Wieder Wirbel um „Aula“

Die aktuelle Ausgabe der FPÖ-nahen Zeitschrift „Aula“ sorgt für Wirbel: In einem Bericht wird Song-Contest-Starter Cesar Sampson als „ORF-Quotenmohr“ bezeichnet, ein anderer Artikel stammt von Landtagspräsident Gerhard Kurzmann (FPÖ). Nun soll sich bei der Struktur der „Aula“ etwas ändern.

Der Artikel von Gerhard Kurzmann - dritter Präsident des steirischen Landtags - füllt in der aktuellen Mai-Ausgabe der „Aula“ gleich vier Seiten. Es geht darin um den Verfall der deutschen Sprache, der Titel des Beitrags lautet: „Die sprachliche Illoyalität der deutschen Eliten“.

Immer wieder rassistische Artikel

Führende Freiheitliche - wie eben Gerhard Kurzmann - publizierten und publizieren immer wieder in der „Aula“, die auch immer wieder mit rassistischen und antisemitischen Artikeln auffiel und auffällt: So wurden etwa vor Jahren die 1945 aus dem KZ Mauthausen befreiten Häftlinge als „Landplage“ und „Kriminelle“ bezeichnet.

In der selben Ausgabe zu finden - ein Artikel mit dem Titel „ORF sieht schwarz für den Song Contest“: Dieser ist aber nicht weniger als eine Anspielung auf die Hautfarbe von Cesar Sampson, der beim Song Contest den dritten Platz für Österreich holte. Im Text wird es dann unverhohlen rassistisch - da wird Sampson wörtlich als „ORF-Quotenmohr“ bezeichnet.

Rosenkranz: „Indiskutabel“

Das geht dem FPÖ-Klubchef im Nationalrat, Walter Rosenkranz, von Ö1 befragt, eindeutig zu weit, Kurzmanns Beitrag verteidigt er halbherzig: „Ich (Rosenkranz, Anm.) veröffentliche nicht in der ‚Aula‘. Ich gebe ihm (Gerhard Kurzmann, Anm.) keine Vorschriften, er ist ein sehr gescheiter Mensch, und ich nehme an, dass vielleicht auch der Artikel von ihm sehr gescheit ist. Aber wenn sie mich zu dem ‚Quotenmohr‘ fragen, dann ist das indiskutabel.“

Kurzmann wiederum sagt zu dem rassistischen Artikel: „Ich darf feststellen, dass ich natürlich für andere Artikel nicht die Verantwortung trage, sondern nur für das verantwortlich bin, was ich selbst publiziert habe.“

Auf die Frage nach der Glaubwürdigkeit der FPÖ und ob die Bemühungen der Partei, sich von der rechtsradikalen Zeitschrift abzugrenzen, nicht ins Leere laufen, sagt wiederum Rosenkranz: „Das werden wir alles sehen, was immer wieder ins Leere läuft oder nicht.“

Im Eigentum Freiheitlicher Akademikerverbände

Die „Aula“ werde laut Herausgeber von einem kleinen Redaktionsteam gestaltet und erscheint monatlich. Sie steht im Besitz der Freiheitlichen Akademikerverbände Steiermark, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten sowie Wien, Niederösterreich und Burgenland - für die FPÖ sind das befreundete Organisationen; größter Eigner ist mit 36 Prozent der Freiheitliche Akademikerverband (FAV) Steiermark, Graz.

Dessen Obmann, der Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl, kündigt nun Änderungen in der Organisation an: „Die freiheitlichen Akademikerverbände Österreichs und in den verschiedenen Bundesländern sind Eigentümer der ‚Aula‘, und wir verändern jetzt die Struktur, weil es sich bis jetzt als sehr schwierig gestaltet hat, wenn eben fünf Landesverbände eine Zeitschrift herausgeben.“ Laut Sickl soll im Juni darüber beraten werden, er spricht von einer möglichen Einführung eines Kontrollbeirats. Die Freiheitlichen Akademikerverbände Kärnten sowie Wien, Niederösterreich, Burgenland haben allerdings schon angekündigt, sich aus der „Aula“ zurückziehen zu wollen.

„Quoten-Mohr“: „Weiß nicht, wie das passiert ist“

Wie der Beitrag mit dem Zitat „ORF-Quotenmohr“ in die Zeitung gelangt ist, kann sich Sickl gegenüber Radio Steiermark nicht erklären: „Inhaltlich habe ich mich da nie eingemischt, weiß ich nicht, kann ich nicht beurteilen, wie das passiert ist.“

„Keine Anleihe an Freiheitlicher Partei genommen“

In Schutz nahm FAV-Steiermark-Obmann Heinrich Sickl die FPÖ: Allzu gern sei versucht worden, der Partei und ihrer Führungsspitze Verantwortung für Beiträge in der „Aula“ zuzuschreiben. Der Freiheitliche Akademikerverband sei ein eigenständiger Verein: „Ganz sicher hat man hierbei keine Anleihe an der Freiheitlichen Partei Österreichs genommen“, hieß es in der Klarstellung.

Unbestritten sei aber auch, so die „Aula“-Eigentümer, dass einzelne Mitglieder der Akademikerverbände auch in der FPÖ aktiv sind. „Dieser Umstand resultiert aber aus individuell getroffenen Entscheidungen der Einzelpersonen und ist sicher kein Resultat von organisatorischen Überschneidungen. Diese wären sowohl seitens der Freiheitlichen Partei wie auch seitens des FAV nicht erwünscht“, meinte Sickl.

Strache will sich bei Sampson entschuldigen

Dennoch will sich die FPÖ bei Österreichs Song-Contest-Teilnehmer Cesar Sampson für den rassistischen Kommentar in der Zeitschrift entschuldigen. Parteichef Heinz-Christian Strache werde den Musiker auf Kaffee und Kuchen einladen, kündigte Generalsekretär Harald Vilimsky an.