtet werden, „dass wahrgenommen wird, was für eine schwierige und mutige Entscheidung sie für das Kind getroffen haben, weil sie ja sehen, dass sie selbst nicht die Möglichkeit haben, das Kind so gut zu versorgen, zu betreuen, zu erziehen, wie sie sich das für das Kind wünschen. So hat das Kind in einer zweiten Familie als Wunschkind - und das sind Adoptivkinder - das zu kriegen, was sie in der speziellen Situation nicht bieten können.“

Link: