Unwetterfolgen durch Menschenhand verstärkt

Heftige Unwetter richten seit Wochen schwere Schäden in der Steiermark an. Diese Naturereignisse werden durch Menschenhand verstärkt, sagen Geologen und Bodenwasserexperten.

Gerade im Südosten der Steiermark werden die ohnehin schweren Lehmböden durch die Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung so sehr belastet, dass sie die Regenmengen kaum oder gar nicht mehr aufnehmen können und das sei nur ein Faktor, so die Experten.

Energiegeladene Regentropfen vor allem im Südosten

Es ist ein Gewaltakt der Natur: Die Sonne heizt den Boden auf, die erwärmte Luft steigt auf und speichert dabei Feuchtigkeit in Wolkentürmen die sich dann in Starkregen, Gewittern und Hagel entladen. Vor allem in der Südsteiermark in besonderer Intensität, sagt Peter Strauss, der das Institut für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt im Bundesamt für Wasserwirtschaft leitet: „Im Südosten Österreichs haben die Niederschläge eine besonders hohe kinetische Energie. Das ist die Energie mit der der Regentropfen auf den Boden auftrifft.“

Die Böden machen „dicht“

Dieser steirische Boden ist lehmschwer und macht deshalb dicht, wenn das Wasser zu viel wird. Aber auch der Mensch, in dem Fall der Landwirt, tut sein Übriges dazu, er baut etwa viel Mais an, was den Boden nicht schützt, weil die Maispflanzen noch zu jung sind wenn der Regen kommt und der Landwirt verwendet schweres Gerät: „Verdichtung ist ein Riesenproblem. Das Gewicht der landwirtschaftlichen Maschine nimmt kontinuierlich zu. Wir haben Maschinen, die dürfen auf Straßen nicht fahren, die haben 30, 40 Tonnen, aber auf einen Acker lässt man sie rein.“

Experte fordert bodenschonende Verfahren

Was also tun? Strauss sagt: „Das Einzige was man machen kann ist, das landwirtschaftliche Management zu ändern“, sprich durch Direkt- oder Mulchsaat den Boden möglichst bedeckt halten: „Wenn wir es schaffen, flächendeckend bodenschonende Verfahren einzuführen, dann tut uns der Klimawandel nicht weh.“ Auch Gerhard Markart vom Institut für Naturgefahren im Bundesforschungszentrum für Wald in Innsbruck beschäftigt sich mit den Unwetterfolgen. „Der Hagel ist noch einmal ein Faktor, der das potenziert, weil er den Boden als Rezeptor ausschaltet. Der schlägt ihn dicht, und wenn der Druck dann groß ist, dann bricht das in einem geneigten Gelände durch und fährt wie eine Walze nach unten.“

Pilotprojekt zur Beregnung im Ennstal

Markart und sein Team arbeiten derzeit mit Beregnungsversuchen im steirischen Ennstal an einer Überschwemmungs-Gefahrenkartografie: „Dass ich eine Verteilung kriege, wenn das Wasser kommt, da ist die nächste Straße, dann geht es linear, dann über die Straße runter und dann verteilt sich das so. Wenn man diese potenziellen Einschlaglinien hat, kann man relativ genau die entsprechende Vorbeugungsmaßnahmen treffen.“ Etwa in der Raumplanung oder im Siedlungsbau: Die meisten Kanalsysteme seien für drei- bis fünfjährige Niederschlagsereignisse konzipiert, das werde in Zukunft nicht mehr reichen, ist Markart überzeugt.