Forschung zur besseren Wetterberechnung

Laut Forschern der Uni Graz werden kleinräumige Extremniederschläge bisher nicht ausreichend erfasst. Daher werde derzeit auch das Risiko derartiger Wetterereignisse unterschätzt, zeigt eine Studie.

Ihre Erkenntnisse erlangten die Forscher der Universität Graz aus einer mehrjährigen Untersuchungsreihe. Diese lieferte eine „einzigartige Messdichte“, heißt es von der Uni. Heftige Regengüsse führen immer wieder zu Überflutungen, Vermurungen, Hangrutschungen und enormen Schäden.

Messstationen zu weit voneinander entfernt

Für wirksame Schutzmaßnahmen ist eine zuverlässige Risikoeinschätzung essenziell und genau dafür orten Forscher des Wegener Center Verbesserungspotenzial. In einer im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ erschienenen Arbeit zeigten sie auf, dass kurzzeitige kleinräumige Extremniederschläge von den üblichen Wetterdienst-Messnetzen, deren Stationen rund zehn Kilometer oder mehr voneinander entfernt sind, nur mangelhaft erfasst werden.

Altenberg an der Rax unter Wasser

APA/BFVMZ/GAMSJÄGER M.

Unwetter mit Überschwemmungen sollen besser vorausgesagt werden können.

„Das hat zur Folge, dass auch Modelle und Prognosen die über kleinen Gebieten zu erwartenden Regenmengen oft stark unterschätzen“, so Leiter Gottfried Kirchengast. Rund 150 Stationen in der südoststeirischen Region Feldbach sind jeweils nur ein bis zwei Kilometer voneinander entfernt und zeichnen seit 2007 im Fünf-Minuten-Takt Daten zu Temperatur, Niederschlag und weiteren wichtigen Klimagrößen auf. Die Stationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sowie des Österreichischen Hydrografischen Dienstes lieferten ergänzende Daten für das südostösterreichische Untersuchungsgebiet der Arbeit. Auf diese Daten sowie jene des WegenerNet stützten sich die Grazer Klimaforscher.

Niederschlagsintensität steigt mit Temperatur

Die Intensität der kurzzeitigen Extremniederschläge nimmt mit jedem Grad Anstieg der Tagesmitteltemperatur um etwa neun bis 14 Prozent zu. „Nun ist beispielsweise in der Südoststeiermark seit den frühen 1970er-Jahren die durchschnittliche Sommertemperatur von rund 18 auf 21 Grad Celsius gestiegen und damit auch die Tagesmitteltemperatur. Wir erwarten also, dass sich mit dem Klimawandel auch das Risiko durch intensive Gewitterniederschläge erheblich erhöht“, so Studien-Erstautorin Katharina Schröer.

Modelle könnten verbessert werden

Die neu errechneten Abhängigkeiten der Regenintensität von der Messdichte und der Temperatur lassen nun zuverlässiger bestimmen, welche Starkregenmengen tatsächlich in kurzer Zeit in räumlich eng begrenzten Gebieten niedergehen können. „Diese Informationen sind für hydrologische Modelle zur Vorhersage von Sturzfluten und Überschwemmungen von Bedeutung und ermöglichen Schutzmaßnahmen wie etwa Bachverbauungen, angemessener zu dimensionieren“, unterstreicht Kirchengast die hohe Relevanz der Erkenntnisse.

„Außerdem erlauben sie eine realistischere Gefahren- und Schadensabschätzung. Und gleichzeitig können wir in der Forschung durch die neuen Erkenntnisse Wetter- und Klimamodelle verbessern, für zuverlässigere Prognosen und Szenarien kleinräumiger Wetterextreme“, so Kirchengast.

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